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Betriebliche Liegenschaften: Pflegereduzierte Begrünung

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Pflegereduzierte Begrünungen auf betrieblichen Liegenschaften

Pflegereduzierte Begrünungen auf betrieblichen Liegenschaften

Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Liegenschaften nachhaltiger und klimaresilienter zu gestalten, ohne dabei unverhältnismäßig hohe Pflegekosten zu verursachen. Pflegereduzierte Begrünungen – also Grünflächen und Bepflanzungen mit minimiertem Pflegeaufwand – gewinnen dabei an Bedeutung. Die Motivation hinter diesem Thema ist sowohl aktueller Natur – etwa durch Klimawandel, Biodiversitätskrise und einen gesellschaftlichen Wertewandel hin zu mehr Nachhaltigkeit – als auch betriebswirtschaftlich getrieben, da Unternehmen zunehmend ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis und positives Öffentlichkeitsimage durch begrünte Liegenschaften anstreben. Pflegereduzierte Begrünungen auf betrieblichen Liegenschaften sind kein Widerspruch, sondern eine zukunftsweisende Symbiose aus Ökologie und Ökonomie. Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, dass es möglich ist, naturnahe Grünkonzepte im Unternehmensumfeld zu realisieren, die eine Vielzahl an Vorteilen bieten – von biologischer Vielfalt über Mitarbeitermotivation bis hin zu Kosteneinsparungen – und dies mit einem überschaubaren, gut planbaren Pflegeaufwand.

Entscheidend für den Erfolg solcher Maßnahmen ist eine integrative Planung: Technische Voraussetzungen müssen beachtet, organisatorische Abläufe angepasst und rechtliche sowie normative Vorgaben eingehalten werden. Genauso wichtig ist die Kultur des Miteinanders im Unternehmen: Pflegereduzierte Begrünungen verändern das Erscheinungsbild und teilweise auch Gewohnheiten (z.B. dass eine Wiese erst spät im Jahr gemäht wird). Eine offene Kommunikation und Einbindung aller Betroffenen schafft Akzeptanz und sogar Stolz auf die neu geschaffenen Naturflächen.

Pflegeleichte Begrünung ist ein Gewinn – für Unternehmen, für Mitarbeiter, für Gesellschaft und Umwelt. Die Vision, die daraus erwächst, ist die einer Industrie- und Gewerbelandschaft, die nicht mehr im Gegensatz zur Natur steht, sondern Teil von ihr ist. Betriebliche Liegenschaften könnten selbstverständliche Grüne Oasen in unseren Städten sein – mit blühenden Dächern, summenden Wiesen und kühlenden Fassaden, gepflegt mit leichter Hand vom Facility Management. Das betriebliche Grün der Zukunft ist artenreich, resilient – und pflegeleicht.

Ziele und Nutzen pflegereduzierter Begrünungen

Nutzen pflegereduzierter Begrünungen

  • Ökologische Nachhaltigkeit und Biodiversität: Naturgemäß angelegte Grünflächen fördern die Artenvielfalt und ökologischen Funktionen im Siedlungsraum. Wildblumenwiesen, extensive Dachbegrünungen und begrünte Fassaden bieten Lebensräume für Insekten und Vögel, was in dicht besiedelten Gewerbe- und Industriegebieten einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz leistet. So können beispielsweise artenreiche Biodiversitätsdächer mit heimischen Wildpflanzen als Trittsteine im urbanen Raum dienen. Gleichzeitig verbessern grüne Areale das Mikroklima vor Ort, indem sie Staub binden und Lärm dämpfen – insbesondere wenn Dach- und Fassadenbegrünungen einbezogen werden. Unternehmen demonstrieren durch solche Maßnahmen Verantwortung für die Umwelt und können einen spezifischen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung leisten.

  • Klimaresilienz und Gebäudeschutz: Begrünte Gebäude sind besser an Klimaextreme angepasst. Gründächer reduzieren Temperaturspitzen, schützen die Dachabdichtung vor UV-Strahlung und vermindern die Aufheizung im Sommer durch Verdunstung und Verschattung. Untersuchungen zeigen, dass begrünte Flachdächer extreme Temperaturen abmildern und Baumaterialien vor vorzeitiger Alterung schützen, da Infrarot- und UV-Strahlung signifikant reduziert werden. Zugleich wirken sie als natürliche Regenwasserrückhaltebecken: Substratschicht und Vegetation können bis zu 50 % des Niederschlags aufnehmen und zeitverzögert abgeben, wodurch Kanalisation und Entwässerungssysteme entlastet werden. Damit leisten begrünte Flächen einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz und helfen Unternehmen, sich auf zunehmende Starkregenereignisse infolge des Klimawandels einzustellen. Auch Fassadenbegrünungen wirken temperaturregulierend – sie halten im Sommer Fassadenflächen kühl und können im Winter als zusätzliche Dämmschicht dienen – und fangen Niederschlag sowie Staub auf, bevor diese auf die Gebäudehülle treffen.

  • Betriebswirtschaftliche Effizienz: Ein zentrales Anliegen im unternehmerischen Kontext ist die Kosten-Nutzen-Relation von Begrünungsmaßnahmen. Pflegereduzierte Grünkonzepte versprechen langfristig Kosteneinsparungen gegenüber konventionell intensiv gepflegten Anlagen. Eine Analyse der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) ergab beispielsweise, dass naturnah gestaltete Außenflächen häufig geringere Pflegekosten verursachen als intensiv betreute Zierflächen. Kosten für Düngemittel und Pestizide entfallen völlig, während zugleich weniger Pflegegänge notwendig sind. Ein Praxisbeispiel: Ein Unternehmen konnte durch die Umwandlung eines 600 m² großen repräsentativen Rasens in eine Wildblumenwiese die Mähfrequenz von sechs- bis achtmal jährlich auf nur noch ein- bis zweimal reduzieren und damit rund 60 % der bisherigen Pflegekosten einsparen. Überdies können Unternehmen durch Entsiegelung von Flächen Gebühren sparen – viele Kommunen erheben getrennte Abwassergebühren, bei denen die versiegelte Fläche maßgeblich ist. Durch das Anlegen von begrünten, wasserdurchlässigen Flächen (z.B. Gründächern oder entsiegelten Parkplatzflächen) lässt sich die Niederschlagswassergebühr deutlich reduzieren. In der Praxis gewähren nahezu alle deutschen Kommunen bei nachgewiesener Flächenentsiegelung oder Dachbegrünung eine Reduktion dieser Gebühr um durchschnittlich 50 %. Kombiniert mit öffentlichen Förderprogrammen – viele Städte bezuschussen Dach- und Fassadenbegrünungen mit bis zu 50 % der Investitionskosten – ergibt sich auch finanziell ein attraktives Bild für Unternehmen. Zudem kann naturnahe Gestaltung als vorgezogene

  • Kompensationsmaßnahme dienen: Werden Firmenareale ökologisch aufgewertet, können diese Flächen gemäß § 135a BauGB in ein Ökokonto eingebracht und bei späteren Bauprojekten als Ausgleich für Eingriffe in Natur und Landschaft angerechnet werden. Ein grünes Firmengelände wird so zur strategischen Reserve, die künftige Entwicklung erleichtern und beschleunigen kann.

  • Aufenthaltsqualität und Mitarbeiterwohlbefinden: Die Qualität der Arbeitsumgebung hat nachweislich Einfluss auf das Wohlbefinden und die Motivation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Begrünte Firmenareale – sei es ein kleiner Firmengarten, begrünte Innenhöfe oder einfach naturnah gestaltete Freiflächen zwischen Gebäuden – bieten Erholungs- und Entspannungsmöglichkeiten in Pausen und fördern ein angenehmeres Betriebsklima. Bereits kurze Aufenthalte in einer grünen Umgebung können Stress reduzieren und die Stimmung heben, wie Studien zum Naturerleben zeigen. Durch Pausengärten oder Sitzgelegenheiten im Grünen erhalten Beschäftigte Gelegenheit, abzuschalten und neue Kraft zu schöpfen, was die Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit steigert. Darüber hinaus verbessern ansprechend gestaltete Außenanlagen auch die Kommunikation und den informellen Austausch unter Kolleginnen und Kollegen – Begegnungszonen im Grünen laden zu Gesprächen jenseits des formellen Arbeitsumfelds ein und stärken so den Teamzusammenhalt. Unternehmen, die ihren Mitarbeitern solche Qualitäten bieten, positionieren sich als attraktive Arbeitgeber. Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels kann ein grünes, lebenswertes Arbeitsumfeld ein „weicher“ Standortfaktor sein, der zur Mitarbeiterbindung beiträgt.

  • Image und Außenwirkung: Schließlich spielen begrünte Liegenschaften auch eine bedeutende Rolle in der Außendarstellung eines Unternehmens. Das Firmengebäude und sein Gelände sind Teil der Visitenkarte eines Unternehmens – Kunden, Partner und Gäste nehmen unbewusst wahr, ob sie von kahlen Asphaltflächen oder von begrünten Eingangsbereichen empfangen werden. Ein grünes Umfeld signalisiert Modernität, Verantwortungsbewusstsein und Innovationsfreude. Unternehmen können dadurch ihr Umwelt- und Nachhaltigkeitsengagement sichtbar kommunizieren. In Zeiten, in denen Corporate Social Responsibility (CSR) und ökologisches Bewusstsein gesellschaftlich hoch angesehen sind, kann ein naturnah gestaltetes Betriebsgelände das Unternehmensimage deutlich aufwerten. Zahlreiche Firmen nutzen mittlerweile diese Chance der Imagepflege aktiv, indem sie Umweltschutz und Lebensqualität am Arbeitsplatz zu Teilen ihrer Unternehmensphilosophie erklären und durch die Gestaltung ihrer Liegenschaften greifbar demonstrieren. So werden grüne Firmengelände quasi zum „lebenden Logo“ der Firma.

  • Nicht zuletzt honorieren auch öffentliche Stellen solche Bemühungen: Es gibt Auszeichnungen wie „Blühende Betriebe“, mit denen Umweltministerien oder Kommunen Unternehmen prämieren, die auf ihren Außenflächen vorbildlich Arten- und Insektenvielfalt fördern. Eine solche Auszeichnung kann die positive Außenwirkung weiter verstärken und Skeptiker im eigenen Haus von der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges überzeugen.

  • Es lässt sich feststellen, dass pflegereduzierte Begrünungen vielfältigen Nutzen stiften – ökologisch, ökonomisch wie auch sozial. Natürlich können nicht in jedem Projekt alle Ziele gleichermaßen erreicht werden; mitunter erfordert die Priorisierung eines Aspekts Kompromisse bei einem anderen (beispielsweise maximale Biodiversität vs. hochrepräsentative Ordnung). Dennoch bietet die integrative Betrachtung im Rahmen des Facility Managements eine Chance, optimale ganzheitliche Lösungen zu entwickeln, die sowohl den Unternehmensinteressen als auch gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden.

Begriffsbestimmung und konzeptioneller Rahmen

  • Der Begriff „pflegereduzierte Begrünung“ bezeichnet in diesem Kontext Grünflächen und Vegetationssysteme, die so konzipiert sind, dass ihr Unterhaltsaufwand minimal ist, ohne dass die Funktionen der Begrünung (ökologisch, gestalterisch, technisch) verloren gehen. Wichtig ist die Abgrenzung zu „pflegefrei“ – vollständig wartungsfreie Begrünungen gibt es in der Praxis nicht, da jede Vegetationsfläche zumindest kontrolliert und gelegentlich gepflegt werden muss (z.B. Entfernen von unerwünschtem Aufwuchs oder Schadkontrolle). Pflegereduziert bedeutet jedoch, dass durch geeignete Planung und Pflanzenwahl die Frequenz und Intensität der Pflegemaßnahmen deutlich verringert werden kann. Oft wird synonym auch von pflegeleichten oder pflegearmen Anlagen gesprochen.

  • Im Rahmen des Facility Managements sind Grünflächen Teil des infrastrukturellen Facility Services. Während in der Vergangenheit Unternehmensgrün oft als Nebensache betrachtet und in erster Linie auf Repräsentation („englischer Rasen“, formale Beete) ausgerichtet war, setzt sich heute ein erweitertes Verständnis durch: Grünanlagen werden als wertgebende Assets des Standorts gesehen, die es professionell zu managen gilt. GEFMA, der Deutsche Verband für Facility Management, definiert in seinen Richtlinien das Flächenmanagement für Außenanlagen als integralen Bestandteil des FM, einschließlich Planung, Bewirtschaftung und Pflege. Pflegereduzierte Begrünungskonzepte passen ideal in dieses Verständnis, da sie den Lebenszyklusgedanken unterstützen – über die gesamte Nutzungsdauer einer Liegenschaft werden Aufwand und Nutzen optimiert. Hier kommt der Ansatz des „planungs- und baubegleitenden Facility Managements“ ins Spiel: Schon bei Neubau oder Sanierung sollte das FM einbezogen werden, um Begrünungsmaßnahmen hinsichtlich späterer Bewirtschaftung und Instandhaltung mitzugestalten (Stichwort: Maintainability). Ein praktisches Beispiel wäre, dass die Statik eines Neubaus gleich für eine Dachbegrünung bemessen wird, anstatt diese erst nachträglich mit teuren Verstärkungen realisieren zu müssen. Ebenso sollte bei Bestandsgebäuden vor einer Begrünung geklärt werden, ob die baulichen Voraussetzungen – Dachabdichtung, Traglastreserve, Fassadenbeschaffenheit – geeignet sind. Hier zeigt sich das Verhältnis zum

  • Gebäudebestand: Pflegereduzierte Begrünungen können sowohl bei Neubauten als auch im Bestand umgesetzt werden, allerdings sind im Bestand oft zusätzliche Anpassungen nötig (z.B. Nachrüstung von Wurzelschutz oder Verstärkung von Dachrandabschlüssen).

  • Ein weiterer konzeptioneller Aspekt ist die Einordnung der verschiedenen Intensitätsstufen der Begrünung. In der Fachliteratur wird häufig zwischen extensiver und intensiver Begrünung unterschieden. Intensive Begrünungen (z.B. Dachgärten mit Rasen, Stauden und Sträuchern, oder aufwändige Zierpflanzungen am Boden) entsprechen vom Pflegebedarf eher klassischen Gartenanlagen – mit regelmäßiger Bewässerung, mehrmaligem Schnitt pro Saison etc. Extensivbegrünungen dagegen sind bewusst naturnah gestaltet, mit Moosen, Sedum, Kräutern und Gräsern, die sich weitgehend selbst erhalten und anpassen. Entsprechend gering ist ihr Pflegeaufwand: Nach der anfänglichen Entwicklungsphase kommen extensive Grünflächen in der Regel mit 2 bis 4 Pflegegängen pro Jahr aus, während intensivere Anlagen 4 bis 8 oder mehr Pflegegänge erfordern. Zur groben Orientierung definieren einschlägige Richtlinien (z.B. die Dachbegrünungsrichtlinie der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau, FLL) einen geringen Pflegeaufwand als etwa einen Pflegegang jährlich, mittleren Aufwand als zwei bis drei pro Jahr und hohen Aufwand bei mehr als drei Pflegedurchgängen. Pflegereduzierte Begrünungen liegen demnach im Bereich „gering“ bis höchstens „mittel“ – zielen also auf ein bis drei Einsätze pro Jahr ab, sobald die Anlage etabliert ist. Dieser Richtwert macht deutlich: Das Ziel ist nicht, jegliche Pflege zu eliminieren, sondern sie auf ein Minimum zu beschränken, das kompatibel ist mit personellen und finanziellen Ressourcen des Unternehmens.

  • Aus Facility-Management-Sicht bedeutet dies, dass Grünflächen nicht mehr im engeren Sinne als „Kostenfaktor“ betrachtet werden, sondern als Investition in langfristige Vorteile. Dennoch bleiben Pflegearbeiten bestehen, die ins Wartungsregime eingetaktet werden müssen – sie sollen nur seltener und weniger arbeitsintensiv anfallen. Häufig werden solche Aufgaben an externe Fachfirmen vergeben, etwa GaLaBau-Betriebe (Garten- und Landschaftsbau), die sich auf Grünpflege spezialisiert haben. Bei pflegeleichten Anlagen ist die Ausschreibung und Vertragsgestaltung tendenziell einfacher, da weniger Turnusarbeiten anfallen; stattdessen kann man Qualitätskriterien definieren, wie z.B. „kein unerwünschter Aufwuchs über 20 cm Höhe, zwei Mal jährlich Kontrolle“. Das reduziert den Kontrollaufwand des FM und erlaubt leistungsorientierte Verträge, die sich an Ergebnissen statt an Stunden orientieren. Eine gut konzipierte pflegereduzierte Begrünung zeichnet sich außerdem dadurch aus, dass sie fehlertolerant ist – selbst wenn einmal ein Pflegetermin etwas verspätet erfolgt, führt dies nicht sofort zu dauerhaften Schäden oder einem verwilderten Aussehen. Damit bietet dieses Konzept dem Facility Management mehr Flexibilität in der Personal- und Budgetplanung.

Herausforderungen und Rahmenbedingungen

Trotz der genannten Vorteile gibt es verschiedene Herausforderungen bei der Umsetzung pflegearmer Begrünungen im Unternehmenskontext. Im Folgenden werden die maßgeblichen technischen, organisatorischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowie möglichen Hemmnisse und Lösungen erörtert.

Technische Aspekte und Voraussetzungen

  • Standort und Bauwerksbeschaffenheit: Jede Begrünung muss an den konkreten Standort (Boden, Klima, Gebäude) angepasst geplant werden. Eine zentrale technische Frage bei Dachbegrünungen ist die Tragfähigkeit des Daches. Extensive Begrünungen mit Substrat und Vegetation bringen zusätzliche Lasten. Moderne Leichtbauhallen oder Bestandsdächer müssen überprüft werden, ob die Statik z.B. 100–150 kg/m² Zusatzlast (für Substrat, Feuchtigkeit und Bewuchs) verkraften kann. Gegebenenfalls sind konstruktive Verstärkungen oder die Beschränkung auf ultraleichte Begrünungssysteme nötig. Die Dachabdichtung muss wurzelfest sein (nach FLL-Standard oder DIN EN 13948), um Schäden durch eindringende Wurzeln zu verhindern. Bei älteren Bestandsbauten empfiehlt es sich, im Zuge der Begrünung eine Erneuerung der Abdichtung und Integration einer Wurzelschutzfolie vorzunehmen.

  • Ähnliches gilt für Fassadenbegrünungen: Die Beschaffenheit der Außenwand (Putz, Dämmung, Feuchtigkeitsschutz) bestimmt, ob und welche Kletterpflanzen eingesetzt werden können. Selbstklimmende Gewächse wie Efeu oder Wilder Wein haften direkt an der Wand – intakte, rissfreie Fassaden sind hierfür Voraussetzung, da sich sonst Haftorgane in Spalten festsetzen und eventuell Putzschäden verursachen können. Andererseits können solche Pflanzen auf robustem Untergrund jahrzehntelang ohne größere Schäden wachsen und sogar einen gewissen Schutz vor Witterung bieten, indem sie die Wand vor direkter Schlagregen- oder UV-Einwirkung bewahren. Für sensiblere oder gedämmte Fassaden eignen sich gerüstgestützte Begrünungen (Rankgitter, Seilsysteme), bei denen die Pflanzen mit etwas Abstand zur Wand geführt werden. Diese benötigen jedoch eine sorgfältige Montage (Dübel, Halterungen) und erhöhen die Komplexität.

  • Pflanzenauswahl und Vegetationstechnik: Die Wahl der richtigen Arten ist entscheidend. Für pflegeextensive Anlagen kommen vorzugsweise heimische, standortangepasste Pflanzen zum Einsatz, die mit den vorhandenen Licht-, Boden- und Niederschlagsbedingungen zurechtkommen. Ein häufiger Fehler wäre etwa, auf nährstoffreichen Böden ertragreich wachsende Zierstauden zu pflanzen – diese würden ohne Rückschnitt vergeilen oder andere Arten verdrängen. Stattdessen sollte bei einer Wildblumenwiese z.B. der Boden eher mager gehalten werden, damit konkurrenzschwache Blütenpflanzen (Kräuter) sich gegen Grasarten behaupten können. Gegebenenfalls ist eine Bodenabmagerung (Einarbeiten von Sand, Kies) oder das Abtragen humusreicher Oberbodenauflagen sinnvoll, um ein nährstoffarmes Substrat zu schaffen, das automatisch das Wachstum drosselt. Solche fachlichen Kniffe senken langfristig den Pflegebedarf, weil sie das ökologische Gleichgewicht auf niedrigem Nährstoffniveau halten – unerwünschte „Unkräuter“ wie Löwenzahn oder Brennnesseln, die hohe Nährstoffwerte lieben, siedeln sich dort kaum an. Stattdessen dominieren spezialisierte Arten, die oft auch trockenheitsverträglich sind, z.B. Thymian, Mauerpfeffer (Sedum), Ziest, Schafgarbe, Wildgräser. Diese müssen kaum oder gar nicht bewässert werden und überstehen auch Hitzeperioden.

  • Für Dachbegrünungen greifen Fachplaner auf erprobte Pflanzengesellschaften zurück: Bei klassischen Extensivbegrünungen sind Sedum-Moos-Mischungen verbreitet, da sie extrem anspruchslos und regenerationsfähig sind. Allerdings ist ihr ökologischer Wert begrenzt. Anspruchsvollere Konzepte wie Biodiversitätsdächer setzen daher auf vielfältige Saatgutmischungen heimischer Wildblumen und -gräser. Hier hat sich gezeigt, dass aus einer anfänglich breit gestreuten Mischung (oft 50–100 Arten) nach einigen Jahren eine angepasste Pflanzengemeinschaft von etwa der Hälfte der Arten übrigbleibt. Dieser natürliche Selektionsprozess („Survival of the fittest“ auf dem spezifischen Standort) sorgt dafür, dass ein stabiles, resilientes Vegetationsbild entsteht und Monokulturen vermieden werden. Wichtig ist dabei, zu Beginn genügend Vielfalt zuzulassen – nur so kann sich langfristig eine robuste Artenkombination etablieren. Auch Totholz oder Steine können bewusst integriert werden, um Lebensräume für Insekten und Reptilien zu schaffen und die ökologische Funktionalität zu erhöhen.

  • Wasser- und Nährstoffmanagement: Pflegereduzierte Begrünungen sollten idealerweise ohne ständige Bewässerung und Düngung auskommen. Dennoch sind technische Einrichtungen wie Bewässerungssysteme mancherorts sinnvoll, zumindest für Extremsommer oder die Startphase. Eine automatische Tropfbewässerung mit Feuchtesensor kann so gesteuert werden, dass nur im Notfall gewässert wird. Oft genügt es aber, robustere Strategien zu fahren: Beispielsweise werden Wildblumenwiesen nach der Ansaat zunächst gut eingeschlämmt, später jedoch nicht mehr bewässert, damit sich trockenheitsangepasste Arten durchsetzen. Düngergaben sollten bei extensiven Anlagen grundsätzlich vermieden werden, da sie unerwünscht das Wachstum beschleunigen würden. Stattdessen verlässt man sich auf den Nährstoffkreislauf der Fläche: Beim jährlichen Schnitt (Mähgut abräumen!) werden Nährstoffe entzogen, was den Boden langfristig mager hält. Einige Systeme nutzen auch technische Kniffe wie Nährstoffdepots oder Langzeitdünger, die im Substrat langsam freigesetzt werden, um anfangs ein Anwachsen zu fördern, danach aber keine ständige Nachdüngung erfordern. Insgesamt gilt: Die Selbstregulationsfähigkeit der Pflanzdecke soll unterstützt werden – z.B. durch genügend Substrathöhe auf Dächern, damit ein Wasserspeicher vorhanden ist, der über Trockenphasen hilft. Eine zu dünne Substratschicht (wie bei älteren Gründächern mit nur 5 cm) trocknet schnell aus und lässt nur wenige Pionierarten zu. Hier lohnt es sich, technisch etwas mehr zu investieren (z.B. 12 cm Substrat aufzubringen, falls statisch möglich), um langfristig Pflegesicherheit zu haben.

  • Zugänglichkeit und Sicherheit: Technische Rahmenbedingungen betreffen auch die Erreichbarkeit der begrünten Bereiche für Wartung und Kontrolle. Auf Dächern müssen Sicherungseinrichtungen (Absturzsicherungen, Anschlagpunkte für Gurte etc.) vorhanden sein und regelmäßig geprüft werden. Bei Fassadenbegrünungen ist die

  • Zugangsmöglichkeit entscheidend: Bodengebundene Begrünungen lassen sich vom Boden oder kleinen Leitern aus pflegen, aber wandgebundene Systeme an höheren Fassaden erfordern Hebebühnen oder Gerüste. Wenn bei der Planung nicht bedacht wird, wie Gärtner an alle Bereiche gelangen, kommt es später zu Vernachlässigung an schwer zugänglichen Stellen. Daher sollten bereits in der Bauplanung eventuell Wartungsstege, Tritte oder Anschlagpunkte eingeplant werden. Bei wandgebundenen Begrünungen (z.B. modularen „Living Walls“ mit integrierten Pflanzkästen) sind zusätzlich technische Anlagen wie Bewässerungsleitungen, Pumpen und Nährstoffzufuhrsysteme vorhanden, die ebenfalls instand gehalten werden müssen. Hier sind regelmäßige Inspektionen auf Dichtheit, Verstopfung oder Pumpenausfälle nötig – der Pflegeaufwand umfasst also nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Technik. Aus technischer Sicht kann diese Komplexität ein Argument dafür sein, im Sinne der Pflegereduzierung eher einfache, schwerkraftbasierte Systeme zu bevorzugen (z.B. Regenwassernutzung, Schwerkraftbewässerung aus einem Reservoir) und auf allzu anfällige High-Tech-Lösungen zu verzichten, sofern es die Rahmenbedingungen zulassen.

Organisatorische und personelle Aspekte

Die erfolgreiche Einführung pflegeleichter Begrünungen erfordert organisatorische Anpassungen und Kompetenzen im Facility Management. Eine wesentliche Rolle spielt die frühzeitige Einbindung aller Stakeholder: Nutzer der Immobilie (z.B. verschiedene Abteilungen), die Geschäftsführung, der Sicherheitsbeauftragte und natürlich die FM-Abteilung selbst müssen informiert und beteiligt werden, damit die Begrünung akzeptiert und unterstützt wird. Erfahrungsgemäß gibt es in Firmen oft Vorbehalte gegen naturnahes Grün – etwa vonseiten des Vertriebs oder Marketings, die ein tadelloses Erscheinungsbild wünschen und befürchten, Wildwiesen könnten ungepflegt wirken. Diese Bedenken gilt es proaktiv aufzufangen, beispielsweise durch Visualisierungen, Beispiele anderer Unternehmen oder den Hinweis auf mögliche Auszeichnungen und PR-Effekte (was wiederum Marketing-Aspekte positiv bedient). Organisatorisch kann ein interner Projektverantwortlicher benannt werden, der als Ansprechpartner fungiert und zwischen den Fachplanern (Landschaftsarchitekten) und dem Unternehmen vermittelt.

Im Betrieb selbst ist zu klären, wer die Restpflege durchführt. Oft übernimmt dies ein externer Dienstleister (GaLaBau-Unternehmen oder FM-Dienstleister mit Grünpflege-Sparte). In diesem Fall müssen die Leistungsverzeichnisse genau angepasst werden: Anstelle von wöchentlichen Mäharbeiten oder aufwändiger Beetpflege werden z.B. jährliche Mäh- und Schnittarbeiten sowie vierteljährliche Kontrollgänge vereinbart. Der Dienstleister sollte Erfahrung mit extensiven Anlagen haben, damit er die Fläche nicht fälschlich „überpflegt“ – es kam vor, dass uninstruierte Gärtner eine Wildblumenwiese aus Gewohnheit viel zu früh oder zu oft mähen und damit ihre ökologische Entwicklung stören. Hier hilft es, Pflegestandards schriftlich festzuhalten und eventuell durch Schulungen zu begleiten. Bei Dachbegrünungen ist beispielsweise in den ersten zwei Jahren eine Entwicklungspflege erforderlich (laut FLL-Richtlinie), die sicherstellt, dass sich die Pflanzdecke lückenlos etabliert. Danach geht sie in die Unterhaltungspflege über. Vertraglich kann man definieren, dass in der Entwicklungsphase noch intensiver betreut wird (z.B. vierteljährlich Unkraut entfernen, wässern bei Trockenheit), später aber nur noch ein Minimalregime gilt. Diese Übergänge müssen organisiert und überwacht werden.

Für das interne FM-Personal bedeutet pflegereduziertes Grün einerseits weniger Routineeinsätze, andererseits aber erhöhten Bedarf an Know-how, um die Flächen richtig zu beurteilen. So sollten Hausmeister oder Objektbetreuer in der Lage sein, den Zustand der Begrünung zu kontrollieren und einzuschätzen, ob Eingriffe nötig sind (z.B. ob invasive Fremdpflanzen aufkommen, ob eine Nachsaat erforderlich wäre, ob Schäden an technischen Teilen vorliegen). Es kann sinnvoll sein, interne Schulungen durchzuführen oder Patenschaften für bestimmte Flächen zu vergeben. Manche Unternehmen binden auch interessierte Mitarbeiter aus anderen Abteilungen ein, z.B. im Rahmen von Corporate-Volunteering-Aktionen („Pflanztage“ im Frühjahr). Dies fördert die Akzeptanz und entlastet geringfügig die FM-Organisation. Allerdings muss klar sein, dass die Hauptverantwortung nicht auf Freiwillige abgewälzt werden kann – im Kern bleibt die Pflege Aufgabe des professionellen Facility Services, nur eben in sehr abgespeckter Form.

Organisatorisch gilt es zudem, die Schnittstellen zu anderen Dienstleistungen zu managen (hierzu mehr im Abschnitt Schnittstellen). Beispielsweise sollte der Reinigungsdienst informiert sein, wann die Wiese gemäht wird, um dann das Gebäude von evtl. eingetragenen Grashalmen zu säubern. Oder der Winterdienst muss abgestimmt werden, damit in bepflanzten Mulden kein Salz eingebracht wird. All dies erfordert Kommunikation und klare Verantwortlichkeiten, ist aber mit gutem Willen leicht etablierbar.

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist die Dokumentation: Pflegereduzierte Anlagen sind oft Teil von Nachhaltigkeitsinitiativen des Unternehmens. Entsprechend sollte der Erfolg – etwa Einsparungen an Kosten, Anzahl beobachteter Tierarten, Resonanz von Mitarbeitern – erfasst und kommuniziert werden. Dies kann etwa in den jährlichen Nachhaltigkeitsbericht einfließen. Die FM-Abteilung kann hierdurch positive Sichtbarkeit erlangen, was wiederum die interne Unterstützung für weitere Maßnahmen erhöht.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die wirtschaftliche Betrachtung umfasst sowohl die Investitionskosten der Begrünung als auch die laufenden Kosten im Vergleich zum Status quo. Zu Beginn steht oft eine etwas höhere Investition: Die Anlage einer extensiven Dachbegrünung oder das Umwandeln von Rasenflächen in Wildwiesen erfordert initiale Aufwendungen (z.B. Anschaffung von Substrat, Saatgut, eventuell Drainageschichten, Rankhilfen an Fassaden usw.). Allerdings gibt es – wie bereits erwähnt – öffentliche Fördermittel, die einen Teil davon abfedern können. Viele Kommunen in Deutschland haben Förderprogramme aufgelegt, die typischerweise 50 % der Kosten bis zu einem Maximalbetrag bezuschussen. Beispiel: Für eine Dachbegrünung werden oft pauschal 20–40 € pro m² als Zuschuss gewährt. Zusätzlich existieren steuerliche Erleichterungen oder zinsgünstige Kredite (etwa über KfW-Programme im Rahmen energieeffizienter Sanierungen), sofern die Begrünung Teil eines größeren Sanierungspakets ist. Damit relativiert sich die Investition rasch.

Kostenvorteile durch ökologische Flächen

  • Entscheidend im Business Case sind die Ersparnisse in der Betriebsphase: Wie zuvor dargelegt, können Pflegekosten deutlich sinken – Praxiswerte nennen 50–60 % Reduktion gegenüber konventioneller Grünpflege. In € pro Quadratmeter und Jahr umgerechnet, hängt dies natürlich von der bisherigen Intensität ab: Ein Zierrasen mit Bewässerung, Düngung und 20 Mähgängen pro Jahr kostet leicht mehrere Euro pro m² und Jahr. Eine Wildblumenwiese hingegen erfordert vielleicht 1–2 Schnitte und minimale Nachpflege, was nur ein Bruchteil davon ist. Wird die Pflege extern vergeben, kann man mit Dienstleistern oft Pauschalverträge über mehrere Jahre abschließen, da der Aufwand gut prognostizierbar ist (z.B. ein Schnitt im Juli, einer im September). Das schafft Kostensicherheit.

  • Zusätzlich monetär bewerten lassen sich sekundäre Effekte: Einsparung von Abwassergebühren (durch Entsiegelung, siehe oben), längere Lebensdauer der Dachabdichtung dank Gründach (ein begrüntes Dach hält oft länger, da es vor thermischer Beanspruchung geschützt ist), eventuelle Energieeinsparungen (Gründächer und Fassaden wirken als Dämmung und können Heiz- bzw. Kühlenergie sparen). Auch synergetische Effekte mit Technik sind möglich: Im Toni-Park Augsburg etwa wurde die Dachbegrünung vorteilhaft mit einer Photovoltaikanlage kombiniert – die PV-Module profitieren von der Kühlung durch das Grün und liefern dadurch höhere Erträge. Solche Mehrfachnutzungen verbessern die

Wirtschaftlichkeit der Gesamtmaßnahme.

Nicht zuletzt kann ein Mehrwert schwer in Geld auszudrücken sein: Positive Imagewirkung und Mitarbeitergesundheit. Zwar fließt dies nicht direkt in die FM-Kostenrechnung ein, doch es kann indirekt große wirtschaftliche Bedeutung haben – etwa wenn durch ein attraktives Arbeitsumfeld die Fluktuation sinkt oder Kunden eher geneigt sind, mit einem ökologisch vorbildlichen Unternehmen Geschäfte zu machen.

Wirtschaftlichkeit naturnaher Begrünungslösungen

  • Versicherungsprämien beeinflussen: Beispielsweise belohnen einige Versicherungen nachhaltige Gebäudezertifizierungen (DGNB, LEED), für die Dach- oder Fassadenbegrünungen Punkte einbringen. Zwar sind dies weiche Faktoren, doch komplettieren sie das Bild der wirtschaftlichen Abwägung.

  • Es zeigen aktuelle Analysen, dass pflegeextensive Begrünungen über den Lebenszyklus betrachtet kosteneffizient sind. Zwar muss Anfangsinvestition getätigt werden, aber die Summe aus Pflegeeinsparung, Gebührenreduzierung und längerer Bauteil-Lebensdauer amortisiert diese Kosten oft in wenigen Jahren bis einem Jahrzehnt, je nach Maßnahme. Hinzu kommen die genannten indirekten Benefits. Wichtig ist jedoch, die Wirtschaftlichkeit realistisch zu prognostizieren und weder Einsparungen zu überschätzen noch den nötigen Mindesteinsatz komplett wegzurechnen. Die Erfahrung lehrt: Ganz ohne Pflegebudget sollte man nicht planen – es bleibt geboten, einen Puffer einzuplanen, etwa für Nachpflanzungen nach Extremwetterereignissen oder Schädlingsbefall. Ein robustes Begrünungskonzept hält solche Eventualposten jedoch gering.

normative Rahmenbedingungen

  • Bauleitplanung und Kommunale Satzungen: Viele Kommunen haben in Bebauungsplänen festgesetzt, dass bei Neubauten bestimmte Grünanteile vorzusehen sind – etwa begrünte Dachflächen für Flachdächer ab einer gewissen Größe. Solche Auflagen basieren auf § 9 BauGB (Bebauungspläne können Grünordnungsmaßnahmen vorsehen) und werden mittlerweile häufiger erlassen, um Stadtklima und Wasserhaushalt zu verbessern. Für Unternehmen bedeutet das: Bei Neubauprojekten sollte früh geprüft werden, ob eine Pflicht oder zumindest ein planungsrechtlicher Anreiz für Dach- oder Fassadenbegrünung besteht. In einigen Städten (z.B. Hamburg, München) gibt es auch Fördersatzungen oder Grünordnungspläne, die bei größeren Gewerbeansiedlungen eine Mindestbegrünung des Geländes verlangen. Darüber hinaus gibt es bereits Verbote so genannter Schottergärten in manchen Landesbauordnungen oder Gemeindeordnungen – stattdessen sollen unversiegelte, bepflanzte Flächen angelegt werden.

  • Dies unterstreicht den allgemeinen Trend: Rechtsrahmen und Behörden fördern explizit die naturnahe Gestaltung von Freiflächen.

  • Naturschutzrecht und Kompensation: Wie bereits erwähnt, greifen Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) und BauGB mit dem Instrument der Eingriffsregelung. Jeder bauliche Eingriff in Natur und Landschaft muss kompensiert werden (BNatSchG § 15). Dabei können betriebliche Grünflächen als Ausgleichsflächen dienen, sofern sie bestimmte ökologische Qualitäten aufweisen. Unternehmen können durch vorausschauende Begrünung Maßnahmen als sogenannte vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen durchführen und behördlich anerkennen lassen, was dann in einem Ökokonto gutgeschrieben wird. Wenn später etwa eine Betriebserweiterung genehmigt werden muss, können diese Guthaben an Ausgleichsfläche angerechnet werden. Dies erfordert Abstimmung mit der Naturschutzbehörde, bietet aber einen deutlichen Mehrwert. Rechtsrahmen hierfür sind neben dem Bundesnaturschutzgesetz auch entsprechende Verordnungen der Länder und Verwaltungsvorschriften. Die erfolgreiche Umsetzung solcher Modelle – wie im Beispiel der Roche in Penzberg, wo ein Regenrückhaltebecken naturnah gestaltet wurde und sich zum Biotop entwickelte – hängt davon ab, dass frühzeitig mit den Behörden kooperiert wird.

  • Klima günstig: Politik und Verwaltung begrüßen private Begrünungsinitiativen, sodass Genehmigungen in der Regel unproblematisch sind, sofern sicherheits- oder baurechtliche Belange (Statik, Brandschutz etc.) beachtet werden.

  • Technische Normen und Regeln: Auf technischer Ebene gibt es eine Reihe von Normen und Richtlinien, die einschlägig sind. Die FLL (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V.) hat als Standardwerk die „Richtlinie für die Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen“ herausgegeben (aktuelle Ausgabe 2018). Darin sind Anforderungen an Substrat, Schichtenaufbau, Pflanzen und Pflegeintervalle normiert. Während die FLL-Richtlinien keinen Gesetzesstatus haben, werden sie doch von Gerichten im Streitfall als anerkannte Regeln der Technik herangezogen und dienen Architekten als Planungsgrundlage. Ähnliches gilt für die FLL-Richtlinie zur Fassadenbegrünung, die Empfehlungen zu Klettersystemen, Pflanzenwahl und Pflege gibt. Auf europäischer Normungsebene existiert DIN EN 13561 (Wurzelschutz bei Dächern) oder DIN EN 15804 (Nachhaltigkeitsbewertung von Bauprodukten – für Substrate relevant). National sind Normen der Reihe DIN 18915 ff. zu nennen (Vegetationstechnik im Landschaftsbau), insbesondere DIN 18919, die Leistungen für Entwicklung und Unterhaltung von Grünflächen beschreibt und somit eine Grundlage für Pflegeverträge darstellt. Sie definiert zum Beispiel, was in einer Entwicklungspflegephase zu leisten ist (Wässern, Nachsäen, Jäten etc.) und ab wann eine Fläche als hergestellt gilt. Diese Norm kann man sinngemäß auch auf Dach- und Fassadenbegrünungen übertragen. Für sicherheitstechnische Belange greifen die DGUV-Vorschriften (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) z.B. bezüglich Absturzsicherung auf Dächern (DGUV Regel 101-016) – relevant, wenn Mitarbeiter oder Externe zur Pflege aufs Dach müssen. Brandschutzrechtlich gibt es in den Musterbauordnungen wenige explizite Vorschriften zu Begrünungen; allerdings fordern einige Feuerwehren Trennstreifen aus Kies bei großen Dachbegrünungen, um eine Ausbreitung von Feuer über trockenes Vegetationsmaterial zu erschweren. Auch ist darauf zu achten, dass Fassadenbegrünung nicht in Brandschneisen (Abstände zwischen Gebäuden) unkontrolliert als „Brandbrücke“ dienen – in der Praxis wird dies aber als geringes Risiko eingeschätzt, sofern die Bepflanzung vital und feucht ist.

  • Es bieten die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland mehr Chancen als Hürden für pflegereduzierte Begrünungen. Viele Vorgaben – ob aus Umweltrecht oder Bauleitplanung – fördern sogar solche Maßnahmen. Normen und Richtlinien liefern ein erprobtes Gerüst für die technische Umsetzung. Das Facility Management sollte diese Rahmen kennen und nutzen: Indem man sich im Normendschungel zurechtfindet und Behördenkontakte pflegt, lassen sich Synergien heben und Rechtssicherheit erlangen. Beispielsweise kann eine technisch sauber nach FLL-Richtlinie ausgeführte Begrünung bei Abnahme durch einen Sachverständigen dokumentiert werden, was im Haftungsfall (etwa ein Wasserschaden) belegt, dass nach „anerkannten Regeln der Technik“ gearbeitet wurde. So verbinden sich normative Sicherheit und praktische Qualität.

Mögliche Formen pflegereduzierter Begrünung

Im folgenden Abschnitt werden die wichtigsten Begrünungsformen, die sich für betriebliches Gelände mit reduziertem Pflegeaufwand eignen, systematisch aufgearbeitet. Jede Form wird hinsichtlich ihrer Charakteristika, Anforderungen, Vorteile und Pflegeansprüche beleuchtet. Dabei handelt es sich um Dachbegrünungen, bodenbezogene Pflanzungen mit Bodendeckern und robusten Gehölzen, Wildblumenwiesen sowie Fassadenbegrünungen als typische Kategorien. Diese Formen können je nach Objekt einzeln oder in Kombination zum Einsatz kommen.

Extensive Dachbegrünung

Die extensive Dachbegrünung ist eine der am weitesten verbreiteten Formen pflegeleichter Begrünung im städtischen Bereich. Sie bezeichnet Vegetation auf Dachflächen, die selbstständig ohne intensive Pflege überdauern kann. In Abgrenzung zur intensiven Dachbegrünung (Dachgärten mit Rasen, Sträuchern, Teichen etc.) sind extensive Gründächer nicht für eine aktive Nutzung durch Menschen vorgesehen, sondern dienen hauptsächlich ökologischen und bauklimatischen Funktionen. Typischerweise sind sie auf Flachdächern oder flach geneigten Dächern (bis ca. 15° Neigung) zu finden. Auch Steildächer können extensiv begrünt werden, erfordern dann aber zusätzliche Maßnahmen gegen Abrutschen des Substrats.

Mehrwert durch extensive Gründächer

  • Aufbau und Pflanzen: Das klassische Extensiv-Gründach besteht aus einem mehrschichtigen Aufbau: Wurzelschutzfolie (sofern nicht bereits in Dachabdichtung integriert), Drain- und Wasserspeicherschicht, Filtervlies, Substratschicht (meist 6–15 cm mächtig) und der Vegetationsdecke. Als Pflanzen werden häufig Sedum-Arten (Mauerpfeffer, Fetthennen), Moose und Kräuter eingesetzt, da sie Trockenperioden überstehen und flachwurzelnd sind. Sedum sprosst schnell und bildet in 1–2 Vegetationsperioden einen dichten Teppich, der Dachflächen lückenlos bedecken kann. Darüber hinaus werden zunehmend Saatmischungen mit trockenheitsverträglichen Wildkräutern und Gräsern verwendet, um die Artenvielfalt zu erhöhen – Beispiele sind Mauerpfeffer kombiniert mit Thymian, Schafschwingel (Festuca), Hauswurz (Sempervivum) und Grasnelken. Dr. Reinhard Witt, ein Pionier ökologischer Gründach-Pflanzungen, empfiehlt z.B. eine Mischung aus zahlreichen Wildblumen und -gräsern, ergänzt um Blumenzwiebeln, um über die Jahre ein artenreiches Biotop zu etablieren. Wichtig ist, dass das Substrat nährstoffarm und leicht ist (eine Mischung aus Bims, Lava, Ziegelbruch o. ä. mit etwas organischem Anteil), damit die Pflanzen in die Breite statt ins krautige Höhenwachstum gehen.

  • Vorteile und Funktionen: Extensive Gründächer bieten eine Reihe von Nutzen: Sie wirken als Regenwasserrückhalt (wie bereits erläutert, können sie 50 % und mehr des Niederschlags aufnehmen und zeitverzögert abgeben), entlasten somit Kanalnetze und reduzieren Überschwemmungsrisiken. Gleichzeitig verbessern sie das Stadtklima, indem sie verdunsten (latente Kühlung) und die Aufheizung von Dachflächen verhindern. Die Temperatur auf einem begrünten Dach bleibt im Sommer deutlich niedriger als auf Bitumen- oder Blechdächern, was auch das Gebäude darunter kühlt. Im Winter wirken sie geringfügig dämmend gegen Wärmeverluste. Besonders wirksam sind Gründächer auch als Schutz der Dachabdichtung: Sie bewahren die Dachhaut vor extremen Temperaturschwankungen und mechanischer Beanspruchung (z.B. durch Hagelschlag) und verlängern so deren Lebensdauer. Hinzu kommt die CO₂-Bindung und Feinstaubfilterung durch die Pflanzen, was zwar pro Dachfläche überschaubar ist, in Summe aber einen positiven Effekt für die Umwelt hat. Nicht zuletzt entsteht ein ästhetischer Gewinn – anstelle einer grauen Kies- oder Folienfläche sieht man vom benachbarten Gebäude oder höheren Standort aus eine grüne Oase. Mitarbeiter in höher gelegenen Büros oder Besucher auf Aussichtspunkten nehmen dies positiv wahr.

  • Besondere Herausforderungen: Obwohl pflegeleicht, bergen Gründächer ein paar spezifische Herausforderungen. Zum einen die Zugänglichkeit: Gebäude mit begrünten Dächern brauchen sichere Zugänge (Dachausstieg, Geländer/Haken) für die Gärtner und Techniker. Zum zweiten das Thema Fremdaufwuchs: In einiger Umgebung (z.B. in der Nähe von Pappeln oder Kiefern) können Samen auf das Dach geweht werden, die dort keimen. Ohne Pflege könnten so im Laufe der Jahre kleine Bäume entstehen, die mit ihren Wurzeln das Dach beschädigen. Daher ist der jährliche Kontrollgang unerlässlich, um solche Einwanderer zu entfernen. Weiterhin muss man Extremwetter im Blick behalten: Eine längere Dürre kann – trotz sonstiger Genügsamkeit – bei frisch angelegten Dächern oder sehr flachgründigen Systemen Schäden verursachen. Hier sollte vorsorglich die Möglichkeit zur Bewässerung bestehen (zumindest ein Wasseranschluss in der Nähe und Schlauchführungen), um im Notfall eingreifen zu können. Winter und Frost machen Extensivbegrünungen normalerweise nichts aus; Staunässe im Winter sollte aber vermieden werden. Schließlich sei erwähnt, dass Dachbegrünungen in Kombination mit anderen Technikflächen geplant werden können: Auf vielen Industriebauten werden heute Solarenergie und Begrünung gekoppelt. Studien und Praxis zeigen, dass PV-Module auf Gründächern etwas effizienter arbeiten, weil die Umgebung gekühlt wird. Hier muss das FM dann allerdings im Blick haben, dass die Module die Begrünung nicht übermäßig verschatten (was manche Pflanzen zurückdrängt) und dass bei Wartung der Solaranlage gegebenenfalls Pflanzentrays temporär entfernt werden müssen. Insgesamt jedoch gelten extensive Gründächer als Problemlöser statt Problemverursacher – sie laufen im Hintergrund und bedürfen weniger Aufmerksamkeit als viele gebäudetechnische Anlagen.

  • Pflegeaufwand: Extensive Dächer sind explizit darauf ausgelegt, pflegearm zu sein. Nach der Begrünung findet in der Regel eine Fertigstellungspflege und Entwicklungspflege statt, oft im Rahmen der Gewährleistung durch die ausführende Firma, über 1–2 Jahre. In dieser Phase wird kontrolliert, ob die Vegetation anwächst, es wird ggf. bewässert (v.a. bei Sprossenausbringung in Trockenperioden) und unerwünschter Aufwuchs entfernt (z.B. keimende Birken oder Kiefern, die der Wind anträgt). Ist die Dachfläche erst etabliert, reduziert sich die Unterhaltungspflege auf wenige Einsätze im Jahr. Idealerweise genügt 1–2 Mal jährlich eine Kontrolle und Pflege. Laut Dr. Witt sind seine wildpflanzenreichen Dächer nach einer Anfangszeit sogar quasi „Selbstläufer“ – er berichtet, dass nach einer etwa dreimonatigen Startphase mit eventuell nötiger Wässerung die Dachbegrünung sich weitgehend selbst überlassen werden kann. In seinem Konzept reicht es aus, einmal pro Jahr (im späten Winter, Februar/März) zu mähen und das Mähgut abzutransportieren. Im Herbst wird nicht geschnitten; verbliebene Stängel und Samenstände dienen Vögeln und Insekten als Nahrung und Quartier.

  • Dazu zählen: Sichtkontrollen der Vegetation, Entfernen von unerwünschten Gehölzsämlingen (damit keine Bäume aufs Dach wachsen), ggf. Nachsaat von Fehlstellen, Reinigung der Dachabläufe von Laub und Sedimenten (eine ganz wichtige Aufgabe, damit es nicht zu Überstau kommt). Auch das Freihalten von Wartungswegen und technischen Aufbauten (Klimageräte, Lüftungsauslässe) ist Teil der Pflege – sprich: Pflanzen zurückschneiden, die in Bereiche wachsen, wo sie nicht sein sollen. Im Mittel lässt sich sagen, dass 2 Pflegegänge pro Jahr ausreichend sind, um den ordnungsgemäßen Zustand zu erhalten. Bei sehr großen Dachflächen kann diese Frequenz auch nur einmal jährlich pro Teilfläche erfolgen, solange in Summe alles überprüft wird.

Bodendecker und pflegeleichte Pflanzungen am Boden

  • Traditionell wurden Firmengelände häufig mit intensiv gepflegten Zierpflanzungen gestaltet: kurz geschnittene Rasenflächen, Beete mit einjährigen Wechselbepflanzungen, Formhecken wie Buchsbaum, und teils auch Steingärten oder Kiesflächen als „pflegeleicht“ missverstanden. Heute geht der Trend dahin, auch am Boden verstärkt dauerhafte, bodendeckende und strukturreiche Pflanzungen einzusetzen, die deutlich weniger Aufwand erfordern und ökologisch wertvoller sind.

  • Bodendeckerpflanzungen: Bodendecker sind niedrig wachsende, flächig sich ausbreitende Stauden oder Kleingehölze, die den Boden dicht bedecken. Ihr Vorteil: Sie unterdrücken Unkrautwuchs und halten die Feuchtigkeit im Boden, wodurch Gießen und Jäten stark reduziert werden. Klassische Bodendecker wie Kleines Immergrün (Vinca minor) oder Efeu (Hedera helix) sind seit langem bewährt – sie bilden immergrüne Teppiche auch an schattigen Standorten. Für sonnige Bereiche gibt es attraktive Alternativen, z.B. Polster-Thymian, Sand-Thymian, Steppensalbei, Storchschnabel (Geranium sanguineum) oder Fetthenne (Sedum).

  • Viele dieser Pflanzen haben zudem einen ökologischen Mehrwert: Thymian und Salbei etwa bieten Bienen und Schmetterlingen Nahrung, während sie zugleich trockenheitsresistent sind. Bodendecker können mit locker verteilten höheren Stauden und Gräsern kombiniert werden, um ein abwechslungsreicheres Bild zu erzeugen, ohne die Pflege zu verkomplizieren.

  • Ein Beispiel: Ein Beet entlang eines Gebäuderands lässt sich mit Flächendeckern wie Günsel (Ajuga reptans) und Pfennigkraut (Lysimachia nummularia) bepflanzen, dazwischen gruppiert man einige größere Strukturpflanzen wie Ziergräser oder Lavendel. Nach dem Anwachsen schließen die Bodendecker die Lücken und lassen kaum Raum für Wildkrautaufwuchs. Pflege beschränkt sich auf einen jährlichen Formschnitt der Ränder, um die Ausbreitung einzuschränken, sowie eventuell das Entfernen von Laub im Herbst je nach Sorte (z.B. beim Laub abwerfenden Storchschnabel).

  • Gehölze und Stauden mit geringem Pflegebedarf: Auch die Auswahl der Sträucher und Bäume entscheidet über den Pflegeaufwand. In pflegeextensiven Konzepten bevorzugt man standortgerechte, robuste Gehölze, die ohne Schnitt auskommen oder nur alle paar Jahre ausgelichtet werden müssen. Beispiele: Wildgehölze wie Hasel, Weißdorn oder Felsenbirne; sie sind anpassungsfähig, bieten Blüten und Früchte für die Tierwelt und müssen nicht akribisch in Form gehalten werden, wie es etwa bei exotischen Ziergehölzen der Fall wäre. Ebenfalls gut geeignet sind langsam wachsende und kleinbleibende Formen (dadurch kein regelmäßiger Rückschnitt nötig). Heckenpflanzungen aus Liguster oder Hainbuche können z.B. statt des üblichen Formschnitts auch locker und freiwachsend gestaltet werden – so reichen 1–2 Pflegeeingriffe pro Jahr statt monatlicher Schnitt. Bei Stauden setzt man auf sogenannte Prärie-Staudenmischungen: In den letzten Jahren wurden im Garten- und Landschaftsbau Mischpflanzungen erprobt (z.B. unter Namen wie „Silbersommer“), die aus trockenheitsverträglichen, mehrjährigen Stauden bestehen und jahreszeitlich abgestimmt blühen. Diese Mischungen sind pflegeleicht und langlebig, da sie sich gegenseitig in Schach halten und nur ein einmaliges Zurückschneiden im Spätwinter benötigen, ansonsten aber nicht gedüngt oder ständig neu arrangiert werden müssen. Stauden wie Sonnenhut, Salbei, Zierlauch, Gräser wie Blauschwingel oder Lampenputzergras bilden hierbei attraktive, naturnahe Beete.

  • Schotter- und Kiesflächen – ökologisch optimiert: In der Vergangenheit haben Unternehmen manchmal Flächen einfach mit Kies oder Schotter abgedeckt („Steingarten“), in der Annahme, dies sei pflegeleicht. Doch solche Flächen verunkrauten oft dennoch (in den Ritzen sammelt sich Humus und es wächst Unkraut) und sie heizen sich stark auf, bieten aber keinerlei ökologischen Wert.

  • Kiesgarten nach alpinem Vorbild: Hier wird kiesiges, sandiges Substrat mit einzelnen Polsterstauden und Sukkulenten kombiniert. Pflanzen wie Dost (Origanum), Thymian, Sedum-Arten oder Wolfsmilch gedeihen darin, brauchen kaum Nährstoffe und wenig Wasser. Gleichzeitig breiten sie sich nicht übermäßig aus und unterdrücken Wildkräuter, die nährstoffreiche Böden bräuchten. Ein solcher Kiesgarten ist extrem pflegearm – im Prinzip genügt es, alle paar Jahre mal abgestorbene Pflanzenteile zu entfernen und ganz selten eingewachsene Unkräuter zu jäten. Zudem lässt sich im Unternehmenskontext auf diese Weise sogar vorhandener Schotter wiederverwenden: Bestehende Schotterflächen können einfach „belebt“ werden, indem man etwas Sand/Humus untermischt und genügsame Pflanzen einsetzt. Wichtig ist eine hügelige Gestaltung mit unterschiedlichen Substrattiefen, damit die Bepflanzung natürlicher wirkt und Staunässe vermieden wird.

  • Pflegeaufwand am Boden: Insgesamt kann der Pflegeaufwand von bodengebundenen pflegeleichten Pflanzungen sehr gering gehalten werden. Einige generelle Tätigkeiten bleiben jedoch: Laub entfernen (wo es stört, z.B. auf Parkplätzen oder Wegen – in Beeten kann Laub auch liegen bleiben und verrotten), Kontrollgänge auf unerwünschte Wildwuchs (besonders um Neophyten oder Problemunkräuter gleich zu entfernen, bevor sie überhand nehmen), und Ersatz abgängiger Pflanzen (geringer Anteil, wenn z.B. nach extremem Sommer einige Stauden eingegangen sind, setzt man im Herbst oder Frühjahr neue an deren Stelle). Bei Sträuchern ohne Formschnitt reicht meist ein Auslichten alle paar Jahre. Bei Bodendeckern eventuell ein Rückschnitt der Ränder einmal jährlich, damit Wege frei bleiben. Verglichen mit klassischer Wechselbepflanzung (die zwei Mal jährlich komplett neu gesetzt wird) oder Zierrasen (wöchentliches Mähen im Sommer) ist dies eine drastische Reduzierung. Aus Sicht des FM bedeutet dies: Die Aufgaben verlagern sich von intensiver, regelmäßiger Arbeit hin zu sporadischer Kontroll- und Korrekturpflege. Dies lässt sich gut in die allgemeine Objektbegehung integrieren – z.B. kann der Gärtner im Rahmen der turnusmäßigen Baumschau oder Objektkontrolle einmal im Quartal über die Fläche gehen und alles Nötige mit erledigen.

  • Herausforderungen: Bei bodengebundenem Grün bestehen zwei Hauptgefahren: Erstens, dass in der Etablierungsphase doch mehr Pflege nötig ist als eingeplant – etwa Wässerung im ersten Sommer, Jäten im ersten Jahr bis Bodendecker flächig geschlossen haben. Hier sollte man nicht zu früh „loslassen“, sondern dem Grün 1–2 Jahre geben und in dieser Zeit noch normale Gartenpflege einplanen. Danach entfaltet die Pflegereduzierung erst ihre Wirkung. Zweitens kann es sozial akzeptanzrelevante Punkte geben: Eine Wildstaudenpflanzung mag in bestimmten Augen wilder aussehen als ein sauberer Rhododendronbeet. Hier hilft eine Infotafel oder Kommunikation an Mitarbeiter und Besucher („Hier blüht ein Wildstaudengarten – weniger Pflege, mehr Natur!“) sowie der Hinweis, dass bewusst auf Chemie und Lärm verzichtet wird, was der Umwelt und dem Umfeld zugutekommt. Oft kippt anfangs leichte Skepsis in Stolz um, wenn die Flächen schön blühen und vielleicht beobachtet wird, wie viele Schmetterlinge oder Bienen sie anziehen. Gerade in Eingangsbereichen ist jedoch etwas gestalterisches Feingefühl nötig: Dort kann man pflegearme Konzepte nutzen, aber sie ggf. geordnet gestalten – z.B. in Form von kreisrunden Beeten mit Präriepflanzung oder ähnlichem, sodass trotz Wildwuchscharme eine gewisse Ordnung signalisiert wird. Die Balance zwischen Ästhetik und Wildnis ist hier der Schlüssel. Richtig umgesetzt, ergeben sich Firmenareale, die nicht nur minimalen Aufwand erfordern, sondern in ihrer natürlichen Eleganz auch beeindrucken.

Wildblumenwiesen und naturnahe Freiflächen

Ein besonderer Fall der bodengebundenen Begrünung ist die Wildblumenwiese – im Grunde die konsequenteste Umsetzung des Prinzips „Natur statt Zierkultur“. Viele Unternehmen entdecken derzeit ungenutzte Rasenflächen, Böschungen oder Randbereiche ihres Geländes als Orte, an denen man mit einer Blühwiese Mehrwert schaffen kann. Der Charme einer Wildblumenwiese liegt in ihrer ökologischen Fülle und dem sehr geringen Pflegeanspruch, sobald sie etabliert ist.

  • Anlage einer Wildblumenwiese: Die Schaffung einer artenreichen Wiese erfordert etwas Geduld und Kenntnis. Im ersten Schritt wird der vorhandene Bewuchs (häufig ein artenarmer Zierrasen) entfernt oder stark zurückgedrängt. Der Boden sollte nährstoffarm sein – falls nicht, wird er abgemagert (z.B. Abtrag des Oberbodens und Auftrag von magerem Substrat). Dann sät man eine Regiosaatgut-Mischung ein. Wichtig ist die Verwendung von regionales Saatgut, also Wildblumen und Gräser, die im jeweiligen Ursprungsgebiet heimisch sind. Deutschland ist hierzu in 22 Ursprungsregionen eingeteilt; Saatgutanbieter können entsprechende Mischungen liefern. Dadurch wird sichergestellt, dass die entstehende Wiese nicht aus gebietsfremden Arten besteht, sondern die lokale Biodiversität fördert. Die Mischung sollte auf die Standortverhältnisse passen (Sonne/Schatten, trocken/feucht). Typische Arten in einer Mesophiten-Blumenwiese sind z.B. Margerite, Wiesensalbei, Glockenblumen, Skabiosen, Lichtnelken, Wilde Möhre, diverse Kleesorten, Esparsette usw. Nach der Aussaat – die vorzugsweise im Herbst oder zeitigen Frühjahr erfolgt – heißt es: Geduld haben. Im ersten Jahr dominieren oft noch Schnellstarter (meist Einjährige), während mehrjährige Blumen erst ab dem zweiten Jahr richtig zur Geltung kommen. Anfangs kann ein- bis zweimal gemäht werden (auf ca. 10 cm Höhe), um Unkraut zu schwächen und Licht für die gewollten Arten zu halten

  • Ab dem zweiten Standjahr sollte dann das Wiesenmanagement greifen: je nach gewünschtem Charakter ein- bis zweimal Mahd pro Jahr. Meist wird eine sogenannte Extensivwiese zweimal jährlich gemäht: der erste Schnitt etwa im Juni/Juli (nach der Hauptblüte der frühen Arten, z.B. wenn die Margeriten verblüht sind), der zweite Schnitt im September/Oktober. Alternativ belässt man bei einschürigen Wiesen alles bis Spätsommer und mäht nur einmal Ende August, wodurch viele Insekten noch Unterschlupf finden und Samen ausfallen können. Wichtig ist das Abräumen des Mähguts, um den Boden mager zu halten und den Aufwuchs zu entlasten – verbleibendes Schnittgut würde mulchen und düngen, was unerwünscht ist.

  • Nutzen der Blühwiese: Der augenfälligste Nutzen ist die Förderung der Artenvielfalt. Schon kleine Wiesen von ein paar hundert Quadratmetern können hunderte von Insektenarten anlocken, vom Wildbienen über Tagfalter bis zu Heuschrecken. Vögel nutzen die Samenstände und das reichere Nahrungsangebot.

  • Für Mitarbeiter und Besucher sind blühende Wiesen ein Erlebnis: das Summen und die Farben steigern die Aufenthaltsqualität, und viele empfinden Stolz, wenn „ihre“ Firma sich so um die Natur kümmert.

  • Die Blühwiese liefert auch betriebswirtschaftlich einen Vorteil, wie zuvor erwähnt: Mähkosten sinken drastisch. Statt wöchentlich muss nur noch 1–2 Mal pro Jahr gemäht werden. Ein Gärtner berichtete etwa, dass er früher auf einer Rasenfläche 6–8 Mähgänge pro Saison ausführte, nach Umstellung auf Blumenwiese aber nur noch ein- bis zweimal aktiv werden muss. Das spart Treibstoff, Maschinenstunden und Personalzeit – und im Nebeneffekt entfallen auch Chemikalien (kein Herbizid gegen „Unkraut“ im Rasen nötig, kein Mineraldünger). Die Naturwiese macht zudem dem Begriff „pflegeleicht“ alle Ehre: Abgesehen vom Mähen besteht die Hauptarbeit darin, zu beobachten und sich zu freuen. In den ersten Jahren kann es vorkommen, dass einzelne Problemstauden wie Disteln oder Jakobskreuzkraut auftauchen; diese sollte man vor der Samenreife ausstechen, um ihre Verbreitung zu verhindern. Mit der Zeit stellt sich aber ein stabiles Gleichgewicht ein, in dem konkurrierende Arten sich gegenseitig in Grenzen halten.

  • Spezialformen und Erweiterungen: Je nach Platz und Idee können Wildblumenwiesen mit anderen Elementen kombiniert werden, um die Pflege weiterhin gering zu halten. So sind z.B. Streuobstwiesen – eine Wiese mit locker verteilten Obstbäumen – ein tolles Konzept für Firmengelände. Die Obstbäume (alte Sorten von Apfel, Birne, Kirsche) brauchen nur minimalen Pflegeschnitt alle paar Jahre und liefern im Herbst sogar Früchte (die man Mitarbeitern zur Verfügung stellen kann). Die Wiese darunter wird wie beschrieben gemäht. Eine solche Streuobstwiese vereint also Biodiversität mit einem kulturellen Aspekt und ist zugleich flächenextensiv pflegbar.

  • Anlagen immer auch spontane Dynamik zeigen: Vielleicht breitet sich an einer etwas trockeneren Ecke plötzlich Thymian aus und verdrängt andere Arten – kein Problem, solange es insgesamt artenreich bleibt. Das Ziel ist nicht ein statisches Bild, sondern ein selbstregulierendes Ökosystem im Kleinformat. Im Facility Management mag das ein Umdenken erfordern, weg von der Kontrolle jeder Pflanze hin zum „Management durch Zulassen“. Doch wenn die Ziele (Artenvielfalt, geringer Aufwand) erreicht werden, ist diese Dynamik absolut wünschenswert.

  • Akzeptanz und Ästhetik: Eine Herausforderung bei Wildblumenwiesen ist manchmal die Akzeptanz intern. Manche Menschen assoziieren eine Wiese (vor allem im Herbst, wenn sie braun und strohig ist) mit Unordnung. Hier ist Kommunikation und Bildung gefragt: Vielen ist nicht bewusst, dass das „Vertrocknete“ im Herbst voller Leben ist – Vögel picken Samen, Insekten überwintern in Stängeln. Indem man z.B. Tafeln aufstellt oder in Mitarbeiter-Newslettern erläutert, was auf der Wiese passiert, schafft man Verständnis. Eine beliebte Aktion ist auch, Wiesenspaziergänge mit einem Naturführer für Mitarbeiter anzubieten, um die Vielfalt auf dem Gelände zu zeigen. Meist schlägt das anfängliche Unbehagen schnell um, besonders wenn die Firma für ihr Engagement gelobt wird oder sogar Preise gewinnt (wie die erwähnte Auszeichnung „Blühender Betrieb“ in Bayern). Im Zweifelsfall kann man vor wichtigen Bereichen (Haupteingang) einen kleinen Streifen „ordentlich“ halten – z.B. 1–2 Meter Rasenkante – und dahinter die Wildnis beginnen lassen.

  • Dieser gestalterische Kniff signalisiert: hier ist nicht vergessen worden zu mähen, sondern es ist Absicht. Das Auge des Betrachters bekommt eine klare Kante und akzeptiert dahinter eher die natürliche Wiese.

Fassadenbegrünung

  • Die Fassadenbegrünung ist die vertikale Variante der grünen Infrastruktur. Gebäudeaußenwände werden dabei entweder direkt von Kletterpflanzen bewachsen (bodengebunden) oder mittels spezieller Systeme begrünt (wandgebunden). Im Kontext pflegereduzierter Begrünung sind insbesondere bodengebundene Fassadenbegrünungen mit Selbstklimmern hervorzuheben, da sie vergleichsweise wenig Betreuung erfordern. Wandgebundene Systeme (z.B. modulare Pflanzenkassetten mit Bewässerung) dagegen sind technisch aufwändiger und bringen einen höheren Wartungsbedarf mit sich, weshalb sie – so attraktiv sie sein mögen – in einer strikten Pflegereduktionsstrategie nur dann eingesetzt werden sollten, wenn besondere gestalterische Akzente nötig sind.

  • Bodengebundene Begrünung: Hierbei werden Kletterpflanzen am Fuß der Fassade in den Boden gepflanzt. Je nach Art klettern sie selbsthaftend an der Wand empor (z.B. Wilder Wein Parthenocissus tricuspidata, Efeu Hedera helix) oder benötigen Rankhilfen (z.B. Kletterrose, Clematis, Geißblatt). Selbstklimmer besitzen Haftscheiben oder Wurzeln, mit denen sie direkt auf geeigneten Oberflächen (meist rauer Putz, Mauerwerk) Halt finden. Sie gelten als besonders pflegearm, da kein Gerüst aus Draht/Seilen gespannt und gewartet werden muss und die Pflanzen im Prinzip ihren Weg alleine finden. Wilder Wein etwa kann in einigen Jahren bis zum Dach eines mehrstöckigen Gebäudes wachsen und bildet im Sommer eine dichte grüne, im Herbst leuchtend rote Laubwand – ein spektakulärer Effekt mit minimaler Eingriffspflicht.

  • Wichtig: Die Fassade sollte intakt sein, da Selbstklimmer in Ritzen eindringen könnten. Modernen, gut verputzten Gebäuden schadet Begrünung in der Regel nicht; im Gegenteil bleibt der Putz unter der Pflanzendecke länger geschützt vor Regen und Temperaturschwankungen.

  • Wandgebundene Begrünungssysteme: Dabei handelt es sich um innovative Fassadengarten-Systeme, bei denen Pflanzen in Behältern oder Matten direkt an der Wandoberfläche angebracht sind, oft mit automatischer Bewässerung. Beispiele sind sogenannte Living Walls, die insbesondere in repräsentativen Bereichen (Eingangshallen, Foyers, aber auch Außenwände) als grüne Kunstwerke installiert werden. Sie bieten die Möglichkeit, auch dort zu begrünen, wo kein Bodenanschluss vorhanden ist (z.B. obere Stockwerke). Allerdings sind sie wartungsintensiv: Regelmäßige Kontrolle der Bewässerung, Nachdüngung, Austausch eingegangener Pflanzen und Reinigung von Filtern gehören dazu. In Bezug auf Pflegereduzierung schneiden sie daher schlechter ab, es sei denn, man verfügt über eine Gebäudeleittechnik, die viel davon automatisiert, und einen Wartungsvertrag mit Spezialfirmen. Diese Systeme seien hier der Vollständigkeit halber erwähnt, doch der Fokus für pflegeleichte Begrünung liegt eindeutig auf den klassischen Rank- und Kletterpflanzen.

  • Vorteile der Fassadenbegrünung: Begrünte Wände bringen vielfältigen Nutzen – sie verbessern das Mikroklima unmittelbar am Gebäude, da Verdunstungskühle entsteht und die Wand vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt wird (Innenräume bleiben in Sommerhitze kühler). Sie binden Staub und können Lärm etwas dämpfen, insbesondere Efeu hat eine schallschluckende Wirkung mit seinem dichten Blattwerk. Im Winter verlieren laubabwerfende Kletterer ihr Blatt – dies kann sogar positiv sein, da dann die Sonne zur passiven Erwärmung die Fassade erreichen kann, während im Sommer die Blätter als „grüner Sonnenschutz“ fungieren. Ökologisch sind Kletterpflanzen wertvoll: Sie bieten Vögeln Nistplätze und Verstecke, Insekten finden Blüten (bei z.B. Geißblatt) und im Fall von Efeu sehr spät im Jahr noch Nektar (Herbstblüher) sowie Beeren im Winter. Wilder Wein und andere ziehen im Herbst Beerenliebhaber wie Amseln an. All das fördert die Biodiversität in der Stadt. Nicht zuletzt ist der ästhetische Reiz enorm: Eine kahle Betonfassade kann durch Pflanzen lebendig und freundlich erscheinen. Architektonisch interessante Effekte entstehen, wenn nur Teilbereiche begrünt werden – das Spiel von bewachsenen und freien Flächen kann bewusst gestaltet werden. Manche Firmenlogos an der Wand werden z.B. von einem Rahmen aus Kletterpflanzen eingefasst, um Umweltverbundenheit zu demonstrieren.

  • Pflegeaufwand und Management: Für bodengebundene Begrünungen ist der Pflegeaufwand gering. Praktisch konzentriert er sich auf den Rückschnitt von Trieben, die zu weit gehen oder in Bereiche wachsen, wo sie nicht hingehören (z.B. über Fenster, unter Dachziegel, vor Lüftungskanäle). Je nach Pflanzenart und Wachstumsgeschwindigkeit geschieht das ein- bis zweimal im Jahr. Selbstklimmer wie Wilder Wein wachsen in ihren Spitzen einige Meter pro Jahr und müssen daher fast jährlich oben oder seitlich begrenzt werden – idealerweise im Spätwinter, bevor der neue Austrieb beginnt. Efeu wächst langsamer, hier kann ein Schnitt alle paar Jahre genügen, sofern man initial die Richtung vorgegeben hat. Rankpflanzen an Gerüsten brauchen neben dem Rückschnitt auch gelegentliches Nachleiten: Triebe, die sich gelöst haben, wieder einhängen, ggf. neues Rankmaterial spannen, wenn Lücken entstehen. Aber dieser Aufwand bleibt mit 1–3 Mannstunden pro Jahr pro Wand überschaubar (natürlich in Abhängigkeit von der Größe der begrün-ten Fläche). Laubfall: Bei laubabwerfenden Begrünungen (Wilder Wein, Jungfernrebe) fällt im Herbst Laub an, das entfernt werden muss, vor allem aus Dachrinnen und von Vordächern. Das FM sollte daher vor der ersten Herbststürmen eine Dachrinnenreinigung einplanen – dies würde aber auch ohne Begrünung durch Laub von umstehenden Bäumen nötig sein. Efeu als Immergrün hat dieses Problem nicht.

  • Herausforderungen bei Fassadenbegrünung: Eine technisch-administrative Herausforderung ist oft die Höhe: Begrünung in 10 m Höhe ist schwieriger zu betreuen als am Erdgeschoss. Hier sollte vorab eine Zugangsstrategie stehen: Sind Hubsteiger einsetzbar? Gibt es Dachausstiege von oben? Muss man von innen über Fenster arbeiten? Solche Fragen bestimmen, wie sicher und effizient Pflegemaßnahmen durchgeführt werden können. Daher der Rat: Wenn möglich, Fassadenbegrünung in moderate Höhe (bis 5–7 m) konzentrieren, wenn keine feste Infrastruktur zur Wartung vorhanden ist. Alternativ könnten z.B. bei einem Neubau kleine Steigschächte oder Befahranlagen eingeplant werden, doch das ist in den seltensten Fällen wirtschaftlich, nur für Begrünung.

  • Sicherheit und Kontrolle: Ein potenzielles Sicherheitsproblem ist, dass Kletterpflanzen Einbrechern Halt bieten könnten. Dichtes Efeu an einer Wand kann theoretisch als Kletterhilfe dienen. In sicherheitsrelevanten Bereichen (z.B. direkt neben niedrig gelegenen Fenstern oder am Zaun) muss man bedenken, ob der Bewuchs ungewollt Zugang erleichtert. Allerdings ist dies eher theoretisch, da Efeu oder Wein bei Belastung leicht abreißen – es sei denn, man hat massive Spalierstrukturen. Trotzdem sollte in die Risikoanalyse der Objektsicherheit einfließen, wo Begrünung hinkommt. Meist lässt sich das entschärfen, indem man die unteren Meter frei hält oder Dornengestrüpp (wie Rosen) setzt, die Kletterversuche ungemütlich machen. Auch Brandschutz gilt es im Blick zu halten: Vertikale Begrünungen können im ausgetrockneten Zustand brennen. Trockene Efeuranken im Winter könnten Feuer fangen und Flammen ggf. nach oben leiten. Brandschutztechnisch wird empfohlen, bei Fassaden mit Begrünung ausreichend Trennabstände zu Fenstern und Dachüberständen zu lassen, oder brandhemmende Pflanzen (frischgrünes Laub brennt schlecht) zu bevorzugen. Wilder Wein ist z.B. laubabwerfend; im Winter hat er keine Blätter, und die nackten Ranken sind zwar verholzt, aber auch exponiert feucht. Allzu viele Brandfälle sind in der Praxis nicht bekannt in Bezug auf Fassadengrün.

  • Im Großen und Ganzen sind bodengebundene Fassadenbegrünungen jedoch dankbare und effektvolle Maßnahmen: Sie erzielen mit wenig Aufwand große Wirkung und können selbst monotone Gewerbebauten in grüne Landmarken verwandeln. Zudem sind sie ein starkes Symbol – die „grüne Wand“ steht sprichwörtlich für gelebte Nachhaltigkeit im Unternehmen.

Integration ins Facility Management und Schnittstellen

Ein zentraler Anspruch dieser Arbeit ist es, pflegereduzierte Begrünungen nicht isoliert, sondern im Gefüge der gesamten Facility-Management-Aufgaben zu betrachten. Schließlich enden Planung und Umsetzung einer begrünten Fläche nicht mit deren Fertigstellung – sie müssen in den laufenden Betrieb der Liegenschaft integriert werden. Im Folgenden wird dargestellt, wie ein solches Grünflächenkonzept in die FM-Organisation eingebettet wird und welche Berührungspunkte zu anderen Aufgabenbereichen bestehen.

Pflege- und Unterhaltsmanagement im FM

  • Für das Facility Management bedeutet die Einführung pflegeleichter Begrünungen zunächst einmal eine Neubewertung der Leistungsbilder im Bereich Grünflächenpflege. Die traditionellen Leistungsbeschreibungen (z.B. „Rasen mähen, alle 7 Tage von April bis Oktober“, „Beete jäten, alle 14 Tage“) werden obsolet oder drastisch reduziert. Stattdessen treten qualitative Erhaltungskriterien in den Vordergrund: etwa „Wiese einmal jährlich mähen; Sichtkontrolle auf Verbuschung; Bodendeckerflächen frei von unerwünschtem Aufwuchs halten; Dachflächenabläufe frei halten“ etc. Das FM muss demnach seine Wartungspläne und ggf. Leistungsverträge anpassen. Es empfiehlt sich, für jede begrünte Teilfläche ein Pflegeprofil zu erstellen, das Frequenzen und Maßnahmen listet, aber auch tolerierbare Abweichungen beschreibt. Beispiel: „Wildblumenwiese, Pflegeprofil: 1–2 Mahden/Jahr, Schnitthöhe mind. 8 cm, Mähgut abräumen; außerhalb Mahd nur Eingriff bei Problemunkräutern (Disteln) nötig. Toleranz: vereinzelte Gehölzsämlinge < 50 cm werden toleriert bis zum nächsten Mähtermin.“ Solche Profile helfen auch externen Dienstleistern, das gewünschte Ergebnis zu verstehen.

  • Die jährliche Budgetplanung im FM sollte Anfangs vorsichtig weiterhin Positionen für Grünpflege enthalten – am besten mit einem Puffer für Unwägbarkeiten. Wenn sich nach einigen Jahren zeigt, dass tatsächlich nur minimal Aufwand anfällt, können Budgets weiter optimiert werden. In manchen Fällen lohnt es sich, anfallende Pflegearbeiten zu bündeln: Beispielsweise alle pflegereduzierten Flächen an einem Tag im Spätwinter bearbeiten zu lassen (Dachbegrünungskontrolle, Fassadenschnitt und Wiesenmahd könnten in einem Rutsch durch ein Team erledigt werden). So vermeidet man viele einzelne Termine.

  • Es gibt bereits Software-Erweiterungen für CAFM-Systeme (Computer Aided Facility Management), die Grünflächenmanagement modulartig unterstützen. Darin lassen sich Inspektionsrouten planen und Mängel erfassen (z.B. „Dachbegrünung Feld 3: Fremdgehölze entdeckt – Abarbeitung bis Datum XY“). Ebenso könnte man in einem Meetingsrhythmus (z.B. vierteljährlich) die Naturflächen thematisieren, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.

  • Pflegereduzierte Konzepte lassen sich skalieren: Was an einem Standort funktioniert, kann – angepasst an lokale Bedingungen – als Best Practice auf andere Liegenschaften übertragen werden. Das FM sollte diese Learnings dokumentieren, z.B. „Welche Saatmischung hat sich bewährt? Mit welchem Dienstleister haben wir gute Erfahrungen gemacht?“. Übergreifend kann auch die Mitarbeiterkommunikation vom FM gemanagt werden, z.B. über interne Portale: „Wussten Sie schon? Unsere Firmenzentrale beherbergt 50 Wildbienenarten auf der Dachwiese.“ Solche Nachrichten können das Bewusstsein erhöhen und indirekt die Wertschätzung der Flächen sichern, was wiederum die Einhaltung der Pflegeregeln erleichtert (weniger Vandalismus, kein unnötiges Betreten etc.).

Schnittstellen zu Reinigung, Instandhaltung und Sicherheit

  • Die Implementierung von Begrünungen berührt eine Reihe von anderen FM-Aufgaben, daher sind Schnittstellen und Kooperationen essenziell:

  • Reinigung: Grünflächen beeinflussen den Reinigungsaufwand von Gebäuden und Wegen. Beispielsweise kann Laub von Fassaden oder Bäumen auf Gehwege fallen und muss gekehrt werden. Bei pflegeleichten Konzepten versucht man, solche Effekte zu minimieren – etwa indem man Laub möglichst auf Flächen belässt, wo es kompostieren kann (Wiesen, Beete) und nur von den funktionsrelevanten Bereichen entfernt.

  • Dennoch muss die Reinigungsmannschaft mit ins Boot: Sie sollte wissen, dass zum Beispiel nach der Sommermahd einer Blumenwiese möglicherweise Blütenblätter im Foyer eingetragen werden können – dann wäre an diesem Tag ein Zusatzkehrgang sinnvoll. Auch Verkehrswege (Parkplätze, Zufahrten) könnten mehr Verschmutzung haben, wenn z.B. Samen vom Dach herabgeweht werden oder Erdkrümel von begrünten Randstreifen.

  • Eine gute Abstimmung kann hier reibungslose Abläufe schaffen: Das Grünpflege-Team meldet dem Reinigungsdienst, wann welche Maßnahmen stattfinden (z.B. „kommenden Montag Dachpflege – eventuell Substratkrümel im Eingangsbereich danach“), damit die Reinigung entsprechend reagieren kann.

  • Ein positiver Aspekt: Da kein Kunstdünger oder Pestizid eingesetzt wird, fallen keine solche Kontaminationen an, die z.B. Reinigungsmaschinen oder Abwasser beeinträchtigen könnten.

  • Instandhaltung von Bauwerken: Begrünte Dächer und Fassaden müssen in die planmäßige Bauwerkswartung einbezogen werden. So sind bei Dachinspektionen (z.B. jährliche Dachbegehung durch Dachdecker) gegebenenfalls Teile der Vegetation kurz zur Seite zu schieben, um die Dachhaut an Anschlüssen zu prüfen. Hier empfiehlt es sich, an neuralgischen Punkten (Dachränder, um Dachabläufe herum) Kiesstreifen oder Trittplatten vor-zusehen, die sowohl als Vegetationsabschluss dienen als auch Inspektionswege markieren. Fassadenbegrünungen berühren die Bauinstandhaltung insofern, als dass z.B.

  • Anstrichzyklen angepasst werden können: Eine dicht bewachsene Wand muss man seltener streichen, weil sie geschützt ist – sollte aber, falls doch Malerarbeiten anstehen, vorübergehend zurückgeschnitten oder abgenommen werden. Diese Koordination muss das FM leisten: Wenn eine Fassade neu beschichtet werden soll, muss man rechtzeitig die Begrünung abnehmen oder radikal einkürzen und hinterher wieder anleiten. Idealerweise stimmt man den Bewuchsrhythmus mit dem Erhaltungsrhythmus ab.

  • Auch Baubegehungen (z.B. DGUV-Prüfung von Dächern, Notleiterprüfungen, Fassaden-TÜV) sollten Begrünung berücksichtigen: Der Prüfer braucht Zugang, und eventuell muss das FM temporär jemanden bereitstellen, der beim Umlegen von Pflanzen hilft. All diese Punkte sind organisatorisch lösbar, wenn sie eingeplant sind.

  • Ein weiterer Aspekt: Begrünungen können technische Anlagen beeinflussen. Beispiel: Klimageräte auf einem Gründach – hier muss sichergestellt sein, dass Ein- und Auslässe frei bleiben von Bewuchs (ggf. in Pflegeliste mit aufnehmen: „Gräser um Klimagerät XY zurückschneiden“). Oder Sicherheitsleuchten an Fassaden dürfen nicht von Efeu überwachsen werden – es bedarf also der Absprache mit dem Elektrotechnik-Bereich, wo Sensoren oder Kameras sind, damit man um diese Bereiche freischneidet.

  • Sicherheit (Objektschutz und Arbeitssicherheit): Wie angesprochen, können Vegetationsstrukturen Auswirkung auf die Objektsicherheit haben. Das Security-Team sollte einbezogen werden bei der Planung: Gibt es blinde Flecken für CCTV-Kameras durch hohe Gräser oder Sträucher? Muss eventuell der Zaunbewuchs so gewählt sein, dass niemand sich darin verstecken kann? Glücklicherweise sind pflegeextensive Pflanzen oft niedrig bzw. transparent (Wiese ist unten durchsehbar, Staudenbeete ebenso) – sie bilden selten blickdichte Barrieren wie hohe Thujenhecken. Sollte es dennoch Bedenken geben (z.B. Wildwuchs nahe eines Hochsicherheitsbereichs), kann dort ein Kompromiss gefunden werden, z.B. eine niedrig gehaltene Kräuterrasenfläche statt hoher Wildstauden.

  • Ansonsten bietet Begrünung sogar Chancen für die Sicherheit: Sie kann gezielt als natürliche Barriere dienen (dornige Sträucher unter Fenstern sind effektiver als Gitter und sehen besser aus) oder als Hinweisgeber (eine zertrampelte Wiese könnte auf unbefugtes Betreten hindeuten, was dem Sicherheitsdienst hilft). Wichtig ist, dass Pflegeteams und Sicherheitsleute Absprachen treffen: Wann darf was betreten werden? Gibt es Alarmanlagen im Boden, die beim Mähen deaktiviert sein müssen? Solche Schnittstellendetails gilt es im FM klar zu regeln.

  • In Sachen Arbeitssicherheit für die Pflegeteams sind natürlich alle Vorgaben einzuhalten: PSAgA (Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz) auf dem Dach, verkehrssicheres Absperren von Bereichen bei Mäharbeiten, und Schulung im Umgang mit eventuellen Gefahren (zum Beispiel Eichenprozessionsspinner, der auf Wildwiesen auch auftauchen kann; hier muss man wissen, wie zu reagieren ist).

  • Notfallmanagement: Ein kurzer Exkurs: Was tun bei Zwischenfällen? Zum Beispiel, falls das Gründach undicht wird und Wasser eindringt. Hier muss die Begrünung ggf. teilweise temporär entfernt werden, um an die Schadstelle zu kommen. Deshalb ist es ratsam, von Anfang an Reserve-Material vorzuhalten – z.B. einige Quadratmeter Sedum-Sprossen-Matte oder Saatgut – um nach einer Reparatur schnell wieder begrünen zu können. Bei Fassaden kann Sturm Schaden anrichten (Rankhilfen abreißen oder Pflanzen abknicken). Ein FM-Notfallplan könnte vorsehen, dass nach einem Sturm die Begrünung kontrolliert wird und lose Teile entfernt werden, um keine Gefahr durch Herabfallen zu erzeugen.

Stand der Diskussion und Praxis

  • Fachliche Diskussion: Verbände wie der Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) und der Bund deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) propagieren verstärkt die Integration von Gebäudebegrünung in Klimaanpassungsstrategien und Stadtplanung. Der BuGG veröffentlicht jährliche Marktreports, die – wie in der Einleitung erwähnt – beeindruckende Zuwächse in der Dach- und Fassadenbegrünungsfläche dokumentieren. Diese Zahlen werden in der Branche aufmerksam verfolgt, denn sie untermauern den Trend: Begrünte Immobilien sind kein Nischenthema mehr, sondern auf dem Weg zum Standard in bestimmten Bereichen. Auch im Facility-Management-Sektor selbst wächst das Interesse. Fachzeitschriften wie „Facility Management“ oder „Der Facility Manager“ veröffentlichen vermehrt Beiträge über Dachgärten, grüne Fassaden und Außenanlagengestaltung. Ein Beispiel ist der Artikel „Dachbegrünung: Fakten für Facility Manager“ (FM 1/2023), der explizit die Frage des Pflegeaufwands behandelt und Facility Managern Mut macht, dass Gründächer nicht arbeitsintensiv sein müssen. Solche Publikationen tragen dazu bei, Vorurteile abzubauen und Best-Practice-Wissen zu verbreiten. Zudem gibt es fachübergreifende Initiativen: So hat z.B. die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) Kriterien in ihr Zertifizierungssystem aufgenommen, die biodiversitätsfördernde Gestaltung honorieren – was wiederum Architekten und Bauherren animiert, Begrünung von Anfang an mitzudenken.

  • Behördliche und politische Unterstützung: Viele Kommunen und Bundesländer fördern aktiv Unternehmensgrün. In Bayern z.B. läuft seit einigen Jahren das Projekt „Blühpakt Bayern“, in dessen Rahmen neben Privatgärten auch Firmenflächen naturnah gestaltet werden sollen. Die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) hat wie erwähnt Analysen vorgelegt und vergibt gemeinsam mit dem Umweltministerium die Auszeichnung „Blühender Betrieb“. Bundesweit gibt es ähnliche Ansätze, z.B. in Baden-Württemberg der Wettbewerb „Firma & Biologische Vielfalt“, in Niedersachsen „Dienstleister der Natur“ etc. Diese Programme stellen Informationsmaterial bereit (Leitfäden, Checklisten) und oft auch finanzielle Anreize. Auf Bundesebene unterstützt etwa das Bundesprogramm Biologische Vielfalt modellhafte Projekte, und es gibt KfW-Förderungen (über das BAFA-Programm „Energieeffiziente Gebäude – Einzelmaßnahme“ können Dach- und Fassadenbegrünungen in Verbindung mit Effizienzmaßnahmen gefördert werden). All das schafft ein positives Umfeld: Unternehmen, die aktiv werden, finden Beratung und teilweise Zuschüsse vor.

  • Praxisbeispiele in Unternehmen: Immer mehr Betriebe verschiedenster Branchen machen vor, wie pflegeextensives Grün erfolgreich umgesetzt wird. Im Süddeutsche-Zeitung-Artikel „Blühende Betriebe“ (2020) werden exemplarisch einige genannt: eine Maschinenbaufirma etwa hat große Wiesen zwischen den Hallen angelegt und Obstbäume gepflanzt – mit dem Resultat, dass es auf dem Gelände nun von Wildbienen und Schmetterlingen wimmelt und gleichzeitig Kosten gespart werden. Ein Healthcare-Unternehmen hat Regenrückhaltebecken naturnah gestaltet, was sogar über den Werkszaun hinaus zum Naherholungswert für Spaziergänger wurde. Solche Vorbilder motivieren andere Firmen in der Nachbarschaft. In vielen Industriegebieten schießen förmlich die Blumenwiesen aus dem Boden, gefördert auch durch kommunale Öko-Konten: Ein Unternehmen kann sich freiwillig bereit erklären, eine Brachfläche auf dem Gelände aufzuwerten, und erhält dafür Ökopunkte. Als Nebeneffekt entsteht ein Netzwerk grüner Trittsteine auch in Gewerbegebieten, die früher als „öde Betonwüsten“ galten.

  • Interessant ist, dass das Thema auch branchenübergreifend Fuß fasst: Automobilkonzerne begrünen Dächer von Parkhäusern, Banken schaffen grüne Innenhöfe für Mitarbeiter, Logistikzentren bauen auf ihren Hallendächern Biotope (etwa mit Bienenvölkern, trockentoleranten Pflanzen und Nistmöglichkeiten). Selbst im Einzelhandel sieht man Supermärkte mit begrünten Fassaden oder Möbelhäuser mit riesigen Gründächern, weil diese merken, dass Kunden das honorieren.

  • Wissenschaft und Monitoring: Die Praxis wird begleitet von Forschungsprojekten. Hochschulen (z.B. TU München, Hochschule Geisenheim) untersuchen die Effekte von Begrünungen – von Temperaturmessungen auf Gründächern bis zu Insektenzählungen auf Firmenwiesen. Solche Studien haben meist zum Ergebnis, dass die erwarteten Vorteile tatsächlich eintreten (z.B. signifikante Temperaturreduktion an Fassaden, spürbare Biodiversitätszuwächse). Dadurch gewinnen Begrünungsmaßnahmen eine evidenzbasierte Grundlage und werden noch stärker empfohlen. Eine bemerkenswerte Entwicklung sind auch neue Planungshilfen: Es gibt inzwischen EDV-gestützte Tools, die prognostizieren können, wie sich verschiedene Begrünungsszenarien aufs Mikroklima auswirken, oder die die Pflegekosten verschiedener Gestaltungskonzepte gegenüberstellen. Das erleichtert die Entscheidungsfindung in Unternehmen, die solche Maßnahmen rational begründen wollen.

  • Hemmnisse und Widerstände: Trotz vieler Erfolge gibt es natürlich auch Fälle, wo Begrünungspläne scheitern oder verworfen werden. Typische Hemmnisse sind: Kostenbedenken (noch immer wird manchmal nur die Investition gesehen, nicht der langfristige Benefit), Haftungsangst (Sorge vor Wasserschäden durch Gründach, obwohl das mit Qualitätsprodukten minimal ist), Unwissen (fehlende Kenntnisse im Personal, wie man damit umgeht, was aber durch Schulung lösbar wäre). Auch gestalterische Vorbehalte („passt das zu unserem Corporate Design?“) können kommen. Doch hier hilft, dass immer mehr namhafte Unternehmen positive Erfahrungen publizieren – es entwickelt sich quasi ein neuer Standard des guten Geschmacks, grüne Firmengelände zu haben.