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Insektenhotels in betrieblich genutzten Liegenschaften

Facility Management: Aussenanlagen » Grünanlagen » Nistkästen » Insektenhotels

Insektenhotels auf betrieblich genutzten Liegenschaften

Insektenhotels auf betrieblich genutzten Liegenschaften

Die Abnahme der Insektenbestände in den letzten Jahrzehnten hat das Bewusstsein für Biodiversität und Artenschutz geschärft. Studien weisen auf einen massiven Insektenschwund hin: So zeigte eine Untersuchung in Deutschland 2017 einen Rückgang der Biomasse flugfähiger Insekten um über 75 % in 27 Jahren. Über die Hälfte der Wildbienenarten gilt bereits als bestandsgefährdet. Dies ist alarmierend, da Insekten für Ökosysteme unersetzlich sind – sie bestäuben Pflanzen, dienen als Nahrung für viele Tierarten und tragen zu Bodenfruchtbarkeit bei. Ein vielbeachteter Ansatz sind Insektenhotels auf Firmengeländen. Dabei handelt es sich um künstlich geschaffene Nisthilfen – oft in Form eines holzgerahmten „Hotels“ mit verschiedenen Füllmaterialien – die vor allem Wildbienen und anderen Nützlingen Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten bieten. Insektenhotels symbolisieren greifbares Umweltengagement und können ein Baustein betrieblicher Nachhaltigkeitsstrategien sein.

Insektenhotels auf betrieblich genutzten Liegenschaften verbinden in idealer Weise ökologische Verantwortung mit praktischer FM-Umsetzung. In einer Zeit, in der Insektensterben und Biodiversitätsverlust zentrale umweltpolitische Herausforderungen sind, können auch Unternehmen durch eine naturnahe Gestaltung ihrer Grundstücke einen Beitrag leisten. Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, dass Insektenhotels – obgleich nur eine Maßnahme von vielen – eine hohe symbolische und praktische Wirkung entfalten: Sie schaffen Nistplätze für bedrohte Wildbienenarten, sensibilisieren Mitarbeiter und Öffentlichkeit und fügen sich in Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen ein. Ein wichtiger Befund ist, dass Insektenhotels besonders wirksam sind, wenn sie Teil eines umfassenderen ökologischen Gesamtkonzeptes auf dem Firmengelände sind, das auch Blühflächen, Gehölze, Wasserelemente und extensives Flächenmanagement einschließt. Hier ergeben sich Synergieeffekte, die die Artenvielfalt spürbar erhöhen. Natürlich lösen Insektenhotels allein nicht die Biodiversitätskrise. Aber sie sind ein konkreter Schritt auf lokaler Ebene – und viele lokale Schritte ergeben in Summe eine Bewegung. Jede Fabrikwiese, die erblüht, jeder Büropark, der summt, zählt. Insektenhotels sind dabei nicht nur funktionale Elemente, sondern auch Symbole der Hoffnung und des Wandels hin zu einer nachhaltigeren Form des Wirtschaftens im Einklang mit der Natur.

Nachhaltigkeit im FM: Umweltverantwortung und Strategische Einordnung

Die Integration von Insektenhotels auf Unternehmensgeländen lässt sich in den Kontext übergeordneter Nachhaltigkeitsziele und der Umweltverantwortung im Facility Management einordnen. Facility Management – als ganzheitliche Verwaltung und Bewirtschaftung von Gebäuden und Liegenschaften – übernimmt zunehmend Verantwortung für nachhaltige Praktiken im Unternehmen. Dazu gehören klassischerweise Energiemanagement, Abfallmanagement und Ressourceneffizienz. Biodiversitätsschutz ist ein vergleichsweise neues Handlungsfeld im FM, gewinnt aber an Bedeutung als Teil der unternehmerischen Nachhaltigkeitsstrategie. So haben sich im Rahmen der Initiative “Biodiversity in Good Company” bereits seit 2008 zahlreiche – vor allem deutsche – Unternehmen verpflichtet, den Schutz der biologischen Vielfalt in ihre Managementsysteme und Unternehmensziele zu integrieren.

Diese Entwicklung passt auch zu globalen Agenden: Die Vereinten Nationen haben mit den Sustainable Development Goals (SDGs) Ziele formuliert, die unter anderem den Schutz des Lebens an Land (SDG 15) betreffen. Insektenhotels adressieren insbesondere SDG 15 (Landökosysteme schützen) und SDG 11 (nachhaltige Städte und Gemeinden, u.a. durch Grünflächen und Biodiversität). Außerdem zahlt das Engagement auf betrieblichen Flächen auf die Umsetzung nationaler Strategien zur biologischen Vielfalt ein, wie z.B. die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung. Unternehmen, die solche Maßnahmen umsetzen, demonstrieren Corporate Social Responsibility (CSR) im Umweltbereich. Dies kann auch reputationale Vorteile mit sich bringen, etwa in Nachhaltigkeitsberichten oder Umweltzertifizierungen.

Insbesondere Facility Manager können als Bindeglied zwischen Unternehmensstrategie und operativer Umsetzung agieren, indem sie biodiversitätsfördernde Maßnahmen in die Planung und Bewirtschaftung der Liegenschaften aufnehmen. Moderne FM-Frameworks und Normen unterstützen dies bereits: So fordern Umweltmanagement-Systeme wie ISO 14001 oder das europäische EMAS-System die Berücksichtigung der biologischen Vielfalt als Umweltaspekt. Ein aktueller Leitfaden für EMAS-Unternehmen liefert beispielsweise Kennzahlen und Indikatoren, um Biodiversitätsleistungen zu messen und zu steuern. Zukünftig werden regulatorische Berichtsrahmen wie die EU Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) Unternehmen verpflichten, über ihre Biodiversitätsauswirkungen und -maßnahmen zu berichten, was die Relevanz quantifizierbarer Ziele weiter erhöht. In diesem Sinne ist die Einrichtung von Insektennisthilfen nicht nur eine ökologische Maßnahme, sondern kann gezielt in die FM-Strategie eingebunden werden – als Teil einer grünen Infrastruktur des Standorts und als Indikator für nachhaltiges Immobilien- und Flächenmanagement.

Darüber hinaus können naturnahe Gestaltungselemente auf dem Firmengelände auch zur Employer Branding-Strategie beitragen. Mitarbeiter schätzen ansprechend begrünte, artenreiche Außenanlagen und nutzen sie gern während Pausen. Nachhaltigkeit und eine ökologische Einstellung des Unternehmens sind heute wichtige Kriterien im Wettbewerb um Fachkräfte (Employer Value Proposition). Ein Unternehmen, das aktiv Biodiversität fördert – etwa durch Blühwiesen, Bienenstöcke oder Insektenhotels – sendet ein positives Signal an (potentielle) Mitarbeiter und die Öffentlichkeit. Arbeitszufriedenheit und Gesundheit der Beschäftigten können ebenfalls profitieren, da naturnahe Areale Erholungsmöglichkeiten bieten und das Mikroklima verbessern. Somit fügt sich das Thema Insektenhotels nahtlos in die umfassendere Nachhaltigkeits- und Personalstrategie moderner Unternehmen ein.

Ökologische Grundlagen und Bedeutung von Insektenhotels

Angesichts des dokumentierten Insektensterbens stellt sich die Frage, welchen Beitrag Insektenhotels zur Förderung der Biodiversität leisten können. Zunächst ist festzuhalten, dass Insektenhotels in erster Linie Nist- und Überwinterungshilfen für bestimmte Insektengruppen bieten – vor allem für Wildbienen, aber auch für einige Wespenarten, Käfer, Schmetterlinge und Florfliegen. Viele Wildbienenarten (insbesondere solitäre Bienen wie Mauerbienen oder Blattschneiderbienen) nisten natürlicherweise in Käferfraßgängen in Totholz, hohlen Pflanzenstängeln, lehmigen Steilwänden oder ähnlichen Strukturen. Durch die intensive Landnutzung und sterile Gestaltung von Siedlungsräumen sind solche natürlichen Nistplätze rar geworden. Insektenhotels ahmen diese Strukturen nach und stellen sie konzentriert an einem Ort zur Verfügung. Damit können sie lokal eine Limitierung an Nistgelegenheiten abmildern und es ermöglichen, dass sich bestehende Insektenpopulationen ansiedeln oder vergrößern. Indirekt fördern sie so die Bestäubungsleistung im Umfeld und dienen als Trittsteinbiotop im urbanen Raum, durch den sich Insekten innerhalb zersiedelter Landschaften besser ausbreiten können.

Wissenschaftlich ist anerkannt, dass solche Habitatstrukturen einen wertvollen Beitrag zur lokalen Artenvielfalt leisten können – wenn auch im begrenzten Rahmen. Jede einzelne Maßnahme wie ein Insektenhotel mag für sich genommen klein sein, doch die Summe vieler solcher Nisthilfen kann spürbare Effekte erzielen. Praxisbeispiele zeigen, dass bereits in kurzer Zeit die Anzahl der Wildbienen- und Schmetterlingsarten auf naturnah gestalteten Firmengeländen deutlich steigen kann. In Kombination mit anderen Maßnahmen (z.B. Blühwiesen, Hecken, Totholzhaufen) entsteht ein Netzwerk an Lebensräumen, das nicht nur Insekten, sondern auch Vögeln, Kleinsäugern und Amphibien zugutekommt. Insektenhotels fungieren hierbei als sichtbares Symbol für Naturschutz auf dem Firmengelände und können auch der Umweltbildung dienen – etwa indem Informationstafeln über die „Gäste“ im Hotel informieren und Mitarbeiter oder Besucher für die Bedeutung von Insekten sensibilisieren.

Gleichzeitig ist zu betonen, dass Insektenhotels keine alleinige Lösung für das Insektensterben sind. Sie können natürliche Lebensräume nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Entscheidend ist, dass im Umfeld der Nisthilfen auch ausreichend Nahrungsquellen vorhanden sind – sprich: ein vielfältiges Angebot an heimischen Blütenpflanzen, die vom Frühjahr bis in den Herbst Pollen und Nektar bereitstellen. Ohne Blühflächen in der Nähe bleiben selbst perfekt gebaute Insektenhotels unbewohnt. Zudem profitieren nur bestimmte Arten von den angebotenen Strukturen (vor allem hohlraumnistende Wildbienen); die Mehrheit der Insekten – z.B. bodennistende Wildbienen oder Schwebfliegen – benötigt andere Fördermaßnahmen. Dennoch sind Insektenhotels ökologisch sinnvoll, weil sie gefährdeten Spezialisten helfen können und als Teil eines ganzheitlichen Konzeptes zur Steigerung der Artenvielfalt auf Betriebsflächen beitragen. Wichtig ist daher eine strategische Kombination verschiedener biodiversitätsfördernder Elemente auf dem Firmengelände (Insektenhotel, Blühwiese, Gehölze, Regenbiotop etc.), um ein möglichst breites Spektrum an Arten zu unterstützen.

Es bilden Insektenhotels einen niedrigschwelligen Einstieg in den betrieblichen Naturschutz. Sie sind in der Regel platzsparend, kostengünstig und einfach umsetzbar, können aber dennoch einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der lokalen Insektenvielfalt leisten. Darüber hinaus machen sie Biodiversität am Arbeitsplatz sicht- und erlebbar, was das Verständnis und die Akzeptanz für Naturschutzmaßnahmen im Unternehmen fördert. Diese ökologischen und edukativen Vorteile begründen die zunehmende Verbreitung von Insektenhotels auf Firmenarealen als Baustein einer verantwortungsvollen FM-Praxis.

Planung: Standortwahl, Bauweise und Material von Insektenhotels

Die erfolgreiche Umsetzung eines Insektenhotels auf Unternehmensgelände beginnt mit sorgfältiger Planung. Zentral sind die Standortwahl, die baulichen Anforderungen sowie die Materialauswahl und Konstruktion der Nisthilfe. Nur wenn diese Faktoren optimal auf die Bedürfnisse der Ziel-Insekten abgestimmt sind, wird das Insektenhotel gut angenommen und erfüllt seinen Zweck.

Standortwahl

Ein geeigneter Standort ist für die Besiedelung eines Insektenhotels entscheidend. Idealerweise wählt man einen sonnigen, warmen Platz, da die meisten Wildbienen Wärme lieben. Die Front des Insektenhotels sollte möglichst nach Süden oder Südosten ausgerichtet sein, damit die Morgensonne die Nisthilfen erwärmt. Gleichzeitig sollte der Standort windgeschützt und regenabgewandt sein – zum Beispiel an einer Hauswand unter einem Dachvorsprung oder mit einer kleinen Überdachung versehen. Bodenkontakt ist zu vermeiden, damit keine Feuchtigkeit von unten in das Material zieht. Insektenhotels werden daher entweder auf Pfosten montiert oder an Wänden in etwa 1–2 m Höhe befestigt. Wichtig ist auch, dass rund um den Standort ausreichend Blütenpflanzen vorhanden sind. Ein Insektenhotel „im Blütenmeer“ – z.B. angrenzend an eine Blumenwiese, Staudenbeete oder Blühstreifen – wird deutlich mehr Bewohner anziehen als eines inmitten von Asphalt und kurzgeschorenem Rasen. Die Umgebung sollte vielfältig und naturnah sein, damit unterschiedliche Insektenarten Nahrung und weitere Mikrohabitate finden. Schließlich ist darauf zu achten, dass das Insektenhotel an einem ruhigen Ort steht, wo es nicht ständig von Menschen gestört wird – vor allem zur Hauptflugzeit im Frühjahr und Sommer. Ein gewisser Abstand zu stark frequentierten Wegen oder Aufenthaltsbereichen ist ratsam, um sowohl die Insekten als auch eventuell besorgte Mitarbeiter (Stichwort: Angst vor Insektenstichen) zu schützen. Mit gezielter Kommunikation – etwa einem kleinen Hinweisschild – kann man zudem vorbeugen, dass jemand aus Unwissenheit die Nisthilfe beschädigt oder ungewollt die Bewohner stört.

Materialwahl und Konstruktion

Es ist besser, ein etwas kleineres Insektenhotel mit geeigneten Materialien zu bauen, als ein großes, das mit untauglichen Füllstoffen bestückt ist. Leider sind viele im Handel erhältliche „Insektenhotels“ nicht optimal konzipiert; manche können Insekten sogar schaden. Deshalb sollten Planer – ob manuell begabte Mitarbeiter, FM-Verantwortliche oder beauftragte Fachfirmen – auf bewährte Bauweisen setzen, die von Naturschutzexperten empfohlen werden.

Materialwahl und Konstruktion

  • Grundrahmen: Ein Insektenhotel besteht typischerweise aus einem wetterfesten Grundrahmen (Holzkasten oder -gestell), der in mehrere Fächer unterteilt ist. Der Rahmen selbst sollte aus unbehandeltem Holz gefertigt sein (z.B. Lärche, Eiche oder andere Harthölzer), da chemisch imprägnierte oder mit Holzschutzmittel behandelte Bretter Schadstoffe abgeben könnten. Nadelhölzer sind weniger geeignet, da sie zum Splittern neigen und Harz enthalten.

  • Holzblöcke mit Bohrlöchern: Ein zentrales Element nahezu jedes Insektenhotels sind Hartholzblöcke oder Baumscheiben mit verschiedenen Bohrlöchern. Diese dienen als Nistgänge für solitäre Bienen und Wespen. Wichtig ist, dass nur gut abgelagertes, trockenes Hartholz verwendet wird (z.B. Eiche, Buche, Obstbaum). In die Holzklötze werden glatte Löcher mit Durchmessern von ca. 2–10 mm gebohrt, die 5–12 cm tief sein sollten. Die Bohrungen führt man quer zur Holzfaser aus (bei Stammabschnitten also in die Schnittfläche, nicht in die Rindenseite), um Risse entlang der Fasern zu vermeiden. Ganz durchbohren sollte man die Klötze nicht – hinter den Nisthöhlen bleibt idealerweise ein 2–3 cm starker Holzsteg, der geschlossen ist. Nach dem Bohren müssen raue Kanten geglättet und Holzstaub entfernt werden, damit sich die Insekten nicht verletzen. Solche gebohrten Harthölzer werden von Wildbienenarten wie Mauerbienen sehr gerne zur Eiablage angenommen.

  • Hohle Stängel: Ebenfalls beliebt sind Mark- und Röhrengänge aus hohlen oder markhaltigen Pflanzenstängeln – klassischerweise Bambusrohre oder Schilfhalme, aber auch hohle Halme von Brombeeren, Disteln oder Königskerzen können genutzt werden. Diese Stängel sollten auf ca. 10–20 cm Länge zugeschnitten werden. Wichtig: Mindestens ein Ende des Röhrchens muss geschlossen sein (entweder durch einen natürlichen Knoten im Bambus oder indem man eine Seite in Lehm steckt bzw. mit Holzleim verschließt). Die Durchmesser der Röhrchen sollten variieren (von etwa 2 mm bis 8 mm), um verschiedenen Arten gerecht zu werden. Bündel von solchen Halmen platziert man waagerecht und dicht aneinander in einem Fach des Insektenhotels. Sie ziehen vor allem Röhrenbrüter wie Löcherbienen, Scherenbienen und Grabwespen an.

  • Lehm- und Sandbereiche: Einige Wildbienen und Wespen nagen gerne selbst Gänge in weiches Material. Daher kann ein Fach mit Lehm, Lehm-Sand-Gemisch oder Ton gefüllt werden. Der Lehm wird mit Wasser zu einem formbaren Mörtel angerührt und in einen Holzrahmen gestrichen. Beim Trocknen bilden sich oft Risse, die man nachträglich mit frischem Lehm verschließt, um stabile „Wände“ zu erhalten. In die noch feuchte Masse oder nach dem Antrocknen bohrt man einige muldenförmige Vertiefungen (ca. 1 cm tief, 0,5–0,8 cm breit) als Startpunkte für die Insekten. Solche Lehm- oder Lössgefüllten Sektionen werden z.B. von Mauerwespen genutzt, die ihre Brutzellen darin graben, oder von Pelzbienen, die Lösswände bewohnen.

  • Ziegel, Hohlblocksteine: Manchmal werden auch Ziegelsteine mit Löchern eingesetzt. Nackte Lochziegel allein werden aber selten besiedelt. Sie können verbessert werden, indem man die Löcher mit Röhrchen (Bambus, Schilf) füllt. Alternativ kann man in Vollziegel oder Tonziegel selbst Löcher entsprechender Durchmesser bohren. Ziegel haben den Vorteil, Wärme zu speichern und diese nachts abzugeben. Ihre Verwendung sollte jedoch immer mit geeigneten Füllmaterialien kombiniert werden. Beton- oder Lehmziegel können eine langlebige Ergänzung sein, sofern sie passend präpariert sind.

  • Sonstige Materialien: Oft sieht man in kommerziellen Insektenhotels Füllstoffe wie Tannenzapfen, Stroh, Holzwolle oder Rindenstücke. Diese Materialien mögen zwar einigen Ohrwürmern oder Marienkäfern als Unterschlupf dienen, der Nutzen ist aber begrenzt. Zapfen und Holzwolle trocknen zudem oft aus oder schimmeln, wenn sie Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Viele Fachleute raten daher, solche Fächer einzusparen oder gezielt zu gestalten (z.B. ein abnehmbares Winterquartier für Florfliegen aus locker gepacktem Stroh in einem separaten Kasten, der trocken hängt). Insgesamt sollte das Insektenhotel strukturreich sein, aber nicht mit zu vielen ungeeigneten Materialien überfrachtet werden.

  • Dach und Schutz: Ein kleines Überdach ist sinnvoll, um Regen abzuhalten. Dachpappe oder ein Blech auf dem Holzdach schützen vor Nässe. Das gesamte Hotel sollte witterungsbeständig konstruiert sein – stabil verankert oder aufgehängt (Sturmfestigkeit!). In Gegenden mit Spechten oder anderen Vögeln, die gern Larven aus den Röhren pulen, empfiehlt es sich, einen Hasendraht mit 1–2 cm Abstand vor die Front zu spannen. Dieser hält hungrige Vögel ab, ohne die Insekten am Zugang zu hindern. Gleichzeitig kann der Draht auch Vandalismus vorbeugen, wenn das Gelände öffentlich zugänglich ist. Abschließend kann eine Beschilderung angebracht werden, die über die Funktion informiert – gerade in Unternehmen mit Publikumsverkehr oder für die Mitarbeiter ist dies ein edukativer Mehrwert.

  • Zusammengefasst lautet die Devise bei Bau und Material: Naturgerecht und hochwertig. Es entstehen zwar durch gute Materialien und solide Konstruktion eventuell etwas höhere Kosten als beim billigsten Baumarktmodell, aber ein sorgfältig gebautes Insektenhotel wird länger halten und tatsächlich von Insekten angenommen, während viele minderwertige Kästen leer bleiben. Daher sollte man sich an bewährten Bauanleitungen (z.B. vom NABU) orientieren oder ggf. Fachpersonal hinzuziehen. Die Investition in Qualität zahlt sich durch höhere Wirksamkeit aus.

Umsetzung und Integration in die FM-Strategie

Die praktische Umsetzung eines Insektenhotels auf dem Firmengelände erfordert neben der technischen Planung auch organisatorische Überlegungen, wie die Maßnahme in die Facility-Management-Strategie und den Betriebsablauf integriert wird. Idealerweise wird das Projekt „Insektenhotel“ als Teil eines umfassenderen Konzepts für naturnahe Firmengelände umgesetzt.

Schritten erfolgen

  • Konzeption und Abstimmung: Zunächst sollte das FM gemeinsam mit der Nachhaltigkeitsbeauftragten oder dem Umweltmanagement des Unternehmens klären, welche Ziele mit dem Insektenhotel verfolgt werden (z.B. Beitrag zu Biodiversität, Sensibilisierung der Mitarbeiter, Imagepflege im CSR-Bericht). In diesem Schritt erfolgt auch die Abstimmung mit der Geschäftsführung, um Rückendeckung zu sichern. Oft lassen sich Insektenhotels als Pilotprojekt im Rahmen größerer Umweltinitiativen positionieren – z.B. als ein Element eines internen Programms „Grünes Firmengelände“ oder im Kontext von Zertifizierungen (etwa Green Building Labels). Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) arbeitet derzeit an Kriterien für biodiversitätsorientierte Firmengelände, sodass Unternehmen in Zukunft für solche Maßnahmen Punkte in Nachhaltigkeitszertifikaten erhalten können.

  • 2. Mitarbeiter- und Stakeholder-Einbindung: Eine frühzeitige Einbindung der Belegschaft ist empfehlenswert. Zum einen lassen sich dadurch Bedenken oder Ängste (etwa vor stechenden Insekten) adressieren, zum anderen birgt das Projekt Chancen für die Mitarbeitermotivation. Beispielsweise kann man interessierte Kollegen aus verschiedenen Abteilungen einladen, beim Bau des Insektenhotels mitzuhelfen oder gemeinsam eine Fläche zu bepflanzen. Dieses gemeinsame Aktiv-Werden fördert den Teamzusammenhalt und schafft emotionale Bindung zum Projekt. Viele Unternehmen organisieren im Rahmen von CSR-Tagen oder Freiwilligenprogrammen solche Aktionen, oft auch unterstützt von lokalen Naturschutzorganisationen. Auch die Unternehmenskommunikation (PR/Marketing) sollte informiert sein – das Aufstellen eines Insektenhotels bietet positive Kommunikationsanlässe (Pressemitteilung, Social Media Posts, Aushang am Schwarzen Brett), die das Umweltengagement des Unternehmens sichtbar machen. So erreicht die Maßnahme intern wie extern eine größere Wirkung.

  • 3. Umsetzung und Installation: Für den eigentlichen Bau hat man verschiedene Optionen: Eigenleistung durch Hausmeisterei oder engagierte Mitarbeiter, Auftragsvergabe an spezialisierte Dienstleister, oder der Kauf eines hochwertigen Fertigprodukts mit anschließendem Selbstaufbau. Welche Variante gewählt wird, hängt von den internen Fähigkeiten und Ressourcen ab. In jedem Fall sollte ein genauer Zeitplan erstellt werden – idealerweise wird das Insektenhotel vor Beginn der neuen Vegetationsperiode installiert (Spätwinter oder sehr frühes Frühjahr), damit es ab März/April von den ersten Wildbienen gefunden werden kann. Die Platzierung auf dem Gelände erfolgt gemäß den im Planungskapitel genannten Kriterien. Bei der Aufstellung sind Arbeitsschutz und bauliche Vorschriften zu beachten: größere Konstruktionen müssen standsicher montiert sein (ggf. Fundament oder Pfosten im Boden verankern). Auf öffentlichen zugänglichen Firmenteilen (etwa vor dem Verwaltungsgebäude) kann es sinnvoll sein, das Insektenhotel mit einer kleinen Umrandung oder Hecke zu schützen, sodass es nicht unmittelbar berührt werden kann – dies senkt Vandalismusgefahr und schirmt Neugierige etwas ab. Kleinere Insektenhotels können auch an Wänden oder Zäunen befestigt werden. Wichtig ist es, nach der Installation Kontrollpunkte zu definieren: Wer überprüft z.B. nach einigen Wochen, ob alles in Ordnung ist? Hier kann das FM in seine Routineinspektionen auf dem Gelände einen kurzen Check aufnehmen.

  • 4. Integration in Wartung und Pflegepläne: Ist das Insektenhotel erst einmal in Betrieb (d.h. es wurde von Insekten angenommen), sollte es als fester Bestandteil der Liegenschaft in den FM-Wartungsplan integriert werden. Dazu gehört die regelmäßige Kontrolle (siehe Abschnitt Pflege), aber auch langfristige Überlegungen: Braucht es im Winter einen Schutz? Wie werden defekte Teile ersetzt? Diese Aufgaben lassen sich in vielen Fällen ohne großen Aufwand durch das bestehende Personal erledigen – das NABU betont, dass ein Insektenhotel nach der Installation kaum Pflegeaufwand verursacht. Einige Unternehmen schließen dennoch entsprechende Dienstleistungsverträge mit ihrem Grünpflege-Dienstleister, der dann etwa einmal jährlich das Insektenhotel überprüft und ggf. Instandhaltungen vornimmt.

  • 5. Verankerung in der FM-Strategie: Nachhaltige FM-Konzepte sehen vor, dass Grün- und Freiflächenmanagement integraler Bestandteil der Liegenschaftsstrategie ist. Das Insektenhotel sollte daher kein isoliertes Projekt bleiben, sondern – wo möglich – mit weiteren ökologischen Maßnahmen verzahnt werden. Beispielsweise können Facility Manager die Umstellung von Zierpflanzungen auf heimische Stauden, die Anlage von Blühwiesen oder die Begrünung von Dächern und Fassaden ins strategische Konzept aufnehmen. Diese naturnahen Gestaltungselemente verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung auf die Biodiversität. Zudem passen sie zur Entwicklung von Klimaanpassungsstrategien im FM (Schaffung von Kleinklimazonen, Verschattung durch Bäume etc.). Indem das Insektenhotel Teil einer umfassenderen Nachhaltigkeitsinitiative wird, erhält es eine langfristige Perspektive: Das Unternehmen commitet sich etwa, jedes Jahr auf einer weiteren Liegenschaft ein Insektenhotel zu errichten, oder es koppelt die Maßnahme an jährliche Umweltziele (z.B. „Steigerung der Artenvielfalt auf dem Firmengelände nachweislich um X%“). So wird aus einer einmaligen Aktion ein fortlaufendes Programm im Facility Management, das kontinuierlich evaluiert und verbessert werden kann.

Wirtschaftliche und rechtliche Aspekte

Obgleich der primäre Treiber für Insektenhotels meist ökologische Verantwortung und CSR ist, dürfen wirtschaftliche und rechtliche Aspekte nicht außer Acht gelassen werden. In diesem Kapitel betrachten wir zunächst die Kosten und wirtschaftlichen Effekte, dann relevante gesetzliche Rahmenbedingungen, Normen sowie Fördermöglichkeiten, die für Unternehmen in Deutschland von Interesse sind.

Wirtschaftliche Betrachtung

  • Investitionskosten: Insektenhotels gehören zu den vergleichsweise kostengünstigen Naturschutzmaßnahmen. Ein selbstgebautes Insektenhotel aus Holzresten und Naturmaterialien verursacht allenfalls Materialkosten im zwei- bis niedrigen dreistelligen Euro-Bereich. Auch im Handel erhältliche größere Wildbienenhotels für Firmengelände sind oft für einige hundert Euro zu haben. Damit stellen sie – verglichen mit anderen infrastrukturellen Maßnahmen im FM – eine sehr kleine Investition dar. Diese geringen Kosten werden in der Literatur hervorgehoben: Das Aufstellen von Insektenhotels ist eine Maßnahme, „die kaum Kosten verursachen und dennoch einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt leisten“ kann. Überdies können Unternehmen durch Eigenleistung (z.B. Azubi-Projekte zur Herstellung eines Insektenhotels) weitere Kosten sparen und gleichzeitig einen Bildungszweck erfüllen.

  • Betriebskosten und Einsparungen: Im laufenden Betrieb fallen für ein Insektenhotel nahezu keine laufenden Kosten an. Pflege und Wartung sind minimal (siehe nächstes Kapitel) – es gibt keine Energiekosten, keine Verbrauchsmaterialien. Im Gegenteil kann die Integration von naturnahen Elementen wie Blühflächen sogar Pflegekosten einsparen: Ein Wildblumenbeet muss nur 1–2 mal jährlich gemäht werden, während Zierrasen deutlich häufiger geschnitten werden muss. Unternehmen berichten, dass extensive Pflegekonzepte (z.B. selteneres Mähen, Verzicht auf teure Exotenbepflanzung) zu spürbaren Unterhaltseinsparungen führen können. Zwar ist das Insektenhotel selbst kein großer Kostenfaktor, aber es steht oft stellvertretend für diesen Wechsel hin zu einer kostengünstigeren, weil pflegeleichten Begrünung. Ein Beispiel: Das Landesamt für Umwelt in Augsburg pflegt artenreiche Blumenwiesen auf seinem Gelände – diese müssen nur zwei- bis dreimal im Jahr gemäht werden, was Personalzeit spart und dennoch hohe Aufenthaltsqualität bietet. Somit lassen sich ökologische und ökonomische Interessen verbinden.

Nutzen und Wertbeiträge

  • Ökosystemdienstleistungen: Insekten erbringen wertvolle Dienstleistungen, insbesondere Bestäubung. Global wird der ökonomische Wert der Bestäubungsleistung von Wild- und Honigbienen auf viele Milliarden Euro geschätzt. Fehlen die Insekten, müssten z.B. Obstbäume in Handarbeit bestäubt werden – was extrem personal- und kostenintensiv ist, wie das Beispiel aus Sichuan/China zeigt. Jedes Habitat, das Insekten fördert, trägt daher langfristig auch zur Sicherung dieser Dienstleistungen bei, von denen z.B. Landwirte in der Umgebung profitieren. Zwar ist dieser Nutzen schwer direkt ans einzelne Unternehmen zu koppeln, er unterstreicht aber die allgemeine wirtschaftliche Rationalität, in Biodiversität zu investieren.

  • Mitarbeitergesundheit und -produktivität: Begrünte, artenreiche Firmengelände wirken positiv auf das Mikroklima und das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Studien aus der Praxis (z.B. Siemens Indien, Naroda) zeigen, dass naturnahe Firmengärten zu weniger Krankmeldungen und geringerer Mitarbeiterfluktuation führen. Dies ist ein indirekter wirtschaftlicher Vorteil durch höhere Produktivität und reduzierte Kosten der Personalbeschaffung. Zwar kann man den Effekt eines einzelnen Insektenhotels darauf nicht isolieren, doch es ist Teil des Gesamtkonzepts, das diese positiven Effekte erzielt.

  • Image und Marketingwert: Ein Unternehmen, das sichtbar in Biodiversität investiert, kann dies im Marketing nutzen. Umweltengagement wird von Kunden, Partnern und Investoren zunehmend honoriert. So fließt es in Nachhaltigkeitsratings und Reporting (z.B. GRI, DNK) ein. Es kann auch die Kundenbindung stärken – beispielsweise können Firmen, die „mit der Natur im Einklang“ wirtschaften, sich am Markt differenzieren. Zwar ist der monetäre Wert schwer zu beziffern, aber im Sinne von Reputationskapital durchaus real. Einige Unternehmen sehen Insektenhotels auch als Teil ihrer Bildungsarbeit und laden Schulklassen oder die Nachbarschaft ein, was positive PR-Effekte bringt.

Es überwiegen die Vorteile klar die geringen Kosten. Selbst wenn man rein betriebswirtschaftlich argumentiert, lässt sich der Einsatz für Biodiversität als Investition in gesellschaftliches Kapital und Risikominimierung (Stichwort License to Operate) rechtfertigen. Allerdings sollte man keine unmittelbaren Gewinnauswirkungen erwarten – es handelt sich primär um weiche Faktoren (Image, Mitarbeiterbindung, CSR-Erfüllung) und langfristige volkswirtschaftliche Effekte. Die Erwartungssteuerung im Management ist daher wichtig: Ein Insektenhotel rechnet sich nicht in Euro am Jahresende, aber es kostet fast nichts und demonstriert Verantwortung.

Rechtliche Aspekte und Normen

  • Naturschutzrecht: Insekten fallen in Deutschland unter den allgemeinen Artenschutz des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG). Gemäß §39 BNatSchG ist es verboten, wild lebende Tiere ohne vernünftigen Grund zu stören, zu verletzen oder zu töten. Dies umfasst auch Insekten, was impliziert, dass Unternehmen ihre Gelände so bewirtschaften sollten, dass unnötige Schädigungen von Insekten vermieden werden. Einige Insektengruppen – z.B. alle Wildbienenarten – sind zudem nach §44 BNatSchG besonders geschützt. Praktisch bedeutet dies etwa: Werden an einem Bauwerk oder auf einem Firmengelände geschützte Wildbienen nachgewiesen (z.B. in einer Mauerfuge), dürfen diese Niststätten nicht zerstört werden, ohne dass ein Ausgleich erfolgt. Insektenhotels können hier sogar präventiv wirken: Indem man den Tieren alternative Nistmöglichkeiten bietet, verringert man das Risiko, dass sie sich an konfliktträchtigen Stellen ansiedeln. Insgesamt gibt es jedoch keine rechtliche Verpflichtung, Insektenhotels zu installieren – es ist eine freiwillige Maßnahme. Umgekehrt sind Insektenhotels aber auch rechtlich unproblematisch, solange damit keine Gefährdungen einhergehen.

  • Bau- und Sicherheitsrecht: Normalerweise sind Insektenhotels als kleine Bauwerke genehmigungsfrei, insbesondere wenn es sich um mobile oder leicht rückbaubare Konstruktionen handelt. Nur in Ausnahmefällen (sehr große, fest verankerte „Insektenhotel-Skulpturen“) könnte eine bauordnungsrechtliche Relevanz entstehen. Das FM sollte dennoch prüfen, ob z.B. auf dem Firmengelände Gestaltungsauflagen existieren (etwa in Mietobjekten oder bei denkmalgeschützten Anlagen). Ein weiterer Aspekt: Steht das Insektenhotel an einem öffentlich zugänglichen Ort, muss es standsicher und verkehrssicher sein, um Haftungsrisiken vorzubeugen. Hier gelten die allgemeinen Sorgfaltspflichten des Eigentümers. Theoretisch könnten auch Arbeitsschutzregelungen tangiert sein (etwa wenn Mitarbeiter das Hotel warten müssen – Leiterbenutzung etc.), aber das bewegt sich im üblichen Rahmen anderer einfacher Tätigkeiten im Grünanlagenbereich.

  • Normen und Standards: Spezifische DIN- oder ISO-Normen für Insektenhotels existieren nicht. Allerdings gibt es Normen, die indirekt berührt werden: Beispielsweise wird in der Norm DIN EN 1176 (für Spielplatzgeräte) auf Sicherheitsaspekte bei Freizeiteinrichtungen hingewiesen – ein Unternehmen, das ein Insektenhotel auf einem öffentlich zugänglichen Gelände aufstellt, könnte sich freiwillig daran orientieren (z.B. keine spitzen herausragenden Nägel, keine Klemmstellen für Kinder). Wichtiger sind allerdings Managementnormen: Für das Facility Management ist insbesondere die Norm ISO 41001 (Managementsysteme für FM) relevant, welche einen systematischen Rahmen für die Einbindung aller FM-Leistungen – auch Nachhaltigkeitsaspekte – bietet. Zudem kommen Umweltmanagement-Normen ins Spiel (ISO 14001, EMAS wie erwähnt), die sich gut mit Biodiversitätsmaßnahmen füllen lassen. Es gibt Bestrebungen, Bewertungssysteme für ökologische Qualität von Firmengeländen zu etablieren. Die DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) etwa will ein Zertifizierungsmodell für biodiversitätsfreundliche Gestaltungen entwickeln. Unternehmen könnten dann Punktenachweise erlangen, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen (z.B. X Nisthilfen, Y% heimische Bepflanzung, Monitoring von Arten etc.). Dies würde einen quasi-normativen Charakter haben und den Vergleich und Wettbewerb im positiven Sinne fördern.

  • Förderprogramme und Anreize: In Deutschland und auf EU-Ebene existieren verschiedene Förderprogramme, die solche Naturschutzmaßnahmen auf Firmengeländen unterstützen. Im Artikel von Schmelter-Kaiser werden exemplarisch „Grün statt Grau“ in Nordrhein-Westfalen und „Unternehmen Natur“ in Bayern genannt. „Grün statt Grau“ ist ein Landesprogramm, das Kommunen und Unternehmen berät und finanziell fördert, um versiegelte oder monotone Flächen in artenreiche Grünflächen umzuwandeln – darunter fällt auch das Aufstellen von Insektenhotels als Teil größerer Maßnahmen. „Unternehmen Natur“ (Bayern) war ein Projekt, das Betriebe animierte, ihre Freiflächen naturnah zu gestalten; die von uns zitierte ANL-Broschüre entstand in diesem Kontext. Auf Bundesebene gibt es das Bundesprogramm Biologische Vielfalt, das allerdings eher großangelegte Vorhaben fördert. Die EU hat mit LIFE BooGI-BOP (Boosting Green Infrastructure through Biodiversity-Oriented Design of Business Premises) gezielt ein Projekt aufgelegt, das Unternehmen in mehreren Ländern (u.a. Deutschland) bei biodiversitätsorientierten Firmengeländen unterstützt. Im Rahmen dieses Programms wurden Beratung, Schulungen und Vernetzung angeboten, um den Know-how-Aufbau zu erleichtern. Obwohl LIFE BooGI-BOP 2022 endete, bleiben die geschaffenen “Focal Points” als Ansprechpartner in Deutschland aktiv, und Folgemaßnahmen wie die erwähnte DGNB-Zertifizierung sind in Arbeit.

  • Des Weiteren können Unternehmen steuerliche Vorteile nutzen: Ausgaben für Umweltmaßnahmen auf dem Firmengelände sind betrieblich absetzbar. Wenn eine Maßnahme auch dem öffentlichen Interesse dient (z.B. zugängliche Grünflächen), kommen manchmal kommunale Zuschüsse oder eine Berücksichtigung bei Ausgleichsmaßnahmen (im Zuge von Bauvorhaben) in Frage. Insgesamt ist festzustellen, dass die Förderung von biodiversitätsfreundlichen Firmengeländen politisch gewollt ist – gerade in NRW, Bayern, Baden-Württemberg gibt es Initiativen –, sodass es sich lohnt, nach aktuellen Förderaufrufen Ausschau zu halten. Allerdings ist die Beantragung solcher Fördermittel oft mit Bürokratie verbunden; für ein einzelnes Insektenhotel wird man selten Fördergelder beantragen (die Maßnahme ist zu klein), aber im Paket mit z.B. Anlage einer großen Blühfläche schon eher.

Es gibt es keine rechtlichen Hindernisse für Insektenhotels, aber sehr wohl vielfältige Anreize und weiche Vorgaben, die Unternehmen motivieren sollen, solche Projekte umzusetzen. Ein Facility Manager sollte den rechtlichen Rahmen kennen (v.a. Artenschutz) und ausschöpfen, was an Förderung möglich ist. Er kann so die Maßnahme auch intern besser begründen: etwa darauf hinweisen, dass man mit dem Projekt einen Beitrag zu übergeordneten Zielen und Compliance (Umweltziele, freiwillige Selbstverpflichtungen, Nachhaltigkeitskriterien) leistet.

Betriebsmodelle und Pflegekonzepte

Nachdem das Insektenhotel aufgebaut und in den Betrieb integriert ist, stellt sich die Frage, wie es bewirtschaftet und gepflegt werden soll. Dabei gibt es unterschiedliche Betriebsmodelle: von völliger Eigenbetreuung durch das Unternehmen bis hin zur Vergabe an Dienstleister. Zudem sollte ein Pflegekonzept festlegen, welche Maßnahmen in welchem Intervall notwendig sind.

  • Eigenleistung vs. externer Dienstleister: In vielen Fällen übernimmt der betriebliche FM- oder Gartenbau-Service die Betreuung des Insektenhotels mit. Handelt es sich um ein kleineres Unternehmen ohne eigene Haustechnik/Gärtner, kann die Pflegepatenschaft an interessierte Mitarbeiter vergeben werden – z.B. könnte ein „Azubi-Umweltteam“ periodichecks durchführen. Dies fördert die Identifikation und entlastet Kosten. Alternativ kann man einen externen Dienstleister beauftragen. Einige Grünpflegefirmen oder Imkereibetriebe bieten mittlerweile „Biodiversitäts-Service“ an, der neben Blumensaat und Baumpflege eben auch das Management von Insektenhotels und Nistkästen beinhaltet. Für sehr große Firmencampus mit umfangreichen Naturflächen ist es durchaus sinnvoll, solche Profis einzubeziehen, vor allem wenn Monitoring und Berichtswesen (Arterhebungen etc.) gewünscht sind.

  • Pflegeleichtes Objekt: Generell sind Insektenhotels sehr pflegeleicht. NABU betont, dass nach Aufhängung ein kontrollierender Blick ab und zu ausreicht. Was könnte diese Kontrolle beinhalten? Im Wesentlichen: Überprüfen, ob die Konstruktion stabil und unbeschädigt ist, ob irgendwelche Materialien herausgefallen oder verrottet sind, ob Parasiten überhandnehmen.

Hierzu ein paar Details

  • Reinigung und Parasitenkontrolle: Die meisten solitären Bienen sind relativ selbstreinigend – d.h., sie verlassen nach Schlupf die Brutröhren, und neue Wildbienen räumen ggf. alte Puppenhüllen beiseite. Trotzdem können sich im Laufe der Jahre Parasitoiden (wie Milben, Schlupfwespen) in den Röhren ansammeln. Manche Experten empfehlen daher, alle paar Jahre verbrauchte Niströhren auszutauschen (besonders die hohlen Stängel, da man sie leicht erneuern kann). Bei Holzklötzen gestaltet sich ein Austausch schwieriger – hier belässt man es meist und nimmt in Kauf, dass einige Gänge nicht mehr genutzt werden. Ein radikales Reinigen sollte man vermeiden, um die bereits angelegten Brutzellen nicht zu zerstören. Falls Schimmel auftritt (z.B. in feuchten Ecken), muss die Ursache behoben werden – meist reicht es, das betroffene Material zu ersetzen und ggf. den Standort oder die Dachabdichtung zu verbessern.

  • Schutz vor Witterung und Tieren: In der kalten Jahreszeit ist wenig zu tun. Es ist sogar vorteilhaft, altes Pflanzenmark etc. bis zum Frühjahr nicht zu entfernen, da dort Insekten überwintern könnten. Erst im Frühjahr, bevor die neue Besiedelungsphase beginnt, kann man abgestorbenes Material sichten. Falls im Winter Spechte oder andere Tiere (Siebenenschläfer o.ä.) versucht haben, das Hotel zu plündern, könnte man kurzfristig einen zusätzlichen Schutz anbringen (z.B. engmaschiges Drahtgitter, wie erwähnt).

Bei gut konstruierten Hotels tritt dies aber selten auf

  • Intervallpflege: Wie oft sollte man also nach dem Rechten sehen? Ein pragmatischer Ansatz ist, zweimal jährlich zu kontrollieren: einmal im Frühjahr (März), bevor die Wildbienen fliegen, und einmal im Herbst (Oktober), wenn die Aktivität abgeklungen ist. Im Frühjahr könnte man z.B. loses Material festigen, schauen, welche Röhren belegt sind (viele verschlossene Röhren sind ja ein Erfolgssignal!) und eventuelle Winterschäden reparieren. Im Herbst sieht man, wie viele Röhren verlassen wurden, kann ggf. Parasitenbefall erkennen und das Umfeld winterfest machen. Diese Routine lässt sich gut in den jährlichen FM-Kalender einbauen – ähnlich wie man ja auch Nistkästen für Vögel meist einmal jährlich reinigt (wobei bei Insektenhotels wie gesagt Reinigen im Sinne von Ausputzen eher nicht erforderlich ist).

  • Dokumentation: Es ist empfehlenswert, im Sinne des Qualitätsmanagements eine kurze Dokumentation zu führen: Wann wurde was kontrolliert, gab es Auffälligkeiten? Das hilft zum einen, Trends zu sehen (z.B. zunehmende Belegung über Jahre), zum anderen dient es dem Wissensaustausch (falls mal der Verantwortliche wechselt). Auch lässt sich so Materialbedarf planen, falls etwas erneuert werden muss.

  • Betriebsmodelle kombinieren: Manche Unternehmen fahren zweigleisig: Das Alltagsgeschäft (Kleinreparaturen, Sichtkontrollen) macht ein interner Hausmeister, während einmal im Jahr ein Experte (z.B. vom NABU oder ein entomologisch versierter Dienstleister) kommt und gemeinsam mit Mitarbeitern eine Art Jahresinventur durchführt. Bei diesem Termin könnte man z.B. Arten bestimmen, die im Hotel nisten, oder das Hotel „erweitern“ (neue Module hinzufügen, z.B. zusätzliche Holzklötze bereitstellen, während die alten langsam vom Wetter abgebaut werden). Solche hybriden Modelle vereinen internes Engagement mit externer Expertise.

  • Sonderfall Honigbienen: Zwar geht es primär um Wildinsekten, aber der Vollständigkeit halber: Manche Unternehmen kombinieren Insektenhotels mit Honigbienenstöcken auf dem Gelände. Im Gegensatz zum Insektenhotel erfordern Bienenstöcke eine intensive Betreuung durch Imker. Häufig werden dafür Imkerpatenschaften vergeben: Ein externer Imker stellt Völker auf und pflegt sie, das Unternehmen bekommt einen Teil des Honigs als Giveaway. Dieses Modell ist populär, aber man sollte es nicht mit Wildbienenförderung verwechseln – Honigbienen konkurrieren bisweilen mit Wildbienen um Nahrung. Daher muss man das im Konzept ausbalancieren (z.B. nur wenige Völker, dafür riesige Blühflächen, um genug Ressourcen für alle zu bieten).

Keep it simple. Insektenhotels verlangen keine hohen personellen Aufwände. Wenn das Facility Management ein Auge darauf hat und grundlegende Pflegeprinzipien beachtet, werden die Nisthilfen über Jahre hinweg ihren Zweck erfüllen. Und sollte das Unternehmen einmal umziehen oder das Gelände neu planen, kann ein mobiles Insektenhotel sogar mitgenommen oder an anderer Stelle wieder aufgebaut werden – es ist also eine sehr flexible Anlage. Wichtig ist einzig, das Thema kontinuierlich auf dem Schirm zu behalten, damit aus dem schönen Projekt kein vergessener „Schrebergarten“ wird. Regelmäßigkeit schlägt Intensität – lieber in kleinen Abständen mal schauen, als jahrelang gar nichts tun und dann vor einem maroden Kasten stehen.

Risiken, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren

Trotz aller Vorteile gibt es bei der Planung und Betreuung von Insektenhotels auch Risiken und Herausforderungen, die bedacht werden wollen. Ebenso lassen sich Erfolgsfaktoren identifizieren, die darüber entscheiden, ob ein Insektenhotel-Projekt im betrieblichen Kontext gelingt. In diesem Abschnitt werden typische Stolpersteine aufgezeigt und Faktoren benannt, die zum Gelingen beitragen – viele Punkte wurden bereits implizit erwähnt und werden hier zusammengefasst.

Eine tabellarische Übersicht verdeutlicht Risiken und mögliche Gegenmaßnahmen

Herausforderungen / Risiken

Maßnahmen / Erfolgsfaktoren

Ungeeignete Materialien oder Bauweisen – Viele käufliche Nisthilfen sind untauglich oder sogar schädlich für Insekten (z.B. scharfe Bohrkanten, Harz in Nadelholz, Schimmelgefahr).

Auf Qualitätsstandards achten: nur harte, unbehandelte Hölzer; saubere Bohrlöcher glätten; keine ungeeigneten Füllstoffe (z.B. Tannenzapfen). Orientierung an Fachliteratur oder NABU-Empfehlungen. Ggf. Expertenrat einholen.

Falscher Standort – Wenn das Hotel im Schatten, Regen oder ohne Blütenumgebung steht, bleibt es unbesiede

Optimale Standortwahl sicherstellen: sonnig, trocken, windgeschützt. In Nähe von Blühpflanzen platzieren (Blumenbeete, Wiesen). Standort vorab beobachten (Sonne/Wind-Verlauf) und ggf. Anpassungen vornehmen.

Mangelnde Nahrung im Umfeld – Selbst bei gutem Standort kann ein Mangel an Blütenpflanzen die Ansiedlung begrenzen.

Begleitbegrünung einplanen: Anlage von Wildblumenflächen, Pflanzung heimischer Stauden und Gehölze, die gestaffelt blühen. Kooperation mit Gärtnern, um betriebliche Pflanzkonzepte auf Insektenfreundlichkeit auszurichten.

Ablehnende Haltung oder Ängste bei Mitarbeitern – Einige könnten Bedenken wegen „Gefahr durch Insekten“ äußern (Stiche etc.).

Aufklärung und Einbindung der Mitarbeiter: Informationen über friedliches Verhalten solitärer Wildbienen (stechen kaum) bereitstellen. Betriebsarzt kann ggf. Allergiker beraten. In Mitarbeiterkommunikation Vorteile betonen (Beitrag zu Umwelt, schönes Gelände). Abstand des Standorts zu stark frequentierten Bereichen wählen.

Vandalismus oder Diebstahl – Auf frei zugänglichen Arealen könnten Hotels beschädigt oder entwendet werden.

Sichere Montage (feste Verankerung, stabiler Aufbau). Gegebenenfalls Insektenhotel im eingezäunten Bereich oder mit Videoüberwachung in der Nähe aufstellen. Öffentlichkeitsarbeit nutzen, um Wert der Einrichtung zu vermitteln (reduziert mutwillige Zerstörung).

Unerwünschte Bewohner – Manchmal ziehen Spinnen, Ameisen oder viele Parasiten ein, was als Problem gesehen wird.

Verständnis fördern, dass Ökosystem inkl. Räubern dazugehört. Bei Überhandnahme: leichte Pflegeeingriffe (z.B. Parasitenkokons entfernen bei Kontrolle). Ggf. zusätzliche Nistmöglichkeiten schaffen, um Druck zu verteilen.

Fehlendes Monitoring / Erfolgskontrolle – Ohne Beobachtung bleibt unklar, ob das Hotel wirksam ist, Gefahr der Vernachlässigung.

Monitoring planen: z.B. jährliche Kurz-Inspektion mit Dokumentation (siehe Pflegekonzept). Kennzahlen erheben (Anzahl belegter Röhren, gesichtete Arten). Erfolg kommunizieren (Mitarbeiterzeitung: „In unserem Insektenhotel haben dieses Jahr X Wildbienenarten genistet“).

Kurzfristiges Denken – Erwartung, sofort große Effekte zu sehen; Gefahr von Enttäuschung, wenn nach wenigen Wochen noch nichts los ist.

Langfristige Perspektive einnehmen: Insektenhotels sind Geduldsprojekte, oft erst im 2. Jahr voll belegt. Realistische Ziele setzen, ggf. wissenschaftliche Begleitung (z.B. Studentenprojekt) organisieren, um Entwicklungen über Zeit zu messen.

größten Erfolgsfaktoren

  • Qualität der Ausführung: Ein fachgerecht gebautes und platziertes Insektenhotel wird viel eher zum Erfolg führen. Hierzu zählen die richtigen Materialien, eine solide Konstruktion und ein guter Standort. Qualität geht vor Quantität – ein kleines, aber richtig gemachtes Insektenhotel ist besser als fünf große, die ungeeignet sind.

  • Einbettung in Habitatmaßnahmen: Insektenhotels wirken am besten als Teil eines Gesamtkonzeptes. Die Kombination mit Blühwiesen, Hecken, Totholz und Wasserstellen schafft ein Umfeld, in dem Insekten ganzheitlich gefördert werden. Dieses Mosaik an Maßnahmen erhöht drastisch die Artenzahl und das ökologische Gleichgewicht auf dem Firmengelände.

  • Mitarbeiter und Stakeholder mitnehmen: Vom Einstieg (Planung, Bau) bis zur Pflege ist die Akzeptanz aller Beteiligten wichtig. Durch Transparenz, Information und aktive Einbindung schafft man eine positive Grundhaltung. Mitarbeiter, die das Projekt unterstützen, werden selbst zu Multiplikatoren und achten mit darauf, dass das Hotel respektiert wird. Erfolgsgeschichten – etwa Beobachtungen erster Wildbienen – sollten intern geteilt werden, um Stolz und Freude an dem gemeinsamen Ergebnis zu erzeugen.

  • Geduld und Anpassungsfähigkeit: Naturprojekte verlaufen nicht immer linear. Manchmal dauert es länger, bis Erfolge sichtbar werden (z.B. Besiedlung erst im nächsten Frühjahr). Hier ist Geduld ein Erfolgsfaktor. Ebenso sollte man anpassungsbereit sein: Sollte der erste Standort doch ungeeignet sein (z.B. versehentlich zu schattig), muss man bereit sein, das Hotel nochmal umzusetzen oder das Umfeld nachzubessern. Flexibilität im Vorgehen, geleitet von dem Prinzip „lernen und verbessern“, ist essentiell.

  • Unterstützung von Experten: Auch wenn ein Insektenhotel keine Raketenwissenschaft ist, kann der Rat von Fachleuten (Biologen, Naturschutzorganisationen) helfen, Fehler zu vermeiden und Potenziale voll auszuschöpfen. Dies könnte in Form einer einmaligen Begehung des Firmengeländes mit einem Experten geschehen, um optimale Plätze und Begleitmaßnahmen zu identifizieren. Die Vernetzung mit Initiativen wie dem Unternehmen Biologische Vielfalt Netzwerk oder lokalen NABU-Gruppen trägt ebenfalls dazu bei, auf dem neuesten Stand der Empfehlungen zu bleiben.

Die genannten Erfolgsfaktoren decken sich mit den in der Literatur und Praxisbericht erwähnten Punkten: Ein „gelungenes Beispiel“ für Biodiversität auf einem Firmengelände – wie das Firmengelände von Ansorge Logistik in Singen – kombinierte mehrere Maßnahmen (Insektenhotels, Nistkästen, invasive Pflanzen entfernt, Blühwiesen gesät, Bäume gepflanzt, Bienenvölker angesiedelt). Erfolgreiche Projekte wie dieses zeigen, dass ganzheitliches Vorgehen und Engagement auf allen Ebenen (von der Geschäftsleitung bis zum ausführenden Gärtner) letztlich zum Ziel führen.

Wirkungsmessung und Erfolgskontrolle

Ein wesentlicher Bestandteil wissenschaftlichen und nachhaltigen Vorgehens ist die Messung der Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen. Für Insektenhotels auf Betriebsgeländen stellt sich also die Frage: Wie lässt sich der Erfolg feststellen und in Kennzahlen oder Beobachtungen ausdrücken? Und welche Indikatoren können Facility Manager verwenden, um den Fortschritt im Sinne der biologischen Vielfalt zu bewerten?

Qualitative Erfolgskontrolle (Beobachtung): Schon mit einfachen Beobachtungen kann man viel über die Wirkung erfahren. So kann in regelmäßigen Abständen (z.B. monatlich in der Saison) notiert werden, wie viele Brutröhren belegt sind – erkennbar daran, dass die Eingänge mit Lehm, Harz oder Pflanzenstückchen verschlossen sind. Ein hoher Anteil verschlossener Röhren deutet auf rege Nutzung hin. Auch die Artenvielfalt der beobachteten Insekten ist ein Kriterium: Ein geübtes Auge kann verschiedene Wildbienenarten (durch Größe, Farbe, Verhalten) unterscheiden oder zumindest exemplarisch fotografieren und bestimmen lassen. Werden über die Jahre immer mehr verschiedene Arten am Insektenhotel nachgewiesen, ist dies ein eindeutiger Erfolg. Laut Dr. Schaefer (Global Nature Fund) können Praxisbeispiele zeigen, „dass bei Wildbienen, Schmetterlingen oder Laufkäfern die Zahl der Arten und Individuen in einem überschaubaren Zeitraum spürbar steigt“, wenn die Bedingungen verbessert werden. Solche Aussagen untermauern den Nutzen der Maßnahme und können als Storytelling im Unternehmen verwendet werden („Aus X wurden Y Wildbienenarten in zwei Jahren“).

Quantitative Kennzahlen: Unternehmen, die das Thema strategisch angehen, können sich Kennzahlen (KPIs) für biodiversitätsfördernde Maßnahmen setzen

Einige mögliche Kennzahlen im Kontext von Insektenhotels und naturnahen Flächen

  • Anzahl der Insektenhotels/Nisthilfen auf dem Gelände (Output-Indikator).

  • Anteil der belegten Niströhren (prozentual oder absolut) pro Jahr – zeigt Nutzungseffizienz.

  • Anzahl nachgewiesener Wildbienen- oder Insektenarten auf dem Firmengelände – ggf. erhoben durch Bio-Monitoring (dieser Wert sollte idealerweise steigen).

  • Fläche naturnah gestalteter Freiflächen (in m² oder % der Gesamtfläche) – je höher, desto mehr Lebensraum. Hier könnte man auch den Biotopflächenfaktor als Maß anführen, der z.B. in der Landschaftsplanung genutzt wird.

  • Reduktion von Pflegemaßnahmen (z.B. Mähhäufigkeit) – ein Indikator, der zeigt, dass extensive Bewirtschaftung umgesetzt wird (verknüpft Ökologie mit Aufwand/Kosten).

  • Mitarbeiterbeteiligung (Anzahl Mitarbeiter, die sich beteiligt haben, oder Stunden, die in Umweltprojekte fließen) – zeigt den sozialen Erfolg des Projekts.

Einige Unternehmen haben in Nachhaltigkeitsberichten bereits spezifische Ziele, wie z.B. „Steigerung der Biodiversität am Standort X bis Jahr Y“. Dies lässt sich greifbar machen, indem man z.B. Biodiversitäts-Audits durchführt: Vor Projektstart wird eine Bestandsaufnahme gemacht (wie viele Pflanzen- und Insektenarten finden sich), und nach einigen Jahren erneut. Solche Audits kann man mit Unterstützung von Ökologen, lokalen Hochschulen oder Naturschutzverbänden durchführen. Auch citizen-science-ähnliche Ansätze sind möglich – etwa ein Mitarbeiterprojekt zur Inventur („zähl mit beim Tag der Artenvielfalt auf unserem Firmengelände“).

Dadurch erhält man Daten und stärkt zugleich das Bewusstsein

  • Reporting und Benchmarking: Im Rahmen größerer Initiativen (wie Unternehmen Biologische Vielfalt 2020 oder künftig aufgrund EU-Vorgaben) werden Unternehmen ihre Biodiversitätsleistungen berichten. Ein Insektenhotel kann dort als Maßnahme mit Kennzahl einfließen – etwa „pro Standort 2 Insektenhotels installiert“ oder „x m³ an Nistvolumen geschaffen“. Allerdings ist die Qualität der Wirkung entscheidender: Daher empfiehlt es sich, zumindest intern auch outcome-orientierte Kennzahlen (z.B. Artenzahl, Belegungsquote) zu verfolgen. Diese können Teil von Umweltkennzahlensystemen werden, ähnlich wie es für Energie oder Abfall längst üblich ist. So schlägt etwa eine Empfehlung der Plattform Unternehmen Biologische Vielfalt vor, dass Firmen Ziele und Indikatoren für Biodiversität in verschiedenen Unternehmensbereichen definieren – für Liegenschaften wären die oben genannten Indikatoren passend.

  • Normierte Bewertungssysteme: Sollte die DGNB-Zertifizierung für Firmengelände mit Biodiversitätsfokus eingeführt werden, wird diese voraussichtlich konkrete Nachweise erfordern – z.B. Monitoring-Berichte über Flora und Fauna. Unternehmen, die daran teilnehmen, werden also systematisch die Wirkung erfassen müssen, um den Kriterienkatalog zu erfüllen (Punkte gibt es möglicherweise für nachgewiesene Nistmöglichkeiten, Artenzahlen, Pflegepläne etc.). Auch EMAS könnte perspektivisch eine Rolle spielen, wenn Organisationen dort freiwillig biodiversitätsbezogene Leistungsindikatoren integrieren.

  • Erfolgskommunikation: Zuletzt sei betont, dass gemessene Erfolge unbedingt kommuniziert werden sollten – intern wie extern. Intern motiviert es die Mitarbeiter, wenn sie hören, dass „unser Insektenhotel dieses Jahr voll belegt war und wir 5 Wildbienenarten nachweisen konnten“. Extern untermauern solche Zahlen die Glaubwürdigkeit der CSR-Aktivitäten gegenüber Stakeholdern. In Zeiten, wo der Vorwurf des „Greenwashing“ schnell erhoben wird, macht eine transparente Dokumentation der Wirkung (so klein sie im globalen Maßstab sein mag) den Unterschied: Es zeigt, dass das Unternehmen es ernst meint und den Fortschritt verfolgt.

Zu beachten ist, dass Biodiversitätsmonitoring komplexer ist als etwa CO₂-Messungen. Insektenpopulationen können von Jahr zu Jahr schwanken, auch wetterbedingt. Daher sollte man kurzfristige Schwankungen nicht überbewerten, sondern auf Trends achten. Wenn z.B. in einem sehr trockenen Sommer weniger Wildbienen zu sehen sind, heißt das nicht gleich, dass das Insektenhotel versagt – vielleicht war einfach das Nahrungsangebot infolge Dürre schlechter. Über einen längeren Zeitraum und mit mehreren Indikatoren (Arten, Anzahl, Flächenausmaß der Maßnahmen etc.) ergibt sich jedoch ein robustes Bild.

Handlungsempfehlungen für Facility Manager

  • Strategischen Rückhalt sichern: Verankern Sie Biodiversitätsmaßnahmen wie Insektenhotels in der Unternehmens- und FM-Strategie. Überzeugen Sie die Geschäftsleitung mit Verweis auf Nachhaltigkeitsziele, CSR-Verpflichtungen und positive Nebeneffekte (Image, Mitarbeiterzufriedenheit). Zeigen Sie auf, dass solche Maßnahmen kostengünstig sind und gut zu bestehenden Umweltmanagement-Systemen (ISO 14001, EMAS) passen.

  • Ganzheitliche Planung: Planen Sie ein Insektenhotel nie isoliert, sondern im Kontext des gesamten Firmengeländes. Suchen Sie den optimalen Standort (sonnig, blütenreich, geschützt) und planen Sie gleich etwaige Begleitmaßnahmen (Blumenbeete, kleine Wildwiese, Infotafel). Nutzen Sie eventuell vorhandene Förderprogramme (erkundigen Sie sich bei Kommune oder Land nach Initiativen wie „Grün statt Grau“). Denken Sie auch langfristig – wo könnten in Zukunft weitere Nisthilfen oder ökologische Aufwertungen stattfinden?

  • Know-how einholen: Machen Sie sich oder Ihr Team mit den Best Practices vertraut. Nutzen Sie Leitfäden von Naturschutzorganisationen (z.B. NABU-Bauanleitungen) und schauen Sie sich erfolgreiche Beispiele an (z.B. andere Firmengelände, Literatur). Gegebenenfalls ziehen Sie für die Konzeptphase einen Experten hinzu, etwa von einer lokalen Naturschutzbehörde oder einem Planungsbüro mit Erfahrung in Biodiversitätsmanagement. Das initiale Investment in Beratung kann Fehlplanungen verhindern.

  • Qualität beim Bau sicherstellen: Achten Sie auf hochwertige Materialien und saubere Umsetzung. Briefen Sie interne Handwerker oder externe Anbieter explizit auf die genannten Qualitätskriterien (Hartholz, Lochgrößen, Sauberkeit, keine Schadstoffe). Kontrollieren Sie das fertige Insektenhotel vor Aufstellung noch einmal mit Checkliste. Wenn Sie ein fertiges Produkt kaufen, dann von einem spezialisierten Anbieter, nicht unbedingt das billigste Deko-Hotel aus dem Baumarkt – viele Angebote am Markt sind eher Zierde als funktional.

  • Mitarbeiter einbeziehen: Kommunizieren Sie das Vorhaben frühzeitig im Unternehmen. Finden Sie Mitstreiter – zum Beispiel Naturfreunde im Kollegenkreis oder einen Sponsor aus der Chefetage, der sich als „Projektpate“ eignet. Organisieren Sie ggf. eine gemeinsame Bauaktion oder Pflanzaktion (Team-Event). Nutzen Sie das Insektenhotel als Lernchance: Erklären Sie in internen Medien, warum es aufgestellt wird, welche Insekten man erwarten kann und wie jeder zum Gelingen beitragen kann (z.B. indem man die Umgebung respektiert, keine Pestizide verwendet, etc.).

  • Sicherheit und Wartung nicht vergessen: Stellen Sie sicher, dass das Insektenhotel standsicher installiert wird. Erfassen Sie es als Inventar in Ihrem FM-System, damit es nicht „aus den Augen, aus dem Sinn“ gerät. Legen Sie einfache Wartungsintervalle fest (z.B. Sichtkontrolle halbjährlich) und halten Sie Verantwortlichkeiten fest. Bei externer Pflege: klare Absprachen treffen, was getan werden soll. Überwachen Sie nach Aufstellung kurz öfter (erste Wochen), ob alles ok ist – man könnte z.B. feststellen, dass Regen doch hineinläuft und noch ein kleiner Dachüberstand ergänzt werden muss.

  • Dokumentieren und feiern Sie Erfolge: Führen Sie eine kleine Erfolgskontrolle durch (Fotos vor/nach, Beobachtungsliste der ersten Bewohner, etc.). Teilen Sie diese Erfolge mit der Belegschaft und auch nach außen. Eine Pressemitteilung „Firma X fördert Wildbienen – Insektenhotel auf Firmengelände eröffnet“ kann positives Echo erzeugen. Intern könnte man jährlich berichten („Unsere Firmenbienen: Dieses Jahr haben 120 Mauerbienen im Insektenhotel genistet…“). Das schafft Wertschätzung für das Projekt und hält das Interesse aufrecht. Wenn Sie Kennzahlen erheben, integrieren Sie diese in Ihre Nachhaltigkeitsberichte.

  • Kontinuierliche Verbesserung: Betrachten Sie das Insektenhotel als Startpunkt. Beobachten Sie, was gut funktioniert und wo es hapert. Passen Sie Ihr Vorgehen an – z.B. mehr Pflanzen nachsetzen, wenn Sie merken, Nahrung fehlt. Oder das Hotel erweitern, wenn die Nachfrage hoch ist. Halten Sie Kontakt zu Netzwerken (z.B. Austausch mit anderen Unternehmen über Erfahrungen, Teilnahme an Plattformen wie „Unternehmen Biologische Vielfalt“). So bleiben Sie informiert über neue Erkenntnisse. Vielleicht identifizieren Sie weitere Potentiale auf dem Gelände (Fledermausquartiere, Entsiegelung einer Parkplatzfläche etc.) – scheuen Sie sich nicht, auch solche Projekte anzustoßen, sofern es ins Gesamtbild passt.