Bienenvölker in betrieblich genutzten Liegenschaften
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Integration von Bienenvölkern auf Betriebsgeländen
Die Ansiedlung von Bienenvölkern auf Firmengeländen hat sich in den letzten Jahren zu einem bemerkenswerten Trend im Rahmen nachhaltiger Unternehmensführung entwickelt. Ob auf dem Dach eines Stadtbüros oder in einer grünen Ecke des Werksgeländes – immer mehr Unternehmen beherbergen eigene Honigbienenstöcke. Diese Entwicklung verbindet ökologische Verantwortung mit praktischen Vorteilen für Unternehmen: Sie leistet einen Beitrag zum Schutz der Bienen und zur Biodiversität, stärkt die Corporate Social Responsibility (CSR) eines Betriebs und kann zugleich das Employer Branding unterstützen. Für Facility Manager eröffnet das Thema Firmenbienen ein spannendes Aufgabenfeld, das organisatorische Planung, technische Umsetzung, rechtliche Rahmenbedingungen sowie Kommunikations- und Marketingaspekte umfasst. Möge es summen auf unseren Firmengeländen!
Organisation: Planung, Aufbau und Betreuung von Firmenbienen
Ein Bienenprojekt auf firmeneigenem Gelände erfordert zunächst eine sorgfältige Organisations- und Planungsphase. Zu Beginn steht die Frage: Wer kümmert sich um die Bienen? Hier gibt es zwei grundsätzliche Ansätze, die Unternehmen wählen können: interne Betreuung durch eigene Mitarbeiter oder externes Bienenmanagement durch spezialisierte Dienstleister. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile, und oft ergibt sich auch eine Mischform aus internem Engagement und externer Unterstützung oder die Kooperation mit einem Imker per Gestattungsvertrag.
Projektinitiierung und interne Zuständigkeiten
In vielen Fällen entsteht die Idee für Firmenbienen aus dem Nachhaltigkeits- oder Umweltmanagement des Unternehmens, manchmal auch durch engagierte Mitarbeiter (z.B. Hobbyimker) oder im Zuge von CSR-Initiativen.
Facility Manager spielen eine Schlüsselrolle: Sie koordinieren Flächen und Infrastruktur und stellen sicher, dass das Projekt in den Betriebsablauf passt. Zu Beginn sollte ein kleines Projektteam aufgestellt werden, dem idealerweise Vertreter verschiedener Abteilungen angehören – etwa Facility Management, Umweltmanagement/CSR, Arbeitssicherheit und Kommunikation. Dieses Team definiert Ziele (z.B. Beitrag zur Biodiversität, eigene Honigproduktion für Mitarbeitergeschenke, Teambuilding-Aspekte) und erarbeitet einen Plan für die Umsetzung.
Eine wichtige Entscheidung zu Projektbeginn ist, ob das Unternehmen eigene Imkerkompetenz aufbauen möchte oder die Betreuung der Bienenvölker an externe Experten übergibt. Einige Unternehmen setzen bewusst auf Mitarbeiterbeteiligung: So hat etwa die EBP Deutschland GmbH in Berlin sich entschlossen, selbst mitanzupacken. Ohne Vorkenntnisse in der Imkerei suchte man sich einen Partner und organisierte einen internen Imkerkurs für interessierte Mitarbeiter. Über ein Jahr hinweg lernten diese alles von Honigernte bis Varroabehandlung und konnten danach eigenständig zwei Bienenvölker auf dem Büro-Dach betreuen. Das Beispiel EBP zeigt, dass ein solches Engagement das Wir-Gefühl stärkt und Mitarbeitern die Möglichkeit gibt, Neues zu lernen und abteilungsübergreifend zusammenzuarbeiten. Allerdings betont der Projektverantwortliche auch, dass man sich der Verantwortung bewusst sein muss: „Bienenhaltung ist ein Commitment. Man darf die Bienen nicht einfach sich selbst überlassen.“. Sprich: Wenn internes Imkern gewählt wird, braucht es verlässliche Zuständige (am besten mehrere, damit Vertretung gesichert ist) und die Unterstützung durch die Unternehmensleitung, z.B. durch Freiräume für diese Tätigkeit.
Andere Firmen bevorzugen es, von Anfang an professionelle Dienstleister einzubinden, die ein Rundum-sorglos-Paket anbieten. In Deutschland gibt es inzwischen spezialisierte Anbieter, die Firmenbienen-Projekte schlüsselfertig umsetzen. Beispiele sind Initiativen wie Projekt 2028, Stadtbienen gGmbH, Bee-Rent oder nearBees, um nur einige zu nennen. Diese Dienstleister stellen gegen Gebühr Bienenvölker zur Verfügung, kümmern sich um deren Pflege durch erfahrene Imker und übernehmen oft auch die gesamte Organisation im Hintergrund, von der Lieferung der Ausrüstung bis zur Anmeldung der Völker bei Behörden. Für das Unternehmen hat das den Vorteil, dass es „alles aus einer Hand“ erhält und einen festen Ansprechpartner hat. Die interne Zuständigkeit beschränkt sich dann darauf, einen Projektverantwortlichen zu benennen (oft im Facility Management oder CSR), der als Bindeglied zum Dienstleister fungiert, Termine koordiniert und als Ansprechpartner im Unternehmen dient. Externe Imkerdienste übernehmen je nach Vertragsgestaltung praktisch alle operativen Aufgaben – sie liefern die Bienenstöcke an, führen regelmäßige Kontrollen und Pflegearbeiten durch (oft etwa 10–15 Mal pro Jahr, je nach Saison) und ernten den Honig. Stadtbienen etwa bietet für Unternehmen zwei Bienenvölker im Abo an und garantiert eine ökologische Jahresbetreuung mit rund 15 Vor-Ort-Besuchen im Jahr durch geschulte Imker. Mitarbeiter dürfen dabei gern zuschauen und Fragen stellen, müssen sich aber um nichts kümmern, wenn sie nicht wollen. Auch Versicherung und Behördenmeldungen werden in diesem Modell vom Dienstleister getragen – so übernimmt z.B. Stadtbienen ausdrücklich die juristische Verantwortung und erledigt die Kommunikation mit dem Veterinäramt. NearBees wirbt ähnlich damit, alle rechtlichen und organisatorischen Belange bis hin zur Abstimmung mit Nachbarn oder Vermietern zu übernehmen. Diese Auslagerung minimiert das Risiko für das Unternehmen und vereinfacht die Abläufe.
In der Praxis entscheiden sich viele Unternehmen für eine Mischform: Sie lassen die Bienen von Profis betreuen, beziehen aber gleichzeitig Mitarbeiter in ausgewählten Aktivitäten mit ein. So kann zum Beispiel ein externer Imker die Hauptarbeit erledigen, während ein kleiner Kreis von interessierten Mitarbeitern als Bienenpaten fungiert – sie begleiten gelegentlich den Imker bei Durchsichten, halten im Alltag ein Auge auf die Flugaktivität oder helfen bei der Honigabfüllung. Dadurch bleibt das Projekt im Bewusstsein der Belegschaft verankert, ohne dass das Unternehmen voll auf Eigenregie angewiesen ist. Wichtig ist in jedem Fall, intern klar zu kommunizieren, wer für die Bienen zuständig ist. Ein Verantwortlicher (Facility Manager oder Nachhaltigkeitsbeauftragter) sollte als feste Anlaufstelle benannt sein – sowohl für Kollegen (etwa falls mal ein Bienenschwarm gesichtet wird oder es Fragen/Probleme gibt) als auch für externe Partner und Nachbarn. So vermeidet man Unklarheiten und zeigt, dass das Projekt professionell gemanagt wird.
Kooperation mit externen Dienstleistern und Imkern
Bei der Zusammenarbeit mit externen Anbietern lohnt es sich, Leistungsumfang und Erwartungen im Vorfeld genau abzustimmen. In einem einfachen Fall schließt das Unternehmen einen Vertrag über das Mieten von X Bienenvölkern für eine bestimmte Laufzeit (oft mindestens 1–2 Jahre). Enthalten sind typischerweise die Bereitstellung der Bienenstöcke, regelmäßige Pflegebesuche, Behandlung der Bienen gegen Krankheiten (z.B. Varroamilbe) und die Honigernte. Viele Anbieter beinhalten auch die Abfüllung und Etikettierung des Honigs mit individuellem Firmenlabel – so erhält das Unternehmen am Ende des Sommers seinen eigenen Honig, ohne selbst Schleuder und Eimer anfassen zu müssen. Ein Beispiel: Der Bee-Rent-Gründer Dieter Schimanski liefert persönlich die Bienenstöcke an den gewünschten Standort und organisiert, dass 10–15 Mal im Jahr regionale Imker vorbeikommen, um sich um die Bienen zu kümmern. Nach der ersten Saison kann mit einem Honigertrag von etwa 20–30 kg pro Volk gerechnet werden – genug für zahlreiche personalisierte Honiggläser als Kundengeschenke oder Mitarbeiterpräsente.
Bei komplexeren Bienenprojekten können externe Dienstleister noch mehr bieten: Schulungen, Events und PR-Material. So umfasst das Stadtbienen-„Rundum-sorglos-Paket“ auf Wunsch zusätzlich Bienenerlebnisse für Mitarbeiter – etwa Vorträge in der Mittagspause oder Imkerkurse im Unternehmen. Auch bei der Kommunikation unterstützen solche Partner: Sie liefern Texte und Bilder, um das Engagement in Szene zu setzen. NearBees bietet seinen Firmenpaten ebenfalls ein umfangreiches PR-Paket inklusive Social-Media-tauglicher Inhalte und quartalsweise aufbereiteter Geschichten rund um „Ihre“ Bienen. Diese enge Kooperation mit Spezialisten entlastet die firmeneigenen Ressourcen enorm. Der Facility Manager sollte dennoch regelmäßig den Überblick behalten – zum Beispiel durch kurze Abstimmungsgespräche mit dem betreuenden Imker oder Dienstleister, um den Zustand der Völker und anstehende Arbeiten zu kennen. So kann er intern Bescheid geben, wenn z.B. in der nächsten Woche die Honigernte ansteht (vielleicht verbunden mit einem kleinen Event für interessierte Kollegen).
Nicht zu unterschätzen ist auch die Kooperation mit lokalen Imkern und Institutionen. Es empfiehlt sich, frühzeitig Kontakt zum örtlichen Imkerverein aufzunehmen. Dort findet man oft erfahrene Imker, die gegen geringe Aufwandsentschädigung bereit wären, ein oder zwei Völker auf dem Betriebsgelände zu betreuen – falls kein kommerzieller Dienstleister engagiert werden soll. Zudem kennen die Vereine die Situation vor Ort: Wo stehen schon andere Bienenvölker? Gibt es Krankheiten in der Region? Laut einer Informationsbroschüre aus Hessen ist es sinnvoll, sich vor der Einrichtung eines Bienenstands über bestehende Bienenstände zu informieren und mit Imkern in der Umgebung Kontakt aufzunehmen. So vermeidet man eine Überlastung der Gegend mit zu vielen Völkern und kann womöglich Synergien schaffen (etwa gemeinsamer Materialeinkauf, Erfahrungsaustausch). Mitunter entstehen aus solchen Kooperationen langfristige Partnerschaften – der lokale Imker wird zum Paten des Firmenbienen-Projekts, besucht vielleicht mal die Belegschaft für einen Vortrag oder nimmt interessierte Mitarbeiter zu seinem Bienenstand mit.
Einmal aufgestellt, sollen die Bienen möglichst dauerhaft ein Teil des Firmengeländes bleiben. Daher ist es ratsam, das Thema in relevante unternehmensinterne Richtlinien oder Umweltprogramme aufzunehmen. Zum Beispiel könnte man im Rahmen der betrieblichen Nachhaltigkeitsstrategie festhalten, dass die Pflege der Firmenbienen jährlich budgetiert wird und ein fester Bestandteil der Umweltziele ist. Auf diese Weise wird das Projekt nicht als kurzfristige Aktion betrachtet, sondern als kontinuierliches Engagement, das auch personelle Wechsel überdauert. Sollte der anfänglich begeisterte Mitarbeiter-Imker das Unternehmen verlassen, muss gewährleistet sein, dass jemand anders übernehmen kann – etwa indem man frühzeitig weitere Kollegen einbindet oder im Zweifelsfall auf den Plan B (externe Betreuung) umschwenkt.
Technik: Standortwahl, Ausstattung und Sicherheit für Firmenbienen
Die technische Umsetzung eines Bienenprojekts umfasst alle Fragen rund um den Standort der Bienenstöcke, die notwendige Ausstattung und die Sicherheitsvorkehrungen. Honigbienen sind zwar anpassungsfähig und brauchen nicht viel Platz, aber einige grundlegende Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit sich die Völker wohlfühlen und niemand im Unternehmen gefährdet wird.
Standortwahl auf dem Firmengelände
Bei der Wahl des Standorts für die Bienenstöcke gilt es, sowohl die Bedürfnisse der Bienen als auch die Gegebenheiten des Betriebsgeländes zu berücksichtigen. Grundsätzlich bevorzugen Honigbienen Orte, die trocken, sonnig und windgeschützt sind. Ideal ist eine Lage am Rande des Geländes oder auf einer erhöhten Fläche, wo die Morgensonne den Bienenstock erwärmt, aber die Völker in der Mittagshitze nicht schutzlos der prallen Sonne ausgesetzt sind. In erreichbarer Nähe sollte ein ausreichendes Nahrungsangebot vorhanden sein – das heißt blühende Pflanzen, von Frühjahr bis Herbst, aus denen die Bienen Nektar und Pollen sammeln können. Auf einem weitläufigen Industriegelände mit Wiesen und Bäumen ist dies meist gegeben; in städtischen Umgebungen fliegen die Bienen zur Not auch mehrere Kilometer bis zu Parks oder Gärten. Dennoch kann das Unternehmen durch bienenfreundliche Bepflanzung vor Ort viel bewirken (dazu später mehr im Abschnitt Ökologie).
Für den Standort ist zudem wichtig, dass er warm, aber nicht überhitzt ist. Bienen mögen geschützte, sonnige Ecken, aber auf einem Flachdach kann es im Sommer sehr heiß werden. Falls Bienenstöcke auf einem Gebäudedach aufgestellt werden – was in Städten mangels Garten oft die einzige Möglichkeit ist – sollte man prüfen, ob der Untergrund stark aufheizt (z.B. dunkle Teerpappe) und ob sich Hitze staut. Gegebenenfalls helfen einfache Maßnahmen wie eine Unterkonstruktion (Paletten oder Gestelle, die die Beuten etwas vom Boden abheben) und ein Sonnensegel oder Halbschatten während der heißesten Stunden. Viele Dachimker berichten, dass ihre Bienen auf dem Dach gut zurechtkommen, sofern genug Futterquellen im Umkreis liegen und die Beuten vor starkem Wind gesichert sind. Ein Vorteil erhöht aufgestellter Bienen: Die Flugbahn der Tiere beginnt automatisch in einigen Metern Höhe, wodurch Menschen am Boden kaum mit den Flugbahnen in Berührung kommen.
In Innenhöfen oder Gärten auf dem Firmengelände ist darauf zu achten, dass Unbefugte oder Passanten nicht zu nah an die Kästen gelangen. Unbeteiligte Personen sollten möglichst wenig belästigt oder gefährdet werden – das heißt konkret: Der Platz sollte so gewählt sein, dass z.B. nicht der Haupteingang oder der Mitarbeiter-Pausenbereich direkt im Anflugbereich der Bienen liegt. Ein Mindestabstand zu viel frequentierten Wegen ist ratsam. Außerdem empfiehlt es sich, die Fluglöcher der Bienenstöcke in eine Richtung zu orientieren, in der sich kein unmittelbarer Publikumsverkehr befindet – idealerweise über das eigene Grundstück hinweg ins Freie. Ist der Stellplatz nahe einer Grundstücksgrenze, lässt sich der Bienenflug durch einen Sichtschutz oder eine Hecke so lenken, dass die Bienen gleich nach dem Start in die Höhe fliegen. Eine dichte Hecke über Kopfhöhe oder ein Zaun direkt vor den Fluglöchern bewirken, dass die Bienen aufsteigen müssen und dann erst in Höhe von vielleicht 2–3 Metern das Nachbargrundstück überqueren – so kommen Menschen kaum ins „Tieffluggebiet“ der Bienen. Solche Maßnahmen sind insbesondere in dicht besiedelter Umgebung wichtig, um Konflikte zu vermeiden. In ländlicheren Industriegebieten mit großen Abständen ist das weniger kritisch, aber Schaden tut es nie, die Flugschneise der Bienen bewusst zu planen.
Zugänglichkeit und Sicherheit: Der gewählte Standort muss für die betreuende Person (Imker oder Mitarbeiter) gut erreichbar sein – bei jedem Wetter und auch mit Equipment. Es nützt nichts, die Kästen idyllisch auf einem schwer zugänglichen Flachdach zu platzieren, wenn man dann nur mit Leiter und Klettergeschirr dorthin gelangt. Die Hessen-Broschüre betont, dass der Standort selbst bei widrigen Witterungsbedingungen sicher erreichbar sein sollte und einen gefahrlosen Transport von Lasten ermöglicht. Im Klartext: Gibt es einen Lastenaufzug, wenn die vollen Honigräume vom Dach geholt werden müssen? Sind keine Stolperfallen auf dem Weg? Muss eine Absturzsicherung beachtet werden? Solche praktischen Fragen sollte der Facility Manager vorab prüfen. Wenn etwa ein Flachdach nur über eine schmale Dachluke zugänglich ist, könnte man überlegen, einen kleinen Schwenkkran oder Flaschenzug für schwere Honigzargen vorzusehen – oder gleich einen anderen Ort wählen, z.B. einen Innenhof. Auch Diebstahlschutz und Vandalismus sind zu bedenken: Auf öffentlich zugänglichem Gelände sollten die Beuten in einem abgeschlossenen Bereich oder umzäunten Garten stehen. Zwar werden Bienenstöcke selten mutwillig beschädigt, aber es hat z.B. schon Fälle von Bienendiebstahl gegeben. Eine Kameraüberwachung des Bereichs kann im Zweifel abschrecken (oder versicherungsrelevant sein).
Schließlich braucht ein guter Bienenstand stets Zugang zu frischem Wasser. Bienen benötigen Wasser, insbesondere an heißen Tagen, um ihren Stock zu kühlen und die Brut zu versorgen. Wenn sie keine geeignete Quelle finden, suchen sie in der Nachbarschaft – schlimmstenfalls landen sie im Nachbar-Gartenteich oder am offenen Springbrunnen im Büropark. Um dem vorzubeugen, sollte auf dem Firmengelände eine Bienentränke bereitgestellt werden. Das kann ein flaches Gefäß mit Wasser und Schwimmhilfen (Steine, Korken) sein oder ein kleines Wasserbecken mit Landemöglichkeiten. Wichtig ist, dass die Bienen dort nicht ertrinken und dass das Wasser regelmäßig erneuert wird, damit es sauber bleibt. Eine gut platzierte Tränke – am besten schon vor Ankunft der Bienen aufstellen – stellt sicher, dass die Tiere gar nicht erst auf die Idee kommen, z.B. im Firmenpool (falls vorhanden) oder an tropfenden Wasserhähnen im Nachbargrundstück zu trinken.
Technische Standort-Checkliste (Auswahl)
Fläche und Untergrund: Eben, fest und vibrationsarm (kein dauernd dröhnender Maschinenraum daneben). Platzbedarf je Beute ca. 0,5 × 0,5 m plus etwas Bewegungsraum drumherum. Wenn mehrere Völker, 0,5–1 m Abstand zueinander und zur Rückwand, damit der Imker gut arbeiten kann.
Ausrichtung: Flugloch ideal nach Südosten (Morgensonne) oder Süden. Nicht in Richtung von Aufenthaltsbereichen/öffentlichem Weg.
Witterungsschutz: Standort mit Windschutz (z.B. Mauer, Hecke hinter den Beuten). Ggf. im Sommer teilbeschattet (z.B. unter lichten Bäumen oder mit Schattierungsnetz).
Zugänglichkeit: Sicher begehbar, auch mit Imkeranzug und Honigeimern. Keine gefährlichen Höhen ohne Geländer; wenn Dach, dann nur mit ordentlicher Absturzsicherung zugänglich. Eventuell Weg ebnen, Beleuchtung installieren für Spätkontrollen.
Infrastruktur: Wasser in der Nähe (Tränke aufstellen). Im Idealfall auch Strom in Reichweite (bei großen Imkereien für Schleuder, aber meist nicht nötig, da Honig woanders geschleudert wird).
Kennzeichnung: Schild „Vorsicht Bienen“ oder ähnlich am Zugang, damit Kollegen und Besucher informiert sind. Kontaktnummer des Imkers/Verantwortlichen für Notfälle (z.B. Bienenschwarm) anschlagen.
Schutz: Falls Zugang für Dritte möglich, evtl. niedriger Zaun um die Bienenstöcke, Abstand halten. Abschließen ist meist nicht nötig, Bienen verteidigen sich im Ernstfall selbst – aber unbedachte Neugier soll verhindert werden.
Technische Ausstattung und Material
Die Grundausstattung für Firmenbienen hängt davon ab, ob man selbst imkert oder einen Komplettservice gebucht hat. Bei externer Betreuung bringt der Imker in der Regel alles mit: Die Beuten (Bienenkästen) werden gestellt – oft sogar individualisiert mit Firmenlogo, wie bei der BienenBox von Stadtbienen – und der Imker hat eigenes Werkzeug und Schutzkleidung. Das Unternehmen muss dann lediglich den Platz bereitstellen und ggf. ein kleines Lager für Honig und Zubehör ermöglichen.
Entscheidet man sich für eigene Imkerei im Unternehmen, braucht man folgende Ausrüstung
Bienenbehausungen (Magazine/Beuten): Meist aus Holz oder Hartschaum. Standardgrößen (Zander, Langstroth, Deutsch Normal usw.) erleichtern Nachkauf von Rähmchen und Teilen. Pro Bienenvolk benötigt man eine komplette Beute mit Brutraum und Honigraum-Aufsätzen, Boden und Deckel. Ein Stand mit 2–3 Völkern ist für den Anfang üblich.
Schutzkleidung: Imkerjacken oder -anzüge mit Schleierhaube für alle, die an den Bienen arbeiten. Dazu Handschuhe (Geschmacksache, manche Imker arbeiten ohne). Für Mitarbeiter, die nur mal zuschauen, kann man ein bis zwei Reserve-Schleier bereithalten.
Imkerwerkzeug: Smoker (Raucherzeuger) zum Beruhigen der Bienen, Stockmeißel zum Anheben von Waben, Besen zum bienenschonenden Abkehren von Waben, Entdeckelungsgabel und Siebe für die Honigernte etc. Sowie Eimer oder Wannen für Wabenreste.
Honigschleuder und Siebe: Nur falls man selbst schleudern will. In kleinen Firmenimkereien wird der Honig jedoch oft durch den betreuenden Imker geschleudert, oder man leiht sich zur Ernte eine Schleuder vom Imkerverein.
Fütterungszubehör: Falls man einfüttern muss (Zuckerwasser im Herbst, wenn wenig Honig belassen wird), braucht man Futterzargen oder Eimer mit Aufstiegshilfe. Wer nach ökologischen Prinzipien arbeitet, lässt den Bienen jedoch möglichst ihren eigenen Honig als Wintervorrat und füttert wenig zu.
Kleinteile: Rähmchen (Holzrahmen für Waben) in ausreichender Zahl, Mittelwände (Wachsplatten) – oder man lässt die Bienen Naturwabenbau machen, was aber etwas Erfahrung erfordert. Außerdem Stockkarten (zur Dokumentation jeder Durchsicht), ggf. Markierung für die Königin, Varroa-Behandlungsmittel (z.B. Ameisensäure, Oxalsäure im Winter).
Im Facility Management sollte im Vorfeld geklärt werden, wo diese Materialien gelagert werden können. Ein abschließbarer Schrank oder ein kleines Gartenhäuschen in der Nähe des Bienenstands ist praktisch, damit der Imker nicht alles von weit her schleppen muss. Auch leere Honigwaben oder gebrauchte Rähmchen müssen motten- und mäusesicher aufbewahrt werden – ein Metallschrank leistet hier gute Dienste.
Sicherheitsaspekte: Honigbienen sind von Natur aus keine aggressiven Tiere, aber zur Sicherheit sollte im Unternehmen ein paar Punkte bedacht werden. Zunächst: Gibt es Mitarbeiter mit bekannter Insektengift-Allergie? In größeren Firmen ist dies wahrscheinlich. Solche Personen müssen nicht vom Projekt ausgeschlossen werden, doch sollte man sie individuell informieren, wo die Bienenstöcke stehen, damit sie auf Abstand bleiben können. Zudem ist es sinnvoll, im Betrieblichen Erste-Hilfe-Konzept festzuhalten, wie im Fall eines Bienenstichs vorzugehen ist. Normalerweise ist ein Stich harmlos und verursacht nur Schwellung und Schmerz, doch bei Allergikern kann es zum Notfall kommen. Ein Notfallset (Antihistaminikum, Kühlpacks, ggf. Adrenalin-Autoinjektor) sollte im Erste-Hilfe-Raum vorhanden sein – was in vielen Firmen ohnehin Standard ist. Die zuständigen Ersthelfer im Betrieb kann man darüber informieren, dass jetzt Bienen auf dem Gelände sind, damit sie für solche Fälle sensibilisiert sind.
Weiterhin ist darauf zu achten, dass nur befugte Personen an den Bienen arbeiten. Ein Schild „Bienenstöcke – nur vom Imker zu öffnen“ o.ä. kann Neugierige abhalten. Kindern sollte man – falls z.B. beim Tag der offenen Tür welche da sind – erklären, dass man nicht direkt vor die Kästen laufen oder daran klopfen darf. Generell sind Honigbienen erstaunlich tolerant gegenüber Menschen, die einfach in der Nähe sitzen oder gehen; sie stechen fast nie ohne Grund. Stiche passieren meistens nur dann, wenn man direkt in den Flugweg gerät (z.B. vor dem Flugloch steht) oder wenn man am Stock hantiert und dabei die Bienen reizt. Deshalb gilt: Im normalen Bürobetrieb besteht kein erhöhtes Risiko, nur weil Bienen auf dem Dach leben. Eher bekommen Kollegen mal zufällig einen Stich, wenn eine Biene auf dem Rasen barfuß betreten wird oder ins Getränk gerät – was auch ohne eigene Bienen passieren kann. Eine kurze Aufklärung der Belegschaft nimmt hier die Ängste: Etwa der Hinweis, dass Honigbienen friedlich sind und nicht wie Wespen auf Kuchen oder Limonade aus sind. Wer sie in Ruhe lässt, wird kaum Bekanntschaft mit dem Stachel machen. Zur Sicherheit kann das Unternehmen dennoch anbieten, dass sich Interessierte bei der Betriebsärztin auf Allergien testen lassen oder Allergiker (falls vorhanden) ein Notfallset verschrieben bekommen.
Wartung und imkerliche Tätigkeiten: Technisch gesehen erfordert die Bienenhaltung regelmäßige Eingriffe über das Jahr
Betrieb besser zu
Frühjahr (März/April): Völker werden durchgesehen, auf Gesundheit geprüft und erweitert (Honigräume aufgesetzt). Hierbei erste intensive Betriebsamkeit, aber wenig Honig und viel Aufbau.
Frühsommer (Mai/Juni): Schwarmzeit! Jetzt muss der Imker ggf. alle 7–10 Tage reinschauen, um Anzeichen von Schwarmtrieb zu erkennen und Gegenmaßnahmen (Bildung von Ablegern, Erweiterung) zu ergreifen. In dieser Phase fallen die häufigsten Besuche an. Für das Unternehmen bedeutet das: Der Imker/das Team muss gut erreichbar sein und schnell reagieren, falls sich doch ein Schwarm bildet – z.B. an einem Baum hängt. Ein Bienenschwarm auf dem Gelände ist zwar ein faszinierendes Naturschauspiel, kann aber bei Unwissenden für Unruhe sorgen. Daher sollte man intern einen klaren Ablauf definieren: Wen anrufen? Idealerweise den Imker oder die Feuerwehr (viele Feuerwehren haben Imkerlisten). Imker holen Schwärme normalerweise kostenlos ab. Übrigens: Das BGB regelt sogar, dass der Eigentümer eines Bienenschwarms fremde Grundstücke betreten darf, um seinem Schwarm zu folgen – aber das nur am Rande.
Hochsommer (Juli/August): Honigernte steht an. In Unternehmen ein toller Moment, um Mitarbeiter einzubeziehen (dazu mehr im Kapitel Kommunikation). Der Imker entnimmt die Honigräume, schleudert den Honig entweder vor Ort (selten) oder zuhause. Danach muss zügig die Varroa-Behandlung starten (meistens im Spätsommer mit organischen Säuren), um die Milbenpopulation im Volk zu reduzieren und das Überleben zu sichern.
Herbst (September/Oktober): Einfüttern der Bienen (wenn nötig) für den Winter. Die Bienen erhalten Zuckerwasser oder Teig, sofern nicht genug eigener Honig drin ist. Einige Firmenbienen-Projekte verfolgen einen besonders naturnahen Ansatz und lassen die Bienen auf ihrem eigenen Honig überwintern, entnehmen also nur den Überschuss. So hat es EBP gemacht: „Honig ist nur ein positiver Nebeneffekt; wichtig ist uns, dass die Bienen auf eigenem Honig überwintern können.“. Dies reduziert die Futterkosten und entspricht dem Tierwohlgedanken.
Winter (Dezember–Februar): Ruhezeit. Die Bienen sitzen in der Wintertraube. Jetzt fallen nur 1–2 Kontrollbesuche an, z.B. um im Dezember eine Restentmilbung (zweite Varroa-Behandlung) durchzuführen und im späten Winter zu prüfen, ob noch Futter vorhanden ist. Ansonsten braucht man nur sicherstellen, dass die Kästen nicht vom Sturm umgeweht oder eingeschneit werden.
Diese kurzen Umrisse zeigen, dass ein gewisses Maß an regelmäßiger Arbeit anfällt – sei es durch eigene Mitarbeiter oder durch einen Dienstleister. Aus Sicht des Facility Managements ist es ratsam, einen Jahresplan für die Bienenpflege zu erstellen und mit dem normalen Betrieb abzugleichen. Beispielsweise könnte man planen, die Honigentnahme so zu legen, dass sie nicht in die hektischste Produktionsphase fällt, oder zumindest das Event vorher kommunizieren (denn bei der Ernte fliegen viele Bienen, was in direkter Nähe etwas wild aussehen kann). Auch die Rasenmäharbeiten auf dem Gelände sollte man koordinieren: Am besten nicht direkt vor den Fluglöchern mähen, wenn es anders geht, oder den Gärtner bitten, langsam und nicht sonntags in der Schwarmzeit den Rasen am Bienenstand zu schneiden.
Wirtschaftlichkeit: Kosten, Nutzen und ROI eines Bienenprojekts
Die Entscheidung für Firmenbienen wird selten allein aus betriebswirtschaftlicher Sicht getroffen – im Vordergrund stehen meist ökologische und soziale Motive. Dennoch lohnt es sich, die Wirtschaftlichkeit eines Bienenprojekts zu betrachten: Welche Investitionen und laufenden Kosten fallen an, und welcher Nutzen (ob finanziell messbar oder immateriell) steht dem gegenüber? Für Facility Manager und Entscheider ist dies wichtig, um das Projekt intern zu begründen und nachhaltig zu sichern.
Kostenfaktoren: Investition und laufende Ausgaben
Eigenregie (geringere laufende Kosten, dafür interne Aufwände)
Externes Leasing/Pflege (regelmäßige Gebühren, dafür Full Service).
Kostenfaktoren: Investition und laufende Ausgaben
Eigenregie (geringere laufende Kosten, dafür interne Aufwände)
Externes Leasing/Pflege (regelmäßige Gebühren, dafür Full Service).
Initialkosten (Setup):
Bei Eigenregie muss das Unternehmen die Erstausstattung finanzieren. Pro Bienenvolk kann man mit ca. 300–500 € für Beute, Rähmchen, Bienenvolk und Grundausrüstung rechnen. Ein Ableger oder Kunstschwarm (Start-Bienenvolk) kostet etwa 100–150 €, eine Magazinbeute mit Rähmchen ebenfalls um 100–150 €, Schutzkleidung und Werkzeug vielleicht 200 €. In Summe könnten zwei Völker mit Zubehör rund 1000 € an Anfangsinvestition erfordern – vorausgesetzt, Mitarbeiter übernehmen die Betreuung im Rahmen ihrer Arbeitszeit oder Freizeit. Eventuell kommen noch Schulungskosten hinzu (ein Imkerkurs kostet pro Person einige hundert Euro; Stadtbienen bietet z.B. einen 12-monatigen Imkerkurs im Unternehmen für 2.000 € an).
Bei externer Lösung entfallen hohe Initialausgaben, da die Dienstleister oft in Paketform arbeiten. Viele bieten ein Abomodell: Die Firma zahlt eine monatliche Rate und erhält dafür direkt ein aufgestelltes Bienenvolk samt Pflege. Bee-Rent beispielsweise vermietet Bienenvölker für ca. 200 € pro Monat (bei mindestens 24 Monaten Laufzeit), Stadtbienen nennt 330 € monatlich für zwei Völker. Das heißt, die Anfangskosten beschränken sich auf die erste Monatsrate und ggf. eine Einrichtungspauschale. Einige Anbieter schlagen jedoch Einrichtungskosten (für Beratung, Standortcheck, Logistik) obendrauf – es lohnt sich, genau auf das Angebot zu schauen.
Laufende Kosten:
Externe Betreuung: Hier entspricht die Monatsrate im Grunde den laufenden Kosten. Nehmen wir 2 Völker für 330 €/Monat, so sind das 3.960 € pro Jahr zuzüglich Mehrwertsteuer. Darin ist dann aber praktisch alles enthalten: Pflege, Material, Versicherung, Honigabfüllung etc. Man könnte also sagen, pro Jahr kostet ein Firmenbienen-Projekt etwa 4–5 Tausend Euro im Full-Service. Bei Bee-Rent wären es 200 €/Monat pro Volk, also ~4.800 € im Jahr für zwei Völker. Diese Summen mögen zunächst nennenswert erscheinen, sind aber im Verhältnis zu manch anderer CSR-Maßnahme überschaubar – zumal darin schon Sachleistungen wie der eigene Honig enthalten sind, die man sonst zukaufen würde.
Eigenbetrieb: Hat man die Ausrüstung erst einmal angeschafft, halten sich die laufenden Ausgaben in Grenzen. Hauptposten sind Futter (Zucker) für den Winter, Medikamente gegen Varroa sowie ggf. Ersatzanschaffungen (Rähmchen, Gläser). Pro Volk und Jahr kann man etwa 50–100 € für solche Materialien kalkulieren. Wenn man Honig im größeren Stil abfüllt, kommen die Kosten für Gläser und Etiketten hinzu – vielleicht 1–2 € pro Glas, je nach Design. Arbeitszeitkosten sind hier der verdeckte Faktor: Die Mitarbeiter, die imkern, verbringen etliche Stunden im Jahr damit. Bei EBP etwa engagieren sich die Kollegen freiwillig und nutzen teils Freizeit, teils Arbeitszeit, um nach den Bienen zu sehen. Aus Unternehmenssicht sind das Opportunitätskosten (die Mitarbeiter könnten in der Zeit ja auch andere Aufgaben erledigen). In der Praxis wird dies oft als Teil des Corporate-Volunteering oder der Arbeitskultur verbucht und nicht monetär aufgerechnet. Es empfiehlt sich trotzdem, grob zu planen: Wer übernimmt wann die Durchsichten? Müssen Überstunden abgebaut werden? Oder deklariert man bestimmte Zeiten (z.B. Honigernte am Freitagnachmittag) als Arbeitszeit im Dienste des Umweltprojekts? Hier gibt es kein Richtig oder Falsch – entscheidend ist, dass das Unternehmen hinter dem Aufwand steht. Ein Bienenprojekt, das dauerhaft nur in der Freizeit weniger Enthusiasten läuft, kann gefährdet sein, wenn diesen die Puste ausgeht.
Nicht zu vergessen sind mögliche Nebenkosten: Versicherung (dazu mehr im Rechtskapitel, aber Beiträge sind meist gering, ~20 € im Jahr über Imkervereine) oder Gebühren (z.B. für Standortgenehmigungen – jedoch in der Regel nicht erforderlich, da Bienenhaltung erlaubnisfrei ist). Eventuell möchte die Firma in Kommunikation investieren: Ein schönes Schild am Bienenstand, Flyer für die Mitarbeiter, vielleicht sogar eine Webcam am Bienenstock? Solche Dinge verursachen kleine Kosten, steigern aber den Mehrwert. Insgesamt bleiben die Ausgaben aber im Rahmen – verglichen etwa mit der Anlage eines großen Firmenparks oder der Installation von Solaranlagen sind Firmenbienen ein finanziell überschaubares Projekt.
Nutzen und Return on Investment (ROI)
Den Nutzen eines Firmenbienen-Projekts zu quantifizieren, ist komplex, weil er sich auf mehreren Ebenen entfaltet: Ökologischer Nutzen, Image- und Marketingwert, Mitarbeiterbindung, Kundengewinnung und ein bisschen auch direkter Ertrag (Honig)
Wir betrachten diese Aspekte nacheinander
Honigertrag und direkte Produkte: Honig ist sicherlich der greifbarste Nutzen. Ein Bienenvolk kann pro Jahr – je nach Trachtlage – 15 bis 30 kg Honig liefern. Bei zwei bis vier Völkern hat man schnell einige Dutzend Kilo zusammen. Dieser „Firmenhonig“ stellt ein wertvolles Nebenprodukt dar, das vielseitig eingesetzt werden kann: als Geschenk für Mitarbeiter und Kunden, als exklusives Give-away auf Messen, oder sogar als interner Verkauf zugunsten eines Umweltfonds. Der Markenwert solcher Gläser ist hoch: Ein mit eigenem Logo etikettiertes Honigglas symbolisiert das Engagement des Unternehmens. Bee-Rent hat erkannt, dass dies ein wichtiger Teil des Angebots ist, und etikettiert die Honiggläser individuell für die Kundenfirmen. Ebertlang, ein IT-Unternehmen, berichtet, dass ihr Imker sie zweimal im Jahr mit „leckeren EBERTLANG-Honig“ beliefert, was von Belegschaft und Besuchern als Geschenk sehr geschätzt wird. Finanziell ersetzt der eigene Honig vielleicht den Kauf anderer Werbegeschenke – das ist aber eher marginal. Viel wichtiger ist die Geste: Honig aus eigener Produktion vermittelt Authentizität und regionale Verbundenheit. Neben Honig können auch andere Bienenprodukte in kleinen Mengen anfallen, z.B. Wachs (für Kerzen oder Lippenbalsam) oder Propolis. Einige Unternehmen lassen kreative Nachhaltigkeits-Teams daraus zusätzliche Produkte basteln (Weihnachtskerzen aus Bienenwachs mit Firmenlogo etc.). Zwar ist die Menge meist gering, doch diese Erzeugnisse haben einen hohen symbolischen Wert im Sinne der Kreislaufwirtschaft: Man zeigt, dass sogar auf dem Firmendach etwas Nützliches produziert wird.
Bestäubungsleistung und Ökosystemdienstleistung: In landwirtschaftlicher Umgebung könnte man den bestäubungsbedingten Mehrertrag an Obst oder Samen eventuell beziffern. Auf dem Firmengelände selbst sind die Effekte eher indirekt: Die Bienen bestäuben umliegende Pflanzen, was zu mehr Blumen, Früchten und Samen in der Umgebung führt. Haben Sie Obstbäume auf dem Parkplatz? Dann freuen sich die Mitarbeiter vielleicht über mehr Kirschen oder Äpfel im Herbst. Der Wert der Bestäubung ist volkswirtschaftlich enorm – laut IPBES hat die Arbeit der Bienen weltweit einen Marktwert von über 200 Milliarden Euro. In Deutschland wird der jährliche Nutzen der Honigbiene auf rund 2 Milliarden Euro geschätzt. Für ein einzelnes Unternehmen lässt sich das zwar nicht herunterbrechen, aber dieser Faktor unterstützt das Narrativ, dass Firmenbienen mehr leisten als nur Honig zu produzieren: Sie wirken als kleine Helferinnen im großen Ökosystem, wovon letztlich auch Landwirte und Gärtner in der Region profitieren.
CSR und Nachhaltigkeits-ROI: Ein Bienenprojekt zahlt direkt auf die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens ein. In Zeiten, in denen ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) an Bedeutung gewinnen, kann eine solche Initiative ein Leuchtturmprojekt mit Außenwirkung sein. Man könnte fast von Return on Impact sprechen: Die Investition in Natur und Artenvielfalt stärkt die Nachhaltigkeitsbilanz. Bienenprojekte lassen sich in Nachhaltigkeitsberichten hervorragend darstellen – anschaulicher als abstrakte CO₂-Kennzahlen. Im Rahmen der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen adressiert so ein Projekt gleich mehrere Ziele, z.B. Leben an Land (SDG 15) durch Förderung der Biodiversität, Nachhaltige Städte und Gemeinden (SDG 11) durch ökologisches Grünflächenmanagement oder Verantwortungsvoller Konsum und Produktion (SDG 12), wenn etwa der Honig lokal produziert statt importiert wird. Einige Initiativen wie Projekt 2028 machen sogar explizit sichtbar, wie ein Bienenengagement zu bestimmten SDGs beiträgt. Diese weichen Faktoren sind zwar schwer in Euros zu messen, aber sie beeinflussen die Bewertung des Unternehmens durch Stakeholder. Investoren und Kunden achten zunehmend auf glaubwürdiges Umweltengagement – da kann ein vorzeigbares Biodiversitätsprojekt den Unterschied machen, ob man als Branchen-Vorreiter wahrgenommen wird oder nicht.
Employer Branding und Mitarbeiterbindung: Aus Personalmanagement-Sicht bieten Firmenbienen einen überraschend hohen ROI in Form von Motivation und Bindung. Mitarbeiter identifizieren sich stärker mit einem Unternehmen, das mehr bietet als nur den 08/15-Arbeitsplatz. Ein eigenes Umweltprojekt vor der Bürotür schafft Stolz und Gesprächsthemen. Unternehmen berichten, dass Bewerber positiv darauf reagieren, wenn sie hören oder sehen, dass es am Standort Bienen gibt. Es vermittelt das Bild eines modernen, grünen Arbeitgebers, dem das Wohl der Umwelt und der Gemeinschaft am Herzen liegt. Insbesondere jüngere Generationen (Stichwort Generation Z) legen Wert auf Sinnhaftigkeit im Job – ein Bienenprojekt mag klein erscheinen, aber es ist ein konkreter Beitrag zu etwas Gutem, an dem man sogar mitwirken kann. Teamgeist lässt sich damit ebenfalls fördern: Gemeinsame Aktionen wie Honigschleudern oder Bienenstands-Besichtigungen verbinden Kollegen abteilungsübergreifend. EBP etwa stellte fest, dass das Projekt Kolleginnen und Kollegen aus verschiedensten Bereichen zusammenbrachte und das Wir-Gefühl stärkte. Ein Mitarbeiter schilderte, es sei eine willkommene Abwechslung zur Schreibtischarbeit und tue gut, mal abzuschalten und etwas Praktisches zu tun. Solche positiven Effekte auf die Zufriedenheit und Gesundheit der Beschäftigten sind wertvoll – sogar messbar z.B. in niedrigeren Stresslevels und höherer Identifikation. Begrünte, biodiversitätsfreundliche Firmengelände steigern zudem das allgemeine Wohlbefinden: Studien zeigen, dass der Zugang zu natürlicher Umgebung Stress reduziert und die kognitive Leistungsfähigkeit verbessern kann. Insofern kann man scherzhaft sagen: Zufriedene Bienen tragen zu zufriedenen Mitarbeitern bei.
Marketing und Öffentlichkeitsarbeit: Dieser Punkt wird im nächsten Kapitel detaillierter behandelt, aber auch aus ROI-Sicht ist er relevant. Ein gut erzähltes Bienenprojekt generiert positive Medienresonanz – kostenlose Presseartikel, Social-Media-Reichweite und Imagegewinne, die man sonst teuer bezahlen müsste. Überschlägt man die Medienpräsenz, die z.B. ein Zeitungsbericht "Firma X engagiert sich für Bienen" bringt, so kann dies einem Werbewert von mehreren tausend Euro entsprechen. Zudem schafft man Alleinstellungsmerkmale: Ein Glas “Firma X Blütenhonig” bleibt Kunden im Gedächtnis, weit mehr als der hundertste Kugelschreiber im Konferenzraum. PR-Profis sprechen hier vom Return on Storytelling: Man erhält eine Geschichte mit Herz und Symbolkraft, die sich immer wieder erzählen lässt – sei es im Newsletter, im lokalen TV-Beitrag oder beim Firmenjubiläum. Diese Art von Aufmerksamkeit kann man nicht einfach kaufen; sie muss authentisch sein. Allerdings ist wichtig, dass das Engagement echt gelebt wird und nicht als bloßer PR-Stunt daherkommt, sonst droht der Greenwashing-Vorwurf (dazu gleich mehr im Ökologie-Teil).
Finanziell ist ein Bienenprojekt keine Gewinnquelle, aber die indirekten Renditen in Form von Image, Motivation und Beiträgen zur Nachhaltigkeit sind beträchtlich. Viele Unternehmen betrachten die jährlichen Kosten als Teil des Marketing- oder CSR-Budgets – und dafür bekommt man mit Firmenbienen ein außergewöhnliches Paket: man tut Gutes, man redet drüber und man schmeckt es am Ende sogar im Honig. Im nächsten Abschnitt betrachten wir die rechtliche Seite, damit dieser ROI nicht durch ungeahnte Rechtsfallen geschmälert wird.
Recht: Gesetzliche Grundlagen, Haftung und Genehmigungen in Deutschland
Bei aller Begeisterung für summende Firmenbienen dürfen die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht übersehen werden. In Deutschland ist die Bienenhaltung grundsätzlich erlaubt und weit verbreitet – dennoch müssen einige Gesetze und Verordnungen beachtet werden, gerade wenn Bienenvölker auf Unternehmensgelände gehalten werden. Facility Manager sollten mit den wichtigsten Punkten vertraut sein, um das Projekt rechtskonform und sicher umzusetzen. Die wesentlichen Rechtsbereiche sind: Tierhaltung (Tierschutzrecht), Nachbarschaftsrecht, Haftungs- und Versicherungsrecht, Lebensmittelrecht (bei Honigabgabe) sowie einige spezifische Imkereivorschriften (Meldepflichten, Seuchenrecht). Wir gehen diese nacheinander durch.
Bienenhaltung erlaubnisfrei – aber mit Meldepflicht
Die gute Nachricht: Bienen halten darf erst einmal jeder. Wörtlich heißt es in einer juristischen Anleitung: “Das Bürgerliche Gesetzbuch gewährt grundsätzlich jeder Person das Recht, Bienen zu halten und sie auf dem eigenen Grundstück aufzustellen.”. Es bedarf also keiner behördlichen Genehmigung oder Lizenz, weder für Privatpersonen noch für Firmen, um mit der Imkerei zu beginnen. Dies gilt sowohl auf dem Land als auch in der Stadt – auch mitten im städtischen Bereich ist die Bienenhaltung grundsätzlich zulässig. Einschränkungen gibt es in wenigen Spezialfällen, etwa in Naturschutzgebieten (wo bestimmte Auflagen gelten können) oder im Umfeld von ausgewiesenen Belegstellen (Zuchtstationen für Bienenköniginnen, wo fremde Völker im Umkreis wegen der Reinzucht oft untersagt sind). Solche Fälle betreffen Unternehmensstandorte aber selten.
Wichtig ist: Das Recht bezieht sich auf das eigene Grundstück. Wenn ein Unternehmen Eigentümer des Geländes ist, darf es dort Bienen aufstellen. Befindet sich das Firmenareal allerdings auf gemietetem oder gepachtetem Boden, muss der Eigentümer zustimmen. Bei Mietverhältnissen sollte die Aufstellung von Bienenvölkern ausdrücklich mit dem Vermieter abgesprochen werden. In normalen Mietverträgen tauchen Bienen nicht auf (weil es kein typisches Haustier wie Hund oder Katze ist), daher holt man besser eine schriftliche Erlaubnis ein. In der Praxis zeigen sich viele Vermieter aufgeschlossen, solange durch die Bienen kein Nachteil für die Liegenschaft entsteht. Es kann sinnvoll sein, diese Zustimmung in einem Gestattungsvertrag festzuhalten – insbesondere wenn externe Imker beteiligt sind. Darin regelt man z.B., dass der Vermieter gestattet, X Völker aufzustellen, und der Imker Zugang erhält zu Wartungszwecken, usw. So sind alle auf der sicheren Seite.
Die wohl wichtigste gesetzliche Pflicht für Imker – und das gilt auch für Firmen, die Bienen halten – ist die Meldepflicht beim Veterinäramt. Spätestens wenn die ersten eigenen Bienenvölker einziehen, muss man dem zuständigen Amtsveterinär Bescheid geben. Das ergibt sich aus Tierseuchenrechtlichen Vorschriften: Bienen zählen zu meldepflichtigen Tierhaltungen, damit Seuchenausbrüche (z.B. die Amerikanische Faulbrut) überwacht und eingedämmt werden können. Die Anmeldung ist unkompliziert und in aller Regel kostenlos; man gibt Adresse, Anzahl der Völker und Standort an. In vielen Gemeinden reicht ein formloses Schreiben oder ein Online-Formular. Unternehmen können diese Aufgabe ihrem Imker überlassen – so übernimmt etwa Stadtbienen die Anmeldung beim Veterinäramt komplett für ihre Firmenkunden. Wenn ein Mitarbeiter-Imker das Projekt betreut, sollte dieser die Anmeldung vornehmen. Kontrollieren kann das Amt es kaum im Voraus, doch im Interesse der Tiergesundheit und Rechtstreue sollte man es ernst nehmen. Im Fall eines Seuchenausbruchs (etwa Faulbrut) ist es essentiell, dass die Behörden wissen, wo überall Bienen stehen, um Sperrbezirke ausrufen zu können. Die Anmeldung der Bienenhaltung beim Veterinäramt wird in vielen Imker-Leitfäden ausdrücklich erwähnt – es ist quasi ein Ritual für Neuimker, das ihre verantwortungsvolle Haltung zeigt.
Neben der Veterinäramtsmeldung ist keine weitere behördliche Genehmigung erforderlich. Auch eine Baugenehmigung braucht man nicht: Bienenstöcke fallen unter Kleintierhaltung. Sie sind keine baulichen Anlagen, sondern mobile Kästen – es sei denn, man würde ein festes Bienenhaus errichten, was bei Firmen aber kaum vorkommt. Das Aufstellen in Gewerbe- oder Industriegebieten ist genauso zulässig wie in Wohngebieten. Ausnahmen könnten in örtlichen Bebauungsplänen stehen, doch Bienenvölker explizit zu verbieten, wäre ungewöhnlich. Im Gegenteil, Gerichte haben bestätigt, dass selbst in reinen Wohngebieten ein paar Bienenvölker als “ortsüblich” anzusehen sind und nicht ohne weiteres untersagt werden können. Sollte eine Gemeinde in ihrem Bebauungsplan die Bienenhaltung ausgeschlossen haben, müsste man sich fügen – aber so ein Fall ist kaum bekannt. Vorsichtshalber kann man beim Ordnungsamt oder Veterinäramt nachfragen, ob es lokale Regelungen gibt (manchmal gibt es Verordnungen zu gefährlichen Tieren, aber Bienen fallen da normalerweise nicht drunter, im Gegensatz zu z.B. Kampfhunden).
Nachbarschaftsrecht: Rücksicht und Duldung
Einer der häufigsten rechtlichen Aspekte, der bei Firmenbienen diskutiert wird, ist das Nachbarschaftsrecht. Unternehmen haben zwar oft größere Grundstücke, aber es gibt immer Anrainer: Sei es der direkte Wohnnachbar, ein benachbartes Unternehmen oder öffentliche Flächen. Was ist, wenn sich jemand durch die Bienen gestört fühlt?
Das deutsche Zivilrecht bietet hier Orientierung durch den berühmten § 906 BGB über sogenannte “Zuführungen und Einwirkungen” vom Nachbargrundstück. Vereinfacht besagt dieser Paragraph: Der Eigentümer eines Grundstücks kann Einwirkungen wie Geräusch, Geruch, etc. vom Nachbargrundstück nicht verbieten, solange sie die Nutzung des eigenen Grundstücks nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigen. Übersetzt auf Bienen: Das Summen der Bienen, gelegentliche Bienenbesuche auf Nachbars Blüten oder sogar kleine Bienenkot-Flecken auf Autos sind als unwesentliche Beeinträchtigungen anzusehen, solange es im normalen Rahmen bleibt. Nachbarn müssen also eine übliche Bienenhaltung dulden. Wichtig ist dabei der Begriff ortsüblich: Wenn in der Gegend (z.B. ländliches Dorf oder mittlerweile auch in Städten) Bienenhaltung üblich ist, dann können selbst merkliche Auswirkungen als hinzunehmen gelten. Ist man allerdings der allererste, der mitten in einer hochverdichteten City-Lage Bienen hält, könnte ein Nachbar eher argumentieren, das sei dort nicht gewohnt. Hier kommt es notfalls auf Einzelfallabwägungen an. In der Praxis sind Firmenbienen bisher selten Gegenstand von Nachbarschaftsklagen – oft ist es eher so, dass die Umgebung neugierig und positiv reagiert, wenn ein Unternehmen Bienen ansiedelt.
Nichtsdestotrotz: Der beste Rechtsstreit ist der, der gar nicht entsteht. Daher sollte man von Anfang an auf gute Nachbarschaftspflege setzen. Empfehlenswert ist es, die direkten Nachbarn über das geplante Bienenprojekt zu informieren, bevor die Kästen da stehen. Gerade wenn es Anwohner in der Nähe gibt (etwa bei einem Firmengebäude, das an Wohnhäuser grenzt), kann ein freundliches Gespräch Sorgen ausräumen. Manche Menschen haben Angst vor Bienen, verwechseln sie mit Wespen oder sind allergisch – all das kann man ansprechen. Oft hilft das Versprechen eines Gläschens Honig aus erster Ernte, um eventuelle Skepsis in Vorfreude zu wandeln. Zeigt sich ein Nachbar kritisch, kann man Kompromisse anbieten: Zum Beispiel sicherstellen, dass die Flugrichtung weg von seinem Grundstück ist, oder eine höhere Hecke pflanzen. Auch kann man gemeinsam Regeln finden, z.B. dass man im Frühjahr Bescheid gibt, wenn der Reinigungsflug ansteht. Der Reinigungsflug ist der erste warme Tag nach dem Winter, an dem alle Bienen ausfliegen und sich erleichtern – leider oft über nahe Umgebung, was gelbe Flecken auf Wäsche oder Autos hinterlassen kann. Das passiert in der Regel nur einmal im Jahr, aber wenn man z.B. weiß, dass der Nachbar sein Cabrio immer draußen parkt, kann man ihn vorwarnen. Solche kommunikativen Maßnahmen sind Gold wert, damit es gar nicht erst zu rechtlichen Auseinandersetzungen kommt.
Falls doch jemand ernsthaft klagen wollte, müsste er darlegen, dass von den Bienen eine wesentliche Beeinträchtigung ausgeht, die nicht ortsüblich ist. Das wäre zum Beispiel denkbar, wenn ein Betrieb auf kleinem Raum sehr viele Völker hält und Nachbarn buchstäblich nicht mehr in den Garten können, ohne gestochen zu werden – aber bei den gängigen 2–6 Völkern auf einem Firmengelände ist das sehr unwahrscheinlich. Die meisten Urteile, die es zum Thema gibt, fallen zugunsten der Imker aus, solange diese sich vernünftig verhalten (also z.B. keine aggressiven Bienen züchten, für Wasser sorgen, Abstand einhalten). Tierhalterrechte: Bienen gelten rechtlich als Wildtiere, d.h. sie gehören dem Halter nicht in dem Moment, wo sie frei umherfliegen (anders als z.B. Rinder, die immer Eigentum sind). Trotzdem ist der Imker als Tierhalter in der Verantwortung. Es ist ein interessanter rechtlicher Kniff, dass ein Bienenhalter sein Eigentum an einem Schwarm verliert, wenn er ihn nicht unverzüglich einholt. Also sollte ein Imker einem ausgeschwärmten Bienenschwarm hinterher sein, sonst werden die Tiere herrenlos und gehören ggf. dem, der sie einfängt. Auch darf der Imker zur Schwarmverfolgung fremde Grundstücke betreten. Solche Spezialregelungen stammen noch aus dem 19. Jahrhundert und zeigen, welch langen Atem das Bienenrecht hat. Im Alltag eines Unternehmens spielen sie aber eine untergeordnete Rolle – am besten sorgt man dafür, dass die Bienen gar nicht erst abhauen, dann muss man diese Paragrafen gar nicht bemühen.
Tierschutz und artgerechte Haltung
Auch wenn Bienen keine Nutztiere im klassischen Sinne sind (wie Schweine oder Rinder), gelten doch allgemeine Tierschutzgrundsätze. Das deutsche Tierschutzgesetz fordert, dass keinem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen oder Leiden zugefügt werden dürfen. Für die Imkerei gibt es keine expliziten Tierschutz-Verordnungen, aber vernünftiger Grund ist hier z.B. das Entnehmen von Honig (vernünftig, da Ernährung und menschliche Nutzung) – allerdings muss man dann für adequate Versorgung sorgen (Futtergabe). Sprich: Sorgfaltspflicht. Ein Unternehmen sollte sicherstellen, dass die Bienen fachgerecht betreut werden, damit es ihnen gut geht. Das ist nicht nur moralisch, sondern auch rechtlich relevant: Würde eine Firma die Bienen vernachlässigen (z.B. monatelang keine Kontrolle, bis das Volk verhungert oder an Parasiten zugrunde geht), könnte man ihr theoretisch Tierschutzverstöße vorwerfen. Solche Fälle sind aber extrem selten und würden wohl erst nach massiver Vernachlässigung ein Thema.
Bienenhaltung in ökologischer (naturnaher) Betriebsweise – wie sie etwa Stadtbienen propagiert – geht sogar über gesetzliche Mindestanforderungen hinaus. Punkte wie Naturwabenbau fördern oder Bienen auf eigenem Honig überwintern lassen sind freiwillige Maßnahmen, die dem Bienenwohl dienen. Für Unternehmen kann es sinnvoll sein, sich an solchen Best Practices zu orientieren, einfach um sicher und ethisch auf der richtigen Seite zu sein. Das schließt auch den Verzicht auf verbotene Stoffe ein: Manche Medikamente oder Pestizide sind im Umgang mit Bienen untersagt, was aber in professionellen Produkten ohnehin geregelt ist. Wenn der Imker die Behandlung übernimmt, wird er rechtmäßige Mittel verwenden (z.B. Ameisensäure, die zugelassen ist).
Haftung und Versicherung
Ein wichtiger rechtlicher Aspekt ist die Haftung für Schäden, die durch die Bienen entstehen. Nach deutschem Recht haftet der Tierhalter für sein Tier. Bei Bienen ist es etwas speziell, weil sie Wildtiere sind – dennoch greift § 833 BGB, der besagt: Der Halter eines Tieres haftet für Personenschäden oder Sachschäden, die das Tier verursacht, auch ohne eigenes Verschulden (strengere Haftung bei Luxustieren). Übersetzt: Wenn „unsere“ Firmenbienen jemanden stechen und derjenige dadurch einen Schaden hat (etwa Arztkosten bei einer allergischen Reaktion), kann er Schadensersatz vom Halter fordern. Bei einem Unternehmen als Bienenhalter wäre das Unternehmen verantwortlich. Allerdings lässt sich diese Haftung durch Versicherung gut abdecken.
Hobbyimker schließen in der Regel eine Imker-Haftpflichtversicherung ab, oft über die Mitgliedschaft im Imkerverein. Beispielsweise sind in Hessen Mitglieder des Landesverbands Hessischer Imker automatisch über eine Imker-Global-Versicherung versichert, die Personen- und Sachschäden bis 10 Mio. € abdeckt. Für ein Unternehmen gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder ein verantwortlicher Mitarbeiter tritt einem Imkerverein bei und nutzt dessen Versicherungsschutz, oder man meldet die Bienen explizit bei der Betriebshaftpflicht an. Manche Betriebshaftpflichtversicherungen schließen Kleintierhaltung wie ein Bienenvolk übrigens ohne Zusatzprämie mit ein, aber das sollte man sicherheitshalber erfragen. Andernfalls kostet eine separate Imker-Versicherung nur einen niedrigen zweistelligen Betrag pro Jahr – gemessen am Risiko also verschwindend gering.
Wenn jedoch ein externer Dienstleister die Bienen hält, stellt sich die Frage: Wer ist dann der Halter im Sinne des Gesetzes? Meistens bleibt das Eigentum und die Haltereigenschaft beim Dienstleister (wie Stadtbienen gGmbH oder Bee-Rent). Dieser hat dann auch die Haftpflicht dafür. So wirbt nearBees damit, alle notwendigen Versicherungen im Rahmen der Patenschaft abzuschließen. In dem Fall wäre die Firma tatsächlich entlastet – sollte jemand von einer der Mietbienen gestochen werden, müsste die Versicherung des Imkers zahlen. Es empfiehlt sich aber, diese Frage im Vertrag mit dem Dienstleister klar zu regeln: Haftungsfreistellung für das Unternehmen bzw. Nachweis einer Versicherung seitens des Dienstleisters.
Ein weiterer Punkt: Was ist, wenn ein Mitarbeiter beim Imkern verletzt wird? Handelt es sich um eine Arbeitsunfall oder private Freizeit? Das hängt davon ab, ob derjenige offiziell im Auftrag des Unternehmens imkert oder ob es als freiwilliges Hobby nebenbei betrachtet wird. Wenn Mitarbeiter im Rahmen ihrer Arbeitszeit oder im Rahmen eines Unternehmensprojekts (z.B. Corporate Volunteering Tag) an den Bienen arbeiten, könnte ein Stich mit Folgen als Arbeitsunfall gelten, der über die gesetzliche Unfallversicherung abgedeckt wäre. Ist es komplett privat in der Mittagspause, wäre es eher eigenverantwortlich. Für Klarheit kann die Firma intern definieren, ob die Bienenbetreuung Teil der Arbeit (ähnlich einer betrieblichen Aktivität) ist. Auch hier hilft die Mitgliedschaft im Imkerverein, denn viele Imker-Versicherungen beinhalten auch einen gewissen Unfallschutz.
Schäden an Dritten durch Bienen sind insgesamt selten. Es gibt Berichte, wo Bienenvölker eines Imkers in einen fremden Dachboden gezogen sind und dort Honigflecken an der Decke verursacht haben – theoretisch könnte der Imker dafür haften. Oder ein Bienenschwarm löst einen Feuerwehreinsatz aus; manche Gemeinden stellen dann dem Halter die Kosten in Rechnung (oft tun sie es aber nicht, in Kulanz). All solche Szenarien sind eher die Ausnahme und bei Firmenbienen noch weniger wahrscheinlich, weil professionelle Betreuung stattfindet. Dennoch: Versicherungsschutz beruhigt und ist Pflicht, um im Ernstfall finanziell nicht dazustehen.
Weitere rechtliche Aspekte: Honig, Hygiene, Umwelt
Honigabgabe und Lebensmittelhygiene: Sobald der Honig an Dritte verteilt wird (Mitarbeiter, Kunden), bewegt man sich im Bereich Lebensmittelverkehr. Zum Glück ist selbst abgefüllter Honig, der unentgeltlich oder im kleinen Rahmen abgegeben wird, von vielen strengen Auflagen ausgenommen. Wichtig ist, dass der Honig sauber verarbeitet wird – also in sauberer Umgebung, mit gewaschenen Gläsern etc. Wer ganz sichergehen will, kann sich an den Kriterien des D.I.B. (Deutscher Imkerbund) orientieren, auch wenn man kein DIB-Glas nutzt. Eine Gewerbeanmeldung für den Honigverkauf ist in der Regel nicht nötig, solange das nicht gewerbsmäßig in großem Stil passiert. Dennoch kann es sinnvoll sein, den Honig z.B. im Rahmen der ISO-Zertifizierung des Unternehmens (falls es eine Küchenhygiene gibt) mit zu erfassen, auch um den Mitarbeitern ein gutes Gefühl zu geben. Im Zweifel kann man den Honig auch als “Privatproduktion des Imkers X” deklarieren, dann ist das Unternehmen ganz raus. Aber meist möchte man ja gerade betonen, dass es Firmenhonig ist. Ein kurzer Hinweis auf dem Etikett, wer der Imker ist und dass der Honig nach der deutschen Honigverordnung hergestellt wurde, kann nicht schaden.
Schutz vor Imkereiseuchen: Falls im Umkreis eine Bienenseuche ausbricht (vor allem Amerikanische Faulbrut), ordnet das Veterinäramt Sperrbezirke an. Dann gilt ein Bewegungsverbot für Bienenvölker. Für das Unternehmen heißt das: Sollte man aus irgendeinem Grund die Bienen woanders hinbringen wollen (z.B. an einen anderen Standort oder auf eine Messe als Show – kommt vor!), muss man sich an diese Auflagen halten. Im Sperrbezirk darf man die Völker nicht bewegen. Aber all das koordiniert der Imker mit dem Veterinäramt; als Facility Manager sollte man lediglich wissen, dass es solche Regeln gibt, und im Fall einer amtlichen Anordnung kooperieren.
Gesundheits- und Arbeitsschutz: Falls Mitarbeiter imkern, sollte das in die Gefährdungsbeurteilung des Unternehmens einfließen. Das klingt hochtrabend, aber es reicht, den betreffenden Mitarbeitern eine Unterweisung zu geben (z.B. wie man mit dem Smoker umgeht, dass offenes Feuer – Smoker! – nur draußen und mit Vorsicht benutzt wird, etc.). Der Smoker ist quasi ein Mini-Raucherzeuger, hier könnte theoretisch Brandschutz tangiert sein, aber da es im Freien stattfindet, ist es unproblematisch. Dennoch: Man sollte keine Glut unbeaufsichtigt lassen und nach dem Abtupfen der Bienen vergewissern, dass alles gelöscht ist.
Nachbarschaft: besondere Fälle: Sollte die Firma direkt an z.B. eine Schule, Kita oder ein Krankenhaus angrenzen, ist besondere Rücksicht geboten. Zwar sind auch dort Bienen erlaubt, aber man will z.B. nicht, dass spielende Kleinkinder im benachbarten Kindergarten am Zaun gestochen werden. Hier kann man Absprachen treffen oder ggf. die Bienen weiter weg positionieren. In manchen Fällen kann es sogar positiv sein – einige Schulen freuen sich, wenn sie “Kooperationsbienen” vom Betrieb nebenan anschauen können.
Verantwortlichkeiten intern: Aus Compliance-Sicht ist es klug, die Bienenhaltung im Unternehmen offiziell jemandem zu übertragen. Z.B. ein Schreiben der Geschäftsführung: “Herr/Frau Y ist verantwortlich für die Betreuung der Bienenvölker, einschließlich Einhaltung der rechtlichen Vorgaben.” So ist klar, wer Ansprechpartner für Behörden ist und wer intern die Sache steuert. Das hat auch im Haftungsfall Bedeutung, denn wenn etwas schiefgeht und man nachweisen kann, dass ein kompetenter Verantwortlicher benannt war, zeigt das Sorgfalt des Unternehmens.
Das Rechtsgebiet der Firmenbienen ist überschaubar und gut handhabbar. Mit Anmeldung, Versicherung und nachbarschaftlicher Rücksicht hat man die wichtigsten Pflichten erfüllt. Wer dann noch seine Bienen ordentlich behandelt und alles transparent kommuniziert, braucht juristische Konfrontationen nicht zu fürchten.
Marketing und Kommunikation: Bienen im Unternehmensbild verankern
Ein Bienenprojekt auf dem Firmengelände entfaltet seinen vollen Wert erst durch gelungene Marketing- und Kommunikationsarbeit. Was intern an positiven Effekten spürbar ist, soll auch extern sichtbar werden – und umgekehrt. Dieser Abschnitt zeigt, wie man die Geschichte der Firmenbienen erzählt, das Engagement in die Nachhaltigkeitsstrategie integriert und so das Image der Organisation nachhaltig prägt. Auch die interne Kommunikation spielt eine Rolle: Informierte und eingebundene Mitarbeiter werden zu Botschaftern des Projekts.
Interne Kommunikation: Mitarbeiter informieren und begeistern
Bereits vor dem Start des Bienenprojekts sollte die Belegschaft eingebunden werden. Eine Ankündigung etwa über das Intranet oder bei einer Betriebsversammlung schafft Vorfreude: “Wir bekommen fleißige neue Mitarbeiter – 50.000 an der Zahl, mit Flügeln!” Solche charmanten Formulierungen sorgen für Aufmerksamkeit. Wichtig ist, sachlich zu erklären, warum die Firma das macht (Nachhaltigkeit, Beitrag zum Umweltschutz, eigenes Learning-Projekt) und was die Kolleg*innen erwartet. Hier kann man gleich Entwarnung geben für Ängstliche: Dass Honigbienen friedlich sind und niemandem etwas zuleide tun, solange man ihnen nicht zu nahe kommt. Vielleicht hat man im Haus sogar Allergiker – diesen sollte man anbieten, individuelle Fragen zu klären, und versichern, dass Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.
Wenn die Bienen dann einziehen, ist das ein Ereignis, das man intern feiern kann. Einige Firmen organisieren einen kleinen Empfang für die Bienen: z.B. ein Sommerfestchen, bei dem der Imker die Königin vorstellt oder jedem ein Löffelchen Honig (aus einem anderen Volk) zum Probieren gibt. Fotos vom Aufstellen der Bienenstöcke kann man sofort im Intranet oder auf internen Social-Media-Kanälen teilen. Das schafft ein Gefühl der Teilhabe.
Im Laufe der Zeit sollte die interne Kommunikation regelmäßig Updates liefern. Das könnte eine vierteljährliche Bienen-News im Newsletter sein (“Unsere Bienen haben den Winter gut überstanden – übrigens, wusstet ihr, dass eine Winterbiene bis zu 9 Monate lebt?”), eine kleine Fotoreportage von der ersten Durchsicht im Frühjahr oder ein Interview mit dem Mitarbeiter-Imker. Manche Unternehmen installieren eine Webcam am Bienenstand und streamen ins Intranet – ein echter Renner in Pausen, wo man mal schauen kann, was die Brummer so treiben. Solche Live-Einblicke stärken die Bindung und Neugier.
Ein Highlight für die interne Kommunikation ist natürlich die Honigernte. Schon im Vorfeld kann man ankündigen: “Bald wird geschleudert – unsere Bienen waren fleißig!” und vielleicht ein Tippspiel machen: Wie viel Kilo Honig werden es wohl? Wenn der Honig geerntet und abgefüllt ist, lässt sich eine hübsche Aktion daraus machen: Die Gläser könnten auf einer Betriebsversammlung verteilt oder an alle Mitarbeitenden als kleines Dankeschön gegeben werden. Ebertlang beispielsweise berichtet, dass ihr Imker zweimal im Jahr Honig liefert und die Belegschaft diesen als Geschenk sehr schätzt. Bei EBP wurden kleine Gläser zu Weihnachten an alle verteilt – ein süßer Weg, das Projekt mit dem Firmenjahr zu verweben.
Mitarbeiter-Events rund um die Bienen sind Gold wert für’s Employer Branding. Wie wäre es mit einem “Tag der offenen Bienenstöcke”, bei dem Mitarbeiter (ggf. in Schutzanzügen) mal einen Blick ins Innere werfen können? Anbieter wie Stadtbienen haben dafür kurze Seminare im Programm. Auch ein “Lunch & Learn”-Vortrag übers Imkern, wie er angeboten wird, kann im großen Konferenzraum oder digital stattfinden – 30 Minuten, in denen ein Experte aus dem Nähkästchen plaudert, während die Kollegen ihr Mittagessen genießen. Solche Sessions fördern das allgemeine Umweltwissen und zeigen, dass das Unternehmen in Mitarbeiterbildung investiert.
Während der Corona-Zeit kamen bei EBP auch Herausforderungen in der internen Organisation auf: Im Home-Office musste man klären, wer überhaupt ins Büro fährt, um nach den Bienen zu sehen. Dieses Beispiel zeigt, dass interne Kommunikation nicht nur Jubelmeldungen umfasst, sondern auch pragmatisch klären muss, wie Verantwortung verteilt wird. Hier hilft es, klare Absprachen zu haben (wer ist Backup, falls der Haupt-Imker ausfällt) und Transparenz: Alle sollen wissen, dass Bienenhaltung kontinuierliche Betreuung erfordert. So verhindern Sie, dass im Eifer des Tagesgeschäfts die Tiere vergessen werden – was übrigens bei EBP nie passiert ist, aber der Mitarbeiter merkte an: Man sollte sich bewusst sein, dass man die Bienen nicht sich selbst überlassen darf.
Unter dem Strich werden Mitarbeiter meist stolz und interessiert auf das Bienenprojekt reagieren, wenn sie von Anfang an mitgenommen werden. Oft entwickelt sich ein kleiner Fankreis, der das Projekt trägt. Diese Begeisterung kann dann nach außen getragen werden – etwa indem Kolleginnen auf ihren privaten Social-Media-Accounts Bilder posten (“Schaut mal, unsere Firma hat jetzt eigene Bienen! Finde ich toll.”*). Damit wird jeder Beteiligte zu einem Authentizitäts-Multiplikator für das Arbeitgeberimage.
Externe Kommunikation: CSR-Projekt mit Strahlkraft
Nach außen hin lässt sich ein Bienenprojekt hervorragend als Teil der Nachhaltigkeitskommunikation und des Corporate Brandings einsetzen. Wichtig ist dabei ein authentischer Ton: Das Engagement soll sympathisch und glaubwürdig rüberkommen, nicht nach dem Motto “Schaut her, wir retten die Welt mit zwei Bienenvölkern”.
Ein erfolgreicher Ansatz ist, die Bienen zum Geschichtenerzählen zu nutzen. Medien lieben Geschichten mit konkreten Bildern und positiver Botschaft. „Unternehmen engagiert sich für Bienen“ – solche Schlagzeilen kommen gut an, wie ein PR-Berater treffend formuliert hat. Insbesondere lokale Medien (Zeitung, regionale Fernsehsender, Onlineportale) berichten gerne über solche Initiativen, weil sie anschaulich und nah an aktuellen Umweltthemen sind. Ein PR-Verantwortlicher im Unternehmen kann gezielt Pressemitteilungen dazu verfassen: Zum Start des Projekts, zur ersten Honigernte (mit Zahlen: “X kg Honig geerntet – das gibt Y Gläser Stadtgold für unsere Kunden”) und zu besonderen Ereignissen (z.B. wenn man das Projekt ausweitet oder mit einer Schule kooperiert).
Die Bildsprache spielt in der externen Kommunikation eine große Rolle. Bienen sind fotogen, Imkeranzüge ebenfalls. LinkedIn-Posts mit Mitarbeitern im Imkerschleier und einem Bienenrahmen in der Hand generieren garantiert mehr Aufmerksamkeit als das x-te Teammeeting-Foto. Es ist emotional, ungewöhnlich und zeigt Mitarbeiter in einer stolzen, “heldenhaften” Situation – im positiven Sinne. Daher sollte die Kommunikationsabteilung frühzeitig gutes Bildmaterial sammeln. Professionelle Dienstleister liefern, wie erwähnt, oft hochwertige Fotos und Texte als Teil des Pakets. So stellt nearBees etwa ansprechendes Bildmaterial, Geschichten und sogar einen Content-Plan bereit. Das Unternehmen kann diese Inhalte dann über seine Kanäle verbreiten: von der eigenen Webseite (ein Blogartikel “Unsere neuen Mitarbeiter: 50.000 Bienen unterstützen die Nachhaltigkeit bei Firma X”) über Social Media bis hin zum Nachhaltigkeitsbericht.
Ein gelungenes Beispiel sind Presseberichte, wo eine Mitarbeiterin stolz erzählte, wie man ein vernachlässigtes Betriebsgelände in Berlin in einen grünen Garten mit Bienenvölkern verwandelte. Die Geschichte enthielt alle Zutaten: konkrete Zahlen (“60.000 Bienen im Sommer”), ein vorher-nachher (vom Schmuddeleck zum Biotop) und ein Ausblick (der Konzern plant, an allen 150 Standorten Bienen oder Gärten einzurichten). Solche Berichte erzielen eine Leuchtturmwirkung – sie zeigen das Unternehmen als Vorreiter und könnten andere inspirieren.
Kernelemente externer Kommunikation könnten sein
Pressemitteilung & Blogpost zur Einführung: Warum macht die Firma das? Evtl. Statement der Geschäftsführung (“Wir übernehmen Verantwortung für unsere Umwelt vor Ort…”).
Fortschritts-Updates: “Unsere Bienen sind gut durch den Winter gekommen – jetzt starten sie in den Frühling”. Oder ein Artikel zur Honigernte mit Foto vom vollen Honigglas.
Zahlen & Fakten hervorheben: Etwa “Unsere zwei Völker haben im ersten Jahr ~40.000 m² umliegende Blühfläche bestäubt und 25 kg Honig gesammelt” – das klingt eindrucksvoll. Wenn man will, kann man hochrechnen, wie viele Blüten das sind (Millionen!) oder welchen Wert die Bestäubung hat (vgl. volkswirtschaftliche Zahlen). Solche Infos können aus Quellen entnommen werden, z.B. die oft zitierte Zahl 80 % unserer Nutzpflanzen sind auf Bienen angewiesen.
Storytelling mit Menschen: Die Imker oder beteiligten Mitarbeiter persönlich zu Wort kommen lassen. Z.B. ein Interview im Kundenmagazin: “Mitarbeiterin Z imkert seit einem Jahr auf dem Firmendach und berichtet…”. So transportiert man Begeisterung und Kompetenz.
Verbindung zu großen Themen: Insektensterben, Biodiversität, Stadtbegrünung – man kann das Projekt einordnen als kleinen Beitrag zu einem globalen Problem. Dabei ruhig auch ehrlich die Grenzen nennen (siehe unten beim Thema Greenwashing).
Social Media Challenge: Manche Firmen lassen z.B. ihr Maskottchen oder Logo an den Bienenstöcken fotografieren (“unser Firmen-Teddy besucht die Bienen”) – solche lockeren Posts kommen auf Twitter/Instagram gut an und zeigen Humor.
Teilnahme an Wettbewerben/Awards: Es gibt mittlerweile Preise und Wettbewerbe, etwa “Wir tun was für Bienen” von Deutschland summt!. Wenn die Firma z.B. parallel eine Blumenwiese angelegt hat, kann sie an solchen Pflanzwettbewerben teilnehmen. Eine Auszeichnung oder auch nur die Teilnahme bringt wieder mediale Aufmerksamkeit und Material für Pressemitteilungen.
Eine wichtige Botschaft in der externen Kommunikation ist, dass das Unternehmen sich ganzheitlich engagiert und nicht nur aus Imagegründen ein Alibi-Bienenvolk hinstellt. Hier kann man gleich den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen: In jüngerer Zeit haben einige Experten nämlich betont, dass Honigbienenhaltung allein kein umfassender Insektenschutz ist. Ein Biologe (Johannes Steidle) sagte mal pointiert: “Honigbienenhaltung hat mit Insektenschutz wenig zu tun. Sie kann im Gegenteil andere wichtige Insekten verdrängen… Das Aufstellen von Bienenstöcken und Honig mit Firmensiegel ist eher Greenwashing, wenn es nur dem Image dient.”. Solche Stimmen sollte man kennen und ernst nehmen. Die beste Antwort darauf ist, die Bienen in ein Gesamtkonzept für Biodiversität einzubetten. Das heißt, das Unternehmen kommuniziert idealerweise auch, was es zusätzlich tut: Etwa eine Wildblumenwiese angelegt, Insektenhotels aufgestellt, auf Pestizide im Grünflächenmanagement verzichtet (keine bienengefährlichen Spritzmittel auf dem Gelände) usw. Wenn diese Aspekte mitkommuniziert werden, wird klar: Die Honigbienen sind Botschafter in einem größeren Natur-Engagement. Dann dreht sich die Wahrnehmung von potentiellem Greenwashing hin zu glaubwürdigem Grünhandeln.
Marketingtechnisch lässt sich das Bienenprojekt auch mit Kundenaktionen verbinden. Ein netter Einfall mancher Firmen: den Honig in personalisierten Gläsern als Kundengeschenk nutzen und eine kleine Geschichte auf das Etikett drucken (z.B. “Dieser Honig stammt von den Bienen auf unserem Firmendach in München und steht für unseren Einsatz für Umwelt und Qualität. Danke für die gute Zusammenarbeit – Ihr Team von Firma X”). So wird das Geschenk zum Storytelling-Objekt.
Es lässt sich mit Firmenbienen ein Füllhorn an Kommunikationsmöglichkeiten erschließen. Das Projekt liefert laufend Content, den man dankbarem Publikum darbieten kann – von klassischen Medien über Social Media bis hin zur direkten Kundeninteraktion. Wichtig dabei: Konsistenz. Die Story sollte sich durch alle Kanäle ziehen: Wir als Unternehmen fördern aktiv Biodiversität und machen Nachhaltigkeit erlebbar – direkt vor unserer Haustür. Und die Bienen sind der lebendige Beweis dafür, was sonst in CSR-Berichten manchmal abstrakt bleibt.
Integration in Nachhaltigkeitsstrategie und Corporate Identity
Ein Projekt wie Firmenbienen sollte kein isolierter Fremdkörper bleiben, sondern Teil der Corporate Identity werden. Das beginnt mit kleinen Dingen: Der Honig bekommt vielleicht einen originellen Namen mit Bezug zur Firma (z.B. “X-Honig – Gold vom Dach” oder “Industrieblüte 2025” – je nach Humor). Das Logo der Firma auf den Bienenstöcken oder den Honiggläsern schafft visuelle Verknüpfung. Manche Unternehmen designen sogar eigene Maskottchen oder Icons – eine Biene mit Firmen-Helm etwa – die in internen Präsentationen auftaucht oder auf T-Shirts gedruckt wird. Solche liebevollen Details verstärken, dass die Bienen ein Teil der Unternehmenskultur sind.
Strategisch sollte das Bienenprojekt in den Nachhaltigkeitszielen des Unternehmens verankert sein. Wenn es z.B. jährliche Umweltziele gibt, kann man messbare Indikatoren definieren: Anzahl der Bienenvölker, Menge produzierter Honig als Symbol für regionale Wertschöpfung, Fläche an Blühwiese geschaffen etc. Das ermöglicht es, in Berichten konkrete Erfolge zu vermelden (“Biodiversität: zwei neue Bienenvölker erhöht – weitere Wildbienenhabitate geplant”). Die Verzahnung mit CSR-Programmen macht das Projekt zudem belastbarer gegen Sparzwänge. Wenn es z.B. Teil des konzernweiten Programms “Green Office” ist, hat es eine höhere Sichtbarkeit und kriegt eher das nötige Budget.
Auch in Richtung Employer Branding und Recruiting kann man das Projekt offensiv integrieren. Etwa auf der Karriereseite erwähnen: “Unsere Benefits: Firmenfahrräder, flexible Arbeitszeiten – und eigener Honig vom Firmendach!” Das bleibt Bewerbern im Gedächtnis. Vielleicht nicht jeder möchte Imker werden, aber es signalisiert: Hier denkt man über den Tellerrand und bietet eine angenehme Arbeitsumgebung. Eine witzige Idee eines Unternehmens: In Stellenausschreibungen stand im Footer “PS: Bei uns gibt’s Honig aus eigener Produktion – Nachhaltigkeit wird gelebt.” Das mag verspieltes Marketing sein, doch solche Kleinigkeiten summieren sich zu einem Gesamtbild.
Schließlich kann das Engagement auch Zertifizierungen oder Auszeichnungen einbringen. Es gibt beispielsweise das Label “Bienenfreundliches Unternehmen” (initiiert von manchen Umweltverbänden) oder man erhält vom Imkerverein eine Urkunde für besondere Förderung der Imkerei. Auch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat Kriterien für biodiversitätsfördernde Außenräume, die man erfüllen kann. Wenn das Firmengelände dank Bienenwiese & Co. naturnah gestaltet ist, könnte man sogar darüber eine Auszeichnung anstreben, was wiederum marketingwirksam wäre.
Nicht zuletzt sorgt die Integration ins Markenbild dafür, dass das Projekt auch krisenfest ist. Sollte es etwa mal ein weniger erfolgreiches Bienenjahr geben (z.B. ein Volk geht über Winter ein – das passiert selbst guten Imkern), kann man offen dazu stehen und es als Teil der Lernkurve kommunizieren, ohne dass gleich das ganze Engagement in Frage gestellt wird. Wenn es fest zur Identität gehört, wird man sagen: “Leider haben wir ein Volk verloren, vermutlich Varroa – wir arbeiten mit unseren Imkern daran und starten im Frühjahr mit neuem Schwung.” Das signalisiert Glaubwürdigkeit und Durchhaltevermögen.
Erfolgreiche Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit rund um Firmenbienen bedeutet, die Geschichten, Bilder und Symbole, die dieses Projekt liefert, aktiv zu nutzen. Dabei immer ehrlich bleiben (Stichwort Greenwashing vermeiden), aber ruhig kreativ und emotional sein – Bienen eignen sich ideal, um Nachhaltigkeitsthemen hörbar, sichtbar und spürbar zu machen. Die Belohnung sind ein gestärktes Image, begeisterte Mitarbeiter und ein Alleinstellungsmerkmal, das in der Öffentlichkeit positiv hängen bleibt.
Weitere Aspekte: Ökologie, Mitarbeitereinbindung, Bildung und Kooperationen
Über die Kernbereiche Organisation, Technik, Wirtschaftlichkeit, Recht und Kommunikation hinaus gibt es eine Reihe weiterer Aspekte, die für ein Firmenbienen-Projekt relevant sind. Diese betreffen vor allem die ökologische Einbettung (Stichwort Biodiversität), die Einbindung der Mitarbeiter über das Imkern hinaus, mögliche Bildungsprojekte sowie Kooperationen mit Imkern oder Umweltorganisationen. In diesem Kapitel beleuchten wir diese Punkte und zeigen, wie ein Bienenprojekt über seinen unmittelbaren Tellerrand hinaus wirken kann.
Ökologische Aspekte und Biodiversität auf dem Firmengelände
Honigbienen sind wichtige Bestäuber und leisten einen erheblichen Beitrag zum Funktionieren von Ökosystemen. Doch man darf nicht vergessen: Die Honigbiene (Apis mellifera) ist nur eine von vielen Bienenarten – wenn auch die prominenteste. Ein Unternehmen, das Bienenvölker aufstellt, tut damit schon etwas Gutes für die lokale Ökologie: Es erhöht die Bestäubungsrate in der Umgebung, was zu mehr Blüten und Früchten in Gärten, Parks und Landwirtschaft führt. In Deutschland sind rund 80 % der Nahrungspflanzen auf Bestäubung durch Insekten angewiesen, davon ein Großteil durch Bienen. Mit jeder neuen Bienenkolonie trägt man also dazu bei, dass das urbane oder ländliche Umfeld ein Stück weit ökologisch produktiver wird – Obstbäume tragen besser, Wildblumen vermehren sich erfolgreicher.
Dennoch sollte man die Honigbiene nicht isoliert betrachten. Biodiversität fördern heißt, möglichst vielen Arten Lebensraum bieten. Hier kommt das Firmenbienenprojekt ins Spiel als Impulsgeber: Oft ist es so, dass wenn erstmal Bienenstöcke da sind, das Bewusstsein für Natur am Standort wächst. Man sieht sprichwörtlich die Pflanzen mit anderen Augen – plötzlich fällt auf, wo überall noch monotones Grün herrscht, das man in blühende Oasen verwandeln könnte. So war es z.B. bei Vattenfall: Aus einer unwirtlichen, vermüllten Ecke am Kraftwerk wurde ein umzäunter Garten mit Hochbeeten, Wildblumen und sogar Käfern und anderen Insekten. Kolleginnen und Kollegen, die vorher kaum darauf achteten, freuen sich nun über Schmetterlinge und summende Wiesen zwischen Büro und Parkplatz. Ein bienenfreundliches Firmengelände ist nämlich meistens generell naturfreundlicher gestaltet: Rasenflächen dürfen teilweise zu Blühwiesen werden, man pflanzt gezielt nektarreiche Sträucher (Lavendel, Salbei, Wildrosen) und Bäume (Linden, Obstbäume) oder legt einen kleinen Firmengarten an. Das verschönert nicht nur das Gelände, sondern dient vielen Arten. In Leipzig hat z.B. BMW neben seinen acht Bienenstöcken auch Lebensräume für Grashüpfer und Libellen geschaffen – mit Erfolg, dort wurden elf Arten dieser Insekten gezählt.
Ein mögliches begleitendes Projekt ist die Anlage eines “Bienen- oder Insektengartens”. Unternehmen können brachliegende Flächen oder monotone Rasenstreifen umwandeln: Eine Bienenwiese aus einheimischen Wildblumen ist relativ leicht eingesät und pflegearm (2–3 Mal im Jahr mähen statt jede Woche). Das hat den Doppelnutzen, dass die Wildbienen und Schmetterlinge gefördert werden, also jene Arten, die wirklich bedroht sind, und gleichzeitig Ihre Honigbienen mehr Futter finden. Ebertlang nennt den eigenen Blühstreifen auf dem Firmengelände als wichtigen Teil des Projekts – gepflegt von einem engagierten Kollegen – und betont, dass private oder firmeneigene Blumenwiesen immer wichtiger werden, da durch intensive Landwirtschaft und Flächenversiegelung Bienen sonst zu wenig Nahrung finden.
Neben Blühflächen kann man auch Nisthilfen für Wildbienen aufstellen (sogenannte Insektenhotels). Diese benötigen wenig Platz und Wartung. Stadtbienen bietet etwa eine WildbienenBox an, die aufgehängt werden kann und von allein von Masken-, Mauer- oder Löcherbienen besiedelt wird
Der Clou: Wildbienen sind solitär lebende Bienenarten, die ganz ohne Betreuung auskommen – man stellt nur die Wohnung und die Natur erledigt den Rest. Für ein Unternehmen ist das eine super Ergänzung, um zu zeigen: Wir denken nicht nur an die Honigbiene, sondern an die wilden Schwestern, die genauso Unterstützung brauchen.
Ein ökologischer Aspekt, der manchmal kontrovers diskutiert wird, ist die Frage: Können zu viele Honigbienen anderen Insekten schaden? Es gibt Studien und Experten, die warnen, dass in städtischen Bereichen eine hohe Dichte an Imker-Bienen möglicherweise mit Wildbienen um das begrenzte Blütenangebot konkurriert. Johannes Steidle, der in einem Zeitungsartikel deutlich Kritik äußerte, meinte gar, die Firmenbienen könnten kontraproduktiv sein für den Artenschutz, wenn sie nur dem Image dienen. Diese Bedenken sollte man nicht ignorieren: Honigbienen sind zwar nicht per se “böse” für Wildbienen, aber es stimmt, dass man es mit der Völkerzahl nicht übertreiben sollte, besonders in innenstadtlagen. Best Practice heißt daher: Machen Sie aus dem Projekt eine Win-Win-Situation für alle Insekten. Ein oder zwei Völker auf dem Firmendach – kein Problem. Aber falls nun fünf andere Firmen in unmittelbarer Nachbarschaft das gleiche tun, könnte man als Gemeinschaft schauen, auch das Nahrungsangebot entsprechend zu erhöhen (z.B. gemeinsam ein städtisches Grünstück aufwerten) oder die Völkerzahl in Grenzen zu halten. Bislang sind deutsche Städte weit davon entfernt, dass Honigbienen “zuviel” würden – Berlin z.B. hat geschätzt über 700 Bienenstöcke auf Dächern und Balkonen, und trotzdem gibt es dort noch Wildbienen. Dennoch: Das Thema ist in Fachkreisen präsent. Für Ihr Projekt bedeutet das: Kommunizieren Sie transparent, dass Sie parallel auch Wildbienen fördern (durch Blumenwiesen, Nisthilfen, Verzicht auf Pestizide). Dann kann Ihnen niemand vorwerfen, Sie würden Insektenschutz auf die Honigbiene verengen. Im Gegenteil, Sie zeigen ein Bewusstsein für das große Ganze.
Ein toller Nebeneffekt der ökologischen Aufwertung: Das Firmengelände wird quasi zum Mini-Naturschutzgebiet oder Lernort. Insektenvielfalt kann beobachtet werden, vielleicht siedeln sich plötzlich auch mehr Vögel an, weil sie Nahrung finden. Mitarbeiter oder Nachbarn, die dies bemerken, entwickeln oft einen ganz neuen Bezug zum Areal. Aus einem sterilen Büroumfeld wird ein lebendiger Naturraum, was wiederum identitätsstiftend ist. Einige Firmen geben dieser Entwicklung ein Gesicht, indem sie z.B. Infotafeln aufstellen: “Hier blüht es für Bienen & Co. – eine Initiative von Firma X”. Oder sie führen im Firmenblog kleine Naturtagebücher (der erste Zitronenfalter wurde gesehen, die Wildbienen schlüpfen im April etc.). Damit öffnet sich das Unternehmen zur Öffentlichkeit hin auch als guter Nachbar: So mancher Anwohner erfreut sich an blühenden Firmengärten mindestens so sehr wie die Belegschaft selbst.
Firmenbienen sind oft der Ausgangspunkt für eine Transformation von Außenflächen hin zu mehr Biodiversität. Unternehmen sollten diese Chance nutzen und das Projekt mit weiteren Naturschutzmaßnahmen flankieren. Der Nutzen ist vielfältig: ökologisch (Artenvielfalt, Bestäubung), optisch (schönere Umgebung), klima-technisch (Blumenwiesen statt Schotter senken die Bodentemperatur, begrünen Dächer isolieren) und öffentlichkeitswirksam (Teilnahme an Programmen wie Deutschland summt! bringt Renommee). So wird das Bienenprojekt vom Einzelprojekt zum Baustein einer umfassenden grünen Facility Management-Strategie.
Mitarbeitereinbindung über das Imkern hinaus
Die Einbindung von Mitarbeitern wurde schon bei Organisation und Kommunikation angesprochen, aber es lohnt sich, noch einmal gezielt auf Mitarbeitereinbindung und Bildungsprojekte zu schauen. Denn ein Bienenprojekt bietet ungewöhnliche Möglichkeiten der Mitarbeitermotivation jenseits des direkten Imkerns.
Nicht jeder Kollege möchte oder soll im Imkeranzug am Bienenstock stehen. Aber viele lassen sich auf andere Weise aktivieren
Ideenwettbewerbe: Lassen Sie Mitarbeiter Vorschläge machen, wie man das Gelände bienenfreundlicher gestalten kann. Oft kommen kreative Inputs, z.B. jemand hat Ahnung von Permakultur und regt einen kleinen Gemüse-Bienen-Mix-Garten an.
Freiwilligentage: Manche Unternehmen haben Social Days oder Volunteer Days. Ein Einsatz könnte sein, zusammen mit einer lokalen Naturschutzgruppe auf dem Firmengelände oder in der Nähe Blumenbeete anzulegen oder Bäume zu pflanzen – was wiederum den Bienen nutzt. Oder auf einer städtischen Brachfläche Saatgut ausbringen (vielleicht in Partnerschaft mit der Stadt).
Workshops & Teambuilding: Den Bienenstock als Teamplayer zu nutzen, ist gar nicht abwegig. Ein Teamtag könnte so aussehen, dass eine Gruppe von Mitarbeitern gemeinsam unter Anleitung einen Bausatz für ein Insektenhotel zusammenbaut und aufstellt. Dabei lernt man nebenbei Teamarbeit und handwerkliches Geschick – und hat ein Erfolgserlebnis, das bestehen bleibt. Auch Honigschleudern kann ein Team-Event sein: Zu zweit an der Kurbel drehen, während die anderen singen – warum nicht?
Gesundheitsförderung: Es mag weit hergeholt klingen, aber die Beschäftigung mit Bienen kann stressabbauend wirken. In einigen Firmen wurden meditative “Bienenpausen” eingeführt – 10 Minuten dem Summen lauschen am Bienenstand, um den Kopf frei zu bekommen. Natürlich freiwillig. So wird das Biotop zum Bestandteil des Employee Wellbeing-Programms.
Betriebskantine: Wenn man eine Kantine hat, kann man das Thema auch dort aufgreifen: Im Frühjahr vielleicht Gerichte mit Blüten (essbare Blumen vom firmeneigenen Garten?), im Sommer Honigkuchen mit eigenem Honig. Dadurch spüren noch mehr Leute den Einfluss der Bienen im Alltag. Eventuell kann man dem Kantinenlieferanten auch sagen, er möge doch, passend zum Projekt, möglichst regionale und bienenfreundlich erzeugte Zutaten beziehen (das wäre dann ein Schritt in Richtung “Bee-friendly Food” im Unternehmen).
Interne Weiterbildung: Ein Bienenprojekt kann Kollegen ermutigen, sich selbst weiterzubilden. Vielleicht möchte der eine oder andere nach den ersten Erfahrungen im Firmenprojekt auch privat imkern oder sich intensiver mit Naturschutz beschäftigen. Das Unternehmen kann das fördern, z.B. indem es Literatur bereitstellt (eine kleine “Umweltbibliothek” im Pausenraum) oder die Teilnahme an weiterführenden Imkerkursen bezuschusst.
Bildungsprojekte nach außen: Einige Unternehmen weiten ihr Engagement auch auf Schulen oder Kindergärten aus. Wenn z.B. in der Nähe eine Schule ist, könnte man Partnerschaften eingehen: Die Schulklasse darf die Bienen besuchen, der Firmenimker erklärt ihnen die Waben und alle bekommen eine Honigprobe. Oder das Unternehmen spendet ein Bienen-Set an eine Schule (ein Volk mit Ausrüstung) und hilft betreuend – sozusagen eine Patenschaft (manche Imkervereine organisieren so etwas). Stadtbienen gGmbH nutzt ja Überschüsse aus Unternehmensprojekten, um Kita- und Schulbienen zu finanzieren. Ein Unternehmen könnte direkt solche bestehenden Programme unterstützen – das wäre eine CSR-Ausweitung ins Soziale: Umweltbildung für Kinder, gesponsert von Firma X. Die Presse würde darüber sicher gern berichten.
Zusammenarbeit mit Belegschaftsgremien: Wenn vorhanden, sollte man den Betriebsrat oder das Mitarbeitervertretungsgremium ins Boot holen. Nicht dass diese Bedenken haben, Bienen könnten Arbeitnehmer gefährden etc. Im Gegenteil, ein wohlwollender Betriebsrat kann das Projekt als Bereicherung der Arbeitsumwelt begrüßen und mit dafür sorgen, dass es gefördert wird (z.B. durch Freistellungen für beteiligte Beschäftigte). Eventuell kann man sogar im Rahmen der betrieblichen Mitbestimmung das Bienenprojekt als Teil von Gesundheitsförderung oder Kultur definieren, dann könnte man dafür offiziell Arbeitszeit aufwenden. Das hängt natürlich vom Unternehmen ab – in manchen (gerade größeren) gibt es hier klare Programme. In jedem Fall lohnt sich Transparenz: Wenn der Betriebsrat das Gefühl hat, hier passiert etwas Gutes für die Belegschaft, wird er es unterstützen.
Zuletzt führt intensives Mitarbeiterengagement oft dazu, dass Identifikation mit dem Projekt entsteht. Die Bienen werden “unsere Bienen”. So einen Multiplikatoreffekt kann man kaum hoch genug einschätzen: Mitarbeiter tragen die Begeisterung ins Privatleben und in die Gesellschaft weiter.
Kooperationen mit Imkern, Vereinen und Umweltorganisationen
Imkervereine und -verbände: Treten Sie eventuell als Firma einem Imkerverein bei (manche Vereine nehmen auch Firmen als Fördermitglieder). Sie unterstützen damit die lokale Imker-Gemeinschaft finanziell und bekommen im Gegenzug Zugang zu Fachwissen, eventuellen Versicherungen und einem Netzwerk. Oft freuen sich Vereine, wenn sie mal ihr Vereinstreffen im Unternehmen abhalten dürfen und dafür im Gegenzug vielleicht einen Vortrag vor Mitarbeitern machen.
Naturschutzorganisationen: Verbände wie NABU, BUND oder lokale Umweltinitiativen bieten oft Beratung für bienenfreundliche Gestaltung an. Sie können auch Kooperationspartner für größere Aktionen sein (z.B. gemeinsamer Tag der offenen Tür für die Nachbarschaft, wo man zusammen über Wildbienen informiert). Deutschland summt! ist eine Initiative, die direkt Unternehmen anspricht und z.B. Pflanzwettbewerbe ausrichtet. Mit solchen Organisationen zu kooperieren, kann die eigene Reichweite erhöhen und man vermeidet Insellösungen. Außerdem können die NGOs kritisch-konstruktives Feedback geben, damit das Projekt ökologisch Sinn ergibt.
Wissenschaft und Bildung: Vielleicht gibt es in der Nähe eine Hochschule mit Umweltwissenschaftlern oder Agrarstudenten. Diese sind oft erfreut über Reallabore. Ein Firmenbienenstand ließe sich evtl. in ein studentisches Forschungsprojekt einbinden (z.B. Untersuchung der Honigqualität im Stadtgebiet, Monitoring der Insektenvielfalt etc.). Für das Unternehmen springt dann evtl. eine interessante Auswertung heraus (“In unserem Honig konnten 12 verschiedene Pollenarten nachgewiesen werden – ein Zeichen vielfältiger Blütenquellen.”). Das wertet das Projekt wissenschaftlich auf.
Brancheninitiativen: In einigen Branchen schließen sich Firmen zusammen, um gemeinsame Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen. Bienen könnten da ein Teil sein. Beispielsweise könnten sich alle Unternehmen in einem Gewerbegebiet zusammentun, um das ganze Areal bienenfreundlich zu gestalten – da kommen schnell größere Flächen zusammen, und man teilt sich Kosten und Pflege. Oder Handelsunternehmen spannen ihre lokalen Filialen ein: Bei manchen Supermarktketten haben einzelne Filialen Bienenstöcke auf dem Dach, oft in Partnerschaft mit lokalen Imkern oder Stadthonig-Projekten.
Kommunen und öffentliche Hand: Die Stadtverwaltung oder Kommune freut sich meist, wenn Unternehmen grün aktiv sind. Möglicherweise kann man von städtischer Seite Unterstützung bekommen, sei es in Form von Beratung durch den Grünflächen- oder Umweltreferenten, oder in Form von Zuschüssen. Es gibt (Stand 2024/25) sogar staatliche Förderprogramme wie das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz, in dessen Rahmen Unternehmen Geld für biodiversitätsfördernde Maßnahmen beantragen können. Wenn man also z.B. das Firmengelände entsiegeln und begrünen will (inkl. Bienenweide), könnte das förderfähig sein. Hier lohnt ein Blick in aktuelle Fördermöglichkeiten.
Manche Kooperationen entwickeln sich einfach organisch: Der benachbarte Kindergarten malt plötzlich Bilder von Bienen und schenkt sie dem Unternehmen als Dank, weil die Kinder am Zaun die Bienen beobachten. Oder der Imkerverein veranstaltet einen “Tag der Deutschen Imkerei” und fragt, ob er bei Ihnen auf dem Gelände was zeigen darf. Solche Gelegenheiten sollte man offen begegnen – es stärkt immer die Verankerung in der Community.